Urlaubsfeeling - das scheint der Gastro-Familie Busching zu liegen: Mit der Weinbar „No3“ betreibt Kornelija Busching bereits seit Februar 2024 eine feine mediterrane Lokalität unweit der Möllerbrücke. Mit der Pinxtos-Bar „No36“ hat sie nun im November 2024 ein zweites Standbein in Dortmund geschaffen. Bei unserem Restaurant-Check merken wir schnell: Hier kann man ebenso wie in der Weinbar „No3“ gut abschalten und sich wie im Urlaub fühlen.
Das liegt zum einen an den Pintxos, die man nicht oft auf Speisekarten findet und die auf uns sehr authentisch wirken. Sie bestehen aus jeweils einer Brotscheibe, darauf sind verschiedene Zutaten zusammengestellt. Mit einem kleinen Spieß werden die Einzelkomponenten zusammengehalten - daher auch der Name Pintxos vom spanischen Wort für Spieß.
Aber auch Einrichtung und Atmosphäre unterstützen das Urlaubsgefühl: spanische Musik, warme Farben, stimmige Deko. Das trägt zum Gefühl bei, dass Kornelija Busching und ihre Familie da ein Stück Baskenland an die Lindemannstraße geholt haben.

Die Speisekarte
Wie im Baskenland in entsprechenden Bars steht auch im „No36“ eine Glasvitrine, in der man sich die wöchentlich wechselnden Pintxos anschauen und auswählen kann. Bei unserem Besuch an einem Mittwochabend sind hier vier verschiedene Varianten angerichtet: Ofen-Gemüse mit Chiliöl und Essigkarotte, Olivenpesto mit Chorizo und Essiggurke, Ziegenfrischkäse mit Honigpfirsich und Datteln sowie Schafskäse-Paprika-Creme mit Champignons und glasierten Zwiebeln. Außerdem stehen in der Glasanrichte noch kalte Tapas, wie Oliven, Käse und eingelegtes Gemüse.
Zudem gibt es eine Speisekarte mit Tapas: Dort findet man unter „kalt serviert“ beispielsweise Dips (Aioli, Mojo rojo, Mojo verde), Manchego mit Tomatenmarmelade, Serranoschinken, Sardinen und Tomatensalat. „Warm serviert“ werden Tortilla, Rotweinbirne auf flambiertem Ziegenkäse, Albondigas in einer Pastis-Tomaten-Sauce oder weiße Bohnen in Tomatensauce.
Die Auswahl ist nicht riesig, aber abwechslungsreich, sodass hier jeder etwas finden dürfte. Ebenso ist es bei den Getränken: Weine, Longdrinks, Cocktails, Spirituosen, Bier, natürlich auch Anti-Alkoholisches steht auf der Karte.

Die Gerichte im Geschmackstest
Wir entscheiden uns zum Auftakt für „Tapasvariationen“ (16,50 Euro). Auf einem großen Teller angerichtet bekommen wir zwei Pintxos, ein kleines Stück Tortilla, Iberico-Käsewürfel mit Chili und Rosmarinöl, Serranoschinken, Chorizo, Pimentos, eingelegtes Gemüse, Oliven und zwei Schälchen mit Mojo verde und Mogo rojo. In einem extra Körbchen stellt der freundliche Kellner, der uns auch alle Komponenten des Tellers erklärt, noch sechs Scheiben Brot dazu.
Die Zusammenstellung gefällt uns ob der Vielfalt gut. Herausragend gut schmecken uns die beiden Dips. Gespannt sind wir besonders auf die Pintxos - und das zurecht: ein sehr leckerer Snack. Ich probiere die Variante mit Ziegenfrischkäse, Trauben und Walnüssen - eine perfekte Kombination. Das Brot ist knusprig, der eher milde Ziegenfrischkäse cremig, dazu die Fruchtkomponente und die knackigen Walnüsse. Für mich ein ideales Mini-Gericht. Meine Kollegin, die mich begleitet, probiert die Pintxo-Variante mit Champignons, Paprika und Pimento in Öl - auch dafür gibt es gute Noten.
Was uns angenehm auffällt: Die Pintxos wirken auf uns bodenständig - es sind keine kleinen Kunstwerke mit unzähligen, nicht nachvollziehbaren Komponenten. Sie wirken wie solide Hausmannskost. Für uns passt das gut zu der Vorstellung, ein einfaches Kneipengericht vor uns zu haben, wie es der Ursprung aus dem Baskenland eben auch vorgibt.

Die Tapasvariationen sind, auch wenn man teilt, durchaus schon eine gute Portion. Aber für unseren Restaurant-Check möchten wir noch mehr probieren. Für eine kleine zweite Runde entscheide ich mich schnell für ein zweites Pintxo. Außerdem fragen wir den Kellner nach einem Tipp und landen so beim Chorizo-Tomaten-Zwiebel-Ragout in Rotweinsauce auf Kartoffelpüree (14,50 Euro).
Mein Pintxo mit Ziegenfrischkäse, Honigpfirsich und Datteln (4,80 Euro) ist richtig lecker. Mit der Süße des Pfirsichs und der Datteln könnte es schon fast als Dessert durchgehen. Obwohl es so gut ist, verliert es den Vergleich mit dem wirklich tollen Chorizo-Ragout allerdings. Das Ragout ist für uns ein echtes Highlight: Das Ragout ist herrlich würzig, mit süßer Note. Toll auch die leicht sämige Sauce, in die letzten Reste dippe ich noch Brot - bloß nichts verschwenden. Die Portionsgröße bietet sich auf jeden Fall zum Teilen an.

Satt sind wir nun auf jeden Fall. Aber ein süßer Abschluss muss trotzdem sein. Ein bisschen enttäuscht bin ich, als ich die Honigbirne auf flambiertem Ziegenkäse probieren möchte. Das geht leider nicht mehr, der Ofen sei schon aus, entschuldigt sich der Kellner - hat aber gleich eine Alternative parat: San-Sebastian-Cheesecake mit Schokosauce.
Als der Teller mit dieser Kalorienbombe wenig später vor uns steht, bin ich froh, dass die Birne nicht mehr möglich war: Der Käsekuchen ist ein absoluter Traum! Total locker-leicht, er zergeht von selbst im Mund. Die Schokosauce passt perfekt, ist passend dosiert, sodass sie dem Kuchen genug Raum lässt. Ein großartiges Dessert.

Der Service
Der Kellner, der uns an diesem Abend bedient, macht seinen Job sehr gut: Von der freundlichen, unkomplizierten Begrüßung bis zur Beratung zu den Speisen und Getränken fühlen wir uns gut aufgehoben. Er weiß, welche Speisen auf unserem Tapas-Teller zu finden sind, kann auch Infos zum Rotwein geben.
Und schnell geht es auch noch - was an diesem Abend allerdings auch keine große Herausforderung ist: Außer uns ist nur noch ein weiterer Tisch belegt. Am Wochenende sehe das deutlich anders aus, erklärt uns Inhaberin Kornelija Busching nach unserem Check im Gespräch: Donnerstagabend nehme das Geschäft langsam Fahrt auf, am Wochenende sei es richtig voll. Da sollte man auf jeden Fall reservieren. Nur an der Theke könne man mit Glück spontan einen Platz ergattern.
Viele Gäste würden sich die Pintxos vorweg gleich zusammen mit dem ersten Getränk bestellen und so die Zubereitungszeit für die warmen Gerichte überbrücken. Eine Abfolge, die uns durchaus einleuchtet - ein guter Hinweis für den nächsten Besuch.
Das Ambiente im No36
Die Pintxo-Bar „No36“ hat auf jeden Fall das Zeug zum gastronomischen Lieblingsort. Unkompliziert, einladend, herzlich, authentisch. Das Team versteht es, seinen Gästen eine entspannte Auszeit zu verschaffen. Für geschmackvolle Einrichtung und eine wohlige Atmosphäre hat man auf jeden Fall ein Händchen. Die Backsteinwände geben der Bar Charakter, Beleuchtung und Möbel sind stimmig ausgewählt.
Man kann sich hier richtig satt essen, aber eben auch nur Kleinigkeiten wählen. Die Speisen laden auf jeden Fall zum Teilen ein: Mit mehreren Personen eine Auswahl bestellen und sich nach Herzenslust durchprobieren, ist gut machbar.
Die Anfahrt
Die Pintxo-Bar „No36“ verdankt ihren Namen der Lage: Lindemannstraße 36. Wie immer im Kreuzviertel gilt der Tipp: Am besten ohne Auto kommen - Parkplätze sind rar. Von der Haltestelle Möllerbrücke läuft man keine 5 Minuten.
Die Google-Rezensionen
Die Bar gibt es erst seit November 2024 - dementsprechend wenige Rezensionen gibt es bislang: Neun Rezensenten vergeben 5 von 5 Sternen (Stand 10.1.2025).
„Wirklich cool, geschmackvoll und lecker die kleinen Happen. Kam mir vor wie in Spanien in einer Tapasbar“, schreibt ein Kunde. „Der Laden strahlt eine unglaublich gemütliche und einladende Atmosphäre aus, in der man sich sofort wohlfühlt. Die Pintxos und anderen Speisen sind nicht nur super lecker, sondern auch kreativ und hochwertig zubereitet. Man merkt, dass hier viel Liebe ins Detail gesteckt wird“, lobt ein weiterer Gast.
Pintxo-Bar „No36“ in Dortmund
- Internetseite: www.no36-pintxo-bar.de (mit Speisekarte)
- Instagram: no36_pintxobar
- Adresse: Lindemannstraße 36, 44137 Dortmund
- Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 16 bis 22 Uhr
- Reservierungen: per Mail, Instagram oder Telefon 0231/77571066
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