Paolo Leto trotzt Skeptikern Dortmunder eröffnet neue Pizzeria und setzt auf „Geheimwaffe“

Allen Skeptikern zum Trotz: Paolo Leto eröffnet Pizzeria an Varziner Straße
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Dass potenzielle Kunden gnadenlos sein können, das musste Paolo Leto schon vor Eröffnung seiner neuen Pizzeria im Dortmunder Westen erfahren: Kaum dass sie mitbekamen, dass sich in dem Ladenlokal etwas tut, hagelte es bei Facebook Kommentare. Sie gingen in die Richtung: Was – schon wieder eine Pizzeria? Fällt niemandem was anderes ein? Und dann noch an diesem Standort. Einer brachte die Zweifel auf den Punkt: „Hält sich auch nicht lange.“

Die Skepsis begegnete ihm aber nicht nur im Internet – auch beim Renovieren des Lokals sei er angesprochen worden, sagt Paolo Leto: Ob er sich das gut überlegt habe? Schließlich haben an der Varziner Straße 104 schon einige das Handtuch geworfen. Früher war dort mal der „Huckarder Grill“, es folgten die Pizzerien „Cucina“ und „Deep Pan Factory“. Zuletzt versuchte es die Pizzeria „Remo“. Doch sie hat gar nicht lange durchgehalten: Im Dezember 2022 eröffnete sie, Schluss war im März.

Paolo Leto weiß um die Vorgeschichte. Doch sie schreckt ihn nicht ab. Er ist nur vorsichtig: Bittet, keine Fotos von der Außenwerbung zu machen; sie ist noch nicht so, wie er sie haben möchte. Beim Schriftzug „Da Paolo“ schimmern diverse Schilder der Vorgänger durch. Das ärgert ihn. „Das sieht nicht gut aus und erweckt einen falschen Eindruck.“ Einen unprofessionellen.

Dabei kennt sich der Inhaber der Pizzeria aus in der Branche. Er ist zwar ausgebildeter Telekommunikations-Fachmann – die Eltern haben gesagt, er solle auch einen „richtigen Beruf“ erlernen – doch sein Herz schlägt für die Gastro. „Da bin ich groß geworden“, sagt der 42-Jährige.

Innenraum der neuen Pizzeria "Da Paolo" in der Varziner Straße in Huckarde
Essen unter den Augen von Bud Spencer und Adriano Celentano: Die neue Pizzeria „Da Paolo“ ist ein kleines Restaurant, bei dem aber auch Gerichte mitgenommen werden können. © Natascha Jaschinski

Seine Eltern sind in den 70er-Jahren aus Italien nach Deutschland gekommen. Und sie haben das gemacht, was viele Italiener damals oft gemacht haben: eine Pizzeria eröffnet. Bis zur Rente waren sie in der Gastronomie. Und ihr Sohn war dabei. Erst bei ihnen, später auch in anderen Lokalen.

„Mit 12 oder 13 Jahren haben ich angefangen zu helfen, mit 14 habe ich das erste Mal hinterm Pizzaofen gestanden“, sagt Leto. „Es war immer schon mein Traum, einen eigenen Laden zu eröffnen.“ Eigentlich wollte der Italiener bereits 2020 starten. „Zum Glück hatte ich noch nichts fix gemacht“, sagt er. Denn dann kam Corona.

Erfahrener Koch

Nun aber ist es so weit. Anfang Juni hat „Da Paolo“ zum ersten Mal geöffnet. Es war ein ruhiger Start, ohne Tamtam. Die Zweifel der Huckarder weiß der 42-Jährige zu zerstreuen. „Wir sind ein starkes Team, ich weiß, was wir können – und ich weiß, was Gianni kann.“

Gianni, das ist sozusagen Paolo Letos „Geheimwaffe“. Er kennt ihn schon lange, hat zwischenzeitlich mit ihm zusammengearbeitet. Mit vollem Namen heißt er Gianni de Nitto und in Sachen Gastro-Erfahrung übertrumpft er seinen Chef noch mal deutlich: Der Koch hat schon mit acht Jahren seine erste Pizza in den Ofen geschoben. „Da brauchte ich noch eine Cola-Kiste, um dranzukommen“, erinnert sich der 57-Jährige.

Koch Gianni de Nitto vor dem Pizzaofen in der neuen Pizzeria "Da Paolo" in der Varziner Straße in Huckarde
Das ist Paolo Letos „Geheimwaffe“: Gianni de Nitto, Italiener, 57 Jahre alt und ein erfahrener Koch. Mit acht Jahren hat er seine erste Pizza gebacken. © Natascha Jaschinski

Anfang der 80er-Jahre ist er nach Deutschland gezogen und war immer in der Gastronomie. Manch einer, der in Dortmund gerne Italienisch isst, mag ihn kennen: Lange hatte er eine Pizzeria an der Wasserburg in Marten geführt, er war auch Koch im „La Gazetta“ nahe der TU Dortmund. Auch in Aplerbeck hat er gearbeitet, in Witten und zuletzt in Castrop-Rauxel.

Der 57-jährige Italiener ist sich sicher: „Wenn man Qualität liefert, spielt der Standort keine große Rolle.“ Seine Stammkunden seien auch von Marten bis Aplerbeck gefahren.

Viel Lob fürs Essen

Dass sich rumspricht, was Gianni de Nitto kann, darauf setzen er und sein Chef. Der Auftakt sei schon vielversprechend gewesen. „Dafür, dass wir noch keine Werbung gemacht haben, bin ich sehr froh, wie es gelaufen ist“, sagt Paolo Leto. Auch die Stimmung bei den Facebook-Kommentaren ist umgeschwungen: Zuletzt gab es nur noch Lob fürs Essen und den freundlichen Service.

Besonders gefeiert wird die Bruschetta. „Ein Traum“ soll sie sein, urteilt eine Userin. Gianni de Nitto witzelt bereits: „Vielleicht sollten wir uns umbenennen in ‚La Bruschetta‘.“

Dass die italienische Vorspeise so gut ankommt, mag auch daran liegen, dass der Italiener das Brot selbst backt. Überhaupt mag er es „zu kreieren“, wie er sagt. Die aktuelle Karte sei daher noch nicht die finale. Auf ihr werden viele Salate, Pasta-Gerichte und Pizzen angeboten. Darunter auch Kreationen wie Bunga-Bunga (de Nitto: „unsere Berlusconi-Pizza“), bei der die Hälften unterschiedlich belegt werden.

Diese Karte soll vor allem für das Außer-Haus-Geschäft und den Lieferservice sein. Darüber hinaus arbeitet das Gastro-Duo aber noch an Gerichten, die nur vor Ort angeboten werden: Suppen, weitere Vorspeisen, verschiedene Fisch- und Fleischgerichte. Hier werde noch ausgetestet, was gut ankomme.

Koch Gianni de Nitto in der neuen Pizzeria "Da Paolo" in der Varziner Straße in Huckarde
Den Teig für die Pizzen macht Gianni de Nitto selbst. Das Brot für die Bruschetta ebenfalls. © Natascha Jaschinski

Zurzeit stemmen die beiden Gastronomen den neuen Laden vor allem alleine. Jeden Tag sind sie am Start. „Vorerst muss das so“, sagt de Nitto. Seine Kinder sind bereits erwachsen, auch Paolo Leto hat eine Tochter, sie ist aber auch schon 16. In einer Beziehung ist er nicht. „Das würde jetzt nicht in mein Zeitschema passen.“ Klingt sehr nüchtern, aber er setzt nach: Er müsse sich nun auf das Restaurant konzentrieren, alles andere bringe nichts.

Und auch sein Koch hat klare Zukunftspläne: „Ich hoffe, bis zur Rente nicht mehr wechseln zu müssen.“

  • Die Pizzeria „Da Paolo“ hat jeden Tag von 12 bis 22 Uhr geöffnet.
  • In dieser Zeit wird auch geliefert. Momentan kann nur direkt in Laden unter Tel.: 0231/47430048 bestellt werden (Mindestbestellwert: 15 Euro).
  • Die Pizzeria soll aber auch bald auf Lieferando gelistet sein.

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