Wachen zeitweise unbesetzt
Personalnot bei Bundespolizei in Dortmund
Die Bundespolizei in Dortmund leidet unter Personalmangel. Grenzschutz, Auslandseinsätze und unbesetzte Stellen schwächen die Inspektion. Die Wache am Hauptbahnhof Dortmund ist eine der am meisten belasteten Wachen Deutschlands. Doch die könnte bald kurzzeitig schließen. Schuld ist die Situation am Flughafen Dortmund.
Präsenz zeigen, Fragen beantworten und Bürger ansprechen: Bundespolizisten im Einsatz am Hauptbahnhof. Sie sind Gewalt ausgesetzt und stolpern von einem Loch im Dienstplan ins nächste.
Die für Sicherheit in Bahnhöfen und auf Gleisen im gesamten Ruhrgebiet zuständige Bundespolizeiinspektion in Dortmund muss zeitweise ihre Wachen in Bochum, Gelsenkirchen und Recklinghausen schließen, um die Ein- und Ausreisekontrollen am Flughafen Dortmund in Wickede gewährleisten zu können.
Am Hauptbahnhof: "Eine der am meisten belasteten Wachen in Deutschland"
500.000 Bahnreisende täglich, 3200 Taschendiebstähle im Jahr, 190 Widerstände und Angriffe gegen die Einsatzkräfte, Fußballeinsätze, Demonstrationen, Überfälle und Schlägereien – Jörg Radek von der Gewerkschaft der Polizei (GdP) bezeichnet die Wache am Hauptbahnhof als eine der "am meisten belasteten Wachen in Deutschland."
Offiziell zugewiesen sind der Dortmunder Inspektion 319 Stellen. Doch nach Abzug der zurzeit unbesetzten Dienstposten, der Bundespolizisten im Auslandseinsatz und der weltweit als Flugbegleiter eingesetzten "Sky Marshalls" fällt die Bundespolizei auf ein Niveau zurück, mit dem der Alltag nur schwer zu stemmen ist.
Bundespolizisten aus dem Dortmunder Inspektionsbereich mussten seit September 2015 immer wieder zu Grenzschutzeinsätzen nach Bayern fahren. Sie kehrten mit mehreren hundert Überstunden pro Person zurück. Weil aktuell deutlich weniger Asylsuchende einreisen, entspannt sich die Lage. "Wir können etwas durchatmen", sagt dazu Polizeioberrat Sven Srol.
Zentrale Ein- und Ausreise fehlt am Dortmunder Flughafen
Ein Dauerproblem ist der Flughafen: Da bei seinem Bau keine zentrale Ein- und Ausreise gebaut worden ist, sind die auf mehrere Punkte verteilten Passkontrollen an dem inzwischen auf Osteuropa spezialisierten Airport sehr personalintensiv – nötig sind etwa 20 Beamte. Sven Srol: "Bei einer zentralen Ein- und Ausreise kämen wir mit der Hälfte des Personals aus und müssten nicht aufstocken."
Die Kontrollen sind wichtig, weil mit den in Osteuropa, in der Türkei und in London startenden Fliegern immer wieder mit Einreiseverboten belegte oder per Haftbefehl gesuchte Passagiere landen. "Wir haben da viele Treffer", sagt Bundespolizeisprecher Volker Stall über die Flughafen-Einsätze, für die Kollegen ihre Wachen in Recklinghausen, Herne, Bochum und Hagen verlassen müssen.
"Unterstützungsverfahren" für Inspektion der Bundespolizei ist abgelaufen
Zeitweise sind die Wachen dann geschlossen. Die dünne Personaldecke könnte auch Folgen für die Wache am Hauptbahnhof haben: "Wir haben unserer Direktion angedeutet, dass auch eine kurzzeitige Schließung der Dortmunder Wache nicht mehr auszuschließen ist", sagt Sven Srol. Inzwischen ist ein "Unterstützungsverfahren" für die Inspektion angelaufen.
Der Hauptbahnhof ist eine Station der Kategorie 1. Das bedeutet: Hohe Kriminalitätsrate, Hochbetrieb in einem Fernverkehrs- und Umstiegsbahnhof und eine unbestimmte Gefahr von Terroranschlägen.