
An Pfingsten wird die Pfingstprozession wieder mit Teilnehmern durch Huckarde ziehen dürfen. © Michael Ortwald
Wieder Pfingstprozession im Dortmunder Westen – ganz weg war sie nicht
Pfingsten
Nach zwei Corona-Jahren gibt es im Dortmunder Westen wieder die Pfingstkirmes Pingsthuekke. Und auch die Pfingstprozession feiert ihr Comeback. Allerdings: Ganz ausgefallen ist sie gar nicht.
Viele Veranstaltungen, die vor der Pandemie selbstverständlich waren, finden nun wieder statt. Zum Beispiel die Pfingstkirmes Pingsthuekke in Huckarde. Ein Höhepunkt dieser Kirmes war auch immer die Pfingstprozession der katholischen Urbanus-Gemeinde. Auch sie feiert wieder ihr Comeback.
Aber: „Das Wort ‚wieder‘ ist eigentlich nicht angebracht“, sagt Pfarrer Michael Ortwald. Denn nimmt man es genau, ist die Prozession auch in der Corona-Zeit nie ausgefallen. In den vergangenen zwei Jahre sind Michael Ortwald und Vikar Dominic Molitor einfach zu zweit losmarschiert. Unter Einhaltung der Corona-Regeln.
Die Kontinuität wahren
Der Grund: Man habe die Kontinuität wahren wollen. Denn man wisse ja nie... Schließlich sagt die Legende, dass die Huckarder einst ein Gelübde ablegten. Aus Dankbarkeit dafür, dass die Pest Huckarde verschont hatte, wollte man immer am Pfingstmontag eine Prozession veranstalten.

In den vergangenen beiden Jahren gingen Pfarrer Michael Ortwald und Vikar Dominic Molitor zu zweit die Segensstationen ab. © Michael Ortwald
An dieses Versprechen haben sich Pfarrer und Vikar trotz Pandemie gehalten. Auch wenn der geschichtlich interessierte Michael Ortwald bezweifelt, dass die Gelübde-Geschichte historisch gesichert ist.
Zum einen sei Dortmund im Jahr 1508 von der Pest heimgesucht worden. Dass Huckarde verschont geblieben ist und es einen Grund für das Gelübde gab, sei unwahrscheinlich. Zum anderen führt die Prozession als sogenannte Sakramentsprozession an vier Stationen vorbei.
Mai Hofgericht nach Pfingsten
Dabei nimmt die Prozession die gleiche Route, die bereits seit 1450 für die sogenannten Grenzumgänge nachgewiesen ist. Immer am Dienstag nach Pfingsten gab es seinerzeit das Mai-Hofgericht. Dabei wurden – es gab noch kein Kataster, keine Karten – die Grenzen der Gemeinde abgegangen und kontrolliert. Irgendwann könnten bei diesem Umgang dann die Felder gesegnet worden sein. Der Pfingstumzug hat sich deshalb möglicherweise eher aus diesen Grenzumgängen entwickelt.
Auf jeden Fall ist die Prozession seit mehr als 400 Jahren verbürgt. Nur in den Jahren 1829 bis 1840 und im Kriegsjahr 1944 fiel sie aus.
Vier Segensstationen
In diesem Jahr ist die Pfingstprozession am Pfingstmontag (6.6.). Um 10 Uhr geht es los mit einer Festmesse mit Festprediger Vikar Christin Schmidtke aus Herne. Anschließend (11 Uhr) zieht die Gemeinde aus zu den vier Segensstationen im Dorf. Im Anschluss ist noch Gemeindetreff im Urbanus-Haus.
Holger Bergmann ist seit 1994 als freier Mitarbeiter für die Ruhr Nachrichten im Dortmunder Westen unterweg und wird immer wieder aufs neue davon überrascht, wieviele spannende Geschichten direkt in der Nachbarschaft schlummern.
