Für seinen abgegebenen Kleingarten hätte Oliver Lemke (50) vom Gartenverein Brechten 1037 Euro als Ablösesumme bekommen sollen – am Ende seien nur 56 Euro übrig geblieben. Der Grund: nicht geleistete Pflichtstunden. Lemke erhalte als Ex-Pächter eines Kleingartens Geld vom Gartenverein, weil er für die Abgabe des Kleingartens eine Entschädigung für seine Investitionen und Verbesserungen an der Parzelle bekommt.
Der 50-Jährige fühlt sich vom Gartenverein Brechten unfair behandelt: „Ich habe mich mehrfach für die Pflichtstunden angeboten, aber ich wurde immer wieder vertröstet und soll jetzt trotzdem dafür aufkommen.“ Lemke hatte den Kleingarten am Weckweg 20a in Dortmund-Brechten vor etwa drei Jahren von seinem Bruder für rund 1000 Euro übernommen, der ihn zuvor drei bis vier Jahre lang gepachtet hatte. Ursprünglich hatte er eine enge Verbindung zur Anlage: Er ist in Brechten aufgewachsen und als Kind oft durch die Gärten gelaufen. Doch inzwischen wohnt er in Lünen und hat dort eine eigene Grünfläche.
Den Schritt, den Garten abzugeben, bereut er nicht. „Ich hatte viel Arbeit mit dem Garten. Jetzt habe ich meinen eigenen kleinen Grünbereich, das reicht mir völlig.“ Vor allem auch im Rückblick auf den Streit um die Pflichtstunden, für die sich Lemke über WhatsApp angeboten habe. Aber von den vier Tagen, die er vorgeschlagen habe, sei ihm nur ein Tag zugeteilt worden. Danach sei er erneut vertröstet worden, bis die Saison vorbei gewesen sei. Als er den Garten schließlich abgab, wurden ihm 330 Euro für nicht geleistete Pflichtstunden abgezogen. „Das wurde einfach einbehalten“, erklärt Lemke.

„Und dann wurden mir weitere Kosten für den Abtransport von Steinen und Holz angerechnet, sodass am Ende fast nichts mehr übrig blieb.“ Doch diese Kosten seien für den 50-Jährigen in Ordnung. „Mir geht es nur um die Pflichtstunden. Damit hat mich der Verein über den Tisch gezogen“, ärgert sich Lemke.
Gartenverein Brechten erklärt Pflichtstunden-Streit
Doch der Vorsitzende des Gartenvereins, Gerhard Döbler, weist die Vorwürfe entschieden zurück: „Er hatte von Januar bis zum 6. Dezember Zeit, diese zu leisten. Aber er ist nicht erschienen, obwohl wir ihn mehrfach eingeladen haben.“
Für jeden Pächter seien im Jahr 20 Pflichtstunden vorgesehen. Pflichtstunden sind festgelegte Arbeitsstunden, die alle Pächter in einer Kleingartenanlage ableisten müssen. Sie dienen dazu, gemeinschaftliche Aufgaben wie den Erhalt der Wege, das Schneiden von Hecken oder allgemeine Instandhaltungsmaßnahmen durchzuführen. Wer diese Stunden nicht erbringt, muss eine Ausgleichszahlung leisten, erklärt der Vorsitzende.
Lemke sei bereits im Jahr 2023 unzuverlässig gewesen, und die Regel sei klar: Wer keine Pflichtstunden leistet, muss 30 Euro pro Stunde zahlen. „Ich habe ihm sogar noch Hilfe angeboten, aber er hat sich nicht mehr gemeldet. Am Ende ist er wutentbrannt abgehauen.“
Auch der Stadtverband Dortmunder Gartenverein schaltete sich auf Lemkes Bitte hin in den Streit ein. Der Bezirksvertreter habe Lemke darauf hingewiesen, dass er bis zum 6. Dezember 2024 seine Stunden leisten könne. „Aber das ist nicht passiert“, sagt Döbler, der vom Stadtverband kontaktiert wurde. Er betont, dass der Verein alles korrekt gehandhabt habe: „Sonst machen die anderen Mitglieder ja auch ihre Pflichtstunden. Wir haben Lemke mehrfach zu Gesprächen eingeladen. Ich hätte gerne mit ihm gesprochen, aber er ist nie darauf eingegangen.“
Lemke sei nicht prinzipiell gegen die Regelung, aber die Art und Weise, wie mit ihm verfahren worden sei, empfinde er als ungerecht. „Als ich mich an den Stadtverband wandte, hat mich der Gartenwart so beleidigt, dass ich die abgemachte Pflichtstunde nicht gemacht habe, weil ich Angst vor noch mehr Provokation hatte“, erzählt Lemke.
Für Döbler ist der Fall hingegen eindeutig: „Wir waren überkorrekt und sind ihm sehr entgegengekommen. Ich mache das hier seit 20 Jahren, aber so etwas habe ich noch nie erlebt.“
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 5. März 2025.
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