Neues Restaurant für deutsch-persische Fusion-Küche Gastronom verzweifelt an Bürokratie

Koch darf nicht arbeiten - Gastronom verzweifelt an Bürokratie
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Mohammad Ebrahim Mirmohammadi hat sich so einiges in Dortmund vorgenommen, wie der Iraner erzählt: „Ich wollte eine persische Tradition nach Deutschland bringen.“ Wie das in der Praxis aussieht, lässt sich in seinem „D&P Restaurant“ nicht nur anhand der Speisekarte erkennen: Traditionelles Mobiliar sowie Vasen aus dem Mittleren Osten schmücken den Raum.

„Ich habe alles aus dem Iran hierhin transportiert“, verrät Mirmohammadi. Möglich war das durch seine Firma für Export und Import, die einen Schwerpunkt auf solche teuren Stühle und Tische lege, wie sie nun im Gastraum am Brackeler Hellweg 117 stehen. Jetzt müssen hier nur noch Gäste Platz nehmen, die Hunger auf deutsch-persische Fusionküche haben.

Investiert - aber nichts verdient

Doch genau das ist der Haken: Seit der Eröffnung vor zwei Monaten haben hier nur wenige Gäste gespeist. „Ich habe noch nichts verdient, obwohl ich so viel investiert habe“, sagt Mirmohammadi. Dabei klingt es vielversprechend, was seine Küche serviert:

Es reicht von deutschen Menüs wie einem klassischen Schnitzel oder einer Kalbsleder nach Berliner Art bis eben zu den persischen Klassikern wie etwa das Adus Pol, ein Linsenreis mit Rosinen und Schirazsalat.

Für die Zubereitung verantwortlich sind derzeit ein befristet eingestellter Koch sowie vor allem Mirmohammadi selbst. Der Iraner hatte eigentlich eingeplant, dass sein Bruder in der Küche stehen soll, da dieser bereits in seiner Heimat als Koch tätig ist: „Meine Bruder belegte dafür etliche Kurse, aber er machte keine Ausbildung wie hier“, erklärt der 40-Jährige.

Blick in den Gastraum des Restaurants
Traditionelles Ambiente im D&P-Restaurant: Hier können Gäste deutsche und persische Gerichte essen. © Trilling

Mail an Oberbürgermeister

Daher werden die Zeugnisse seines Bruders hierzulande nicht als adäquater Nachweis anerkannt. „Was soll ich machen, wenn wir dafür keine Ausbildung im Iran haben?“, fragt Mirmohammadi.

Andersherum sei es alles andere als einfach, in Deutschland eine Küchenkraft mit Kenntnissen der persischen Küche aufzutreiben: „Hier kann man keinen Koch dafür finden.“

Damit Mirmohammadi seinen Bruder ins Team holen kann, stellte er viele Anträge und legte Zertifikate vor – insbesondere bei der Zentralstelle Fachkräfteeinwanderung Nordrhein-Westfalen (ZFE), die sich auf Nachfrage nicht zu dem Sachverhalt äußerte, wie er erzählt.

Irgendwann habe sich der Gastronom dazu entschieden, sich per Mail an Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal (SPD) zu wenden.

Bürokratischer Teufelskreis

Der Iraner erhielt auch eine Antwort - in der er jedoch auf die ZFE verwiesen wurde. So erscheint es ihm, als befände er sich in einem bürokratischen Teufelskreis: „Dieser Prozess ist wie ein Horrorfilm“, so Mirmohammadi. „Deutschland braucht so viele Fachkräfte. Aber wenn es so schwer ist, hier zu arbeiten, kommt doch niemand.“

Worauf es in der Gastronomie ankommt, wurde ihm in die Wiege gelegt: Denn seine Familie betrieb im Iran bereits ein Restaurant. Während sein Bruder diese Tradition dort als Koch fortsetzte, schlug Mirmohammadi einen anderen Weg ein:

Zunächst war er in der Heimat für eine Computerfirma tätig, schließlich folgte seine eigene Transportfirma.

Mohammad Ebrahim Mirmohammadi neben der Bar in seinem Restaurant
Mohammad Ebrahim Mirmohammadi verzweifelt an den bürokratischen Hürden für ausländische Facharbeitskräfte. © Trilling

Flucht vor dem Mullah-Regime

Zwischendurch musste sich der Iraner einer schweren Wirbelsäulen-OP unterziehen. Harte körperliche Arbeit und auch zu lange Sitzungen am Schreibtisch waren nicht mehr drin. In seiner Heimat engagierte er sich zudem gegen das theokratische Regime in Teheran. 2012 musste er deswegen als Oppositioneller fliehen.

In Deutschland gründete seine Firma für Import uns Export von Restaurantausstattung - und will nun selbst mit der Gründung seines eigenen Restaurants im Herbst 2022 an die Familientradition anknüpfen.

„Ich dachte, dass ich ein Restaurant eröffnen kann“, so Mirmohammadi. „Aber ohne Koch kann ich bald zu machen.“

Dann geht er in die Küche. Es ist viel zu tun. Es riecht köstlich. Es fehlen nur noch die Gäste. Und eben sein Bruder, Koch. Mirmohammadi zweifelt, ob es irgendwann klappt: „Vielleicht war alles ein großer Fehler.“ Aber noch hält er durch. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

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