Das Soraya an der Märkischen Straße: Essen wie im Wohnzimmer einer persischen Mama

© Oliver Schaper

Das Soraya an der Märkischen Straße: Essen wie im Wohnzimmer einer persischen Mama

rnRestaurant-Check

Im persischen Restaurant Soraya nahe dem Kronenturm regiert der Kitsch. Doch davon sollte man sich nicht abschrecken lassen. Wegen der exotischen Speisen - und der Gastgeberin.

Südost-Stadt

, 05.12.2018, 14:04 Uhr / Lesedauer: 5 min

Dortmund hat wahrlich keinen Mangel an orientalischem Essen - dafür sorgen schon die zahlreichen Döner-Imbisse, die es in manchen Vierteln Dortmunds gefühlt an jeder zweiten Ecke gibt. Doch das Soraya an der Märkischen Straße sticht heraus: Es ist eines der wenigen persischen Restaurants der Stadt.

Seit 1998 serviert hier Betreiberin Massi Sadegh Gerichte aus ihrem Heimatland Iran - und das in sehr familiärer Atmosphäre. Doch dazu später mehr.

360-Grad-Bild: Sehen Sie sich im Soraya um!

Das Essen im Soraya:

Als ich mich vor meinem Abend im Soraya im Internet durch die Speisekarte des Restaurants klickte, kamen mir Gerichte unter, von denen ich noch nie gehört hatte: eine Pistazien-Orangen-Suppe mit Sauerrahm als Vorspeise etwa, oder „Djudje Kabab Filet“ (Hähnchenfiletspieß mariniert in einer pikanten Safran-Limetten-Sauce, 14,90 Euro) als Hauptgericht.

Zum Glück habe ich eine Freundin, die iranische Wurzeln hat und bei der ich praktischerweise zuvor zu Besuch war. Beim Scrollen durch die Karte zeigte sie sich beeindruckt: „Die haben echt einige Gerichte, die man normalerweise nicht in persischen Restaurants bekommt!“

Sie empfahl mir als Vorspeise ein Gericht aus der Heimat ihrer Familie im Norden des Iran, Mirsa Ghasemi: ein Püree aus Auberginen, Tomaten, Ei und Knoblauch (5,90 Euro). Im Soraya wird es lauwarm in einem kleinen, tiefen Teller serviert, garniert mit knackigen grünen Tomaten, Radieschen und Zwiebeln.

Es ist lecker und schmeckt frisch, aber ist letzten Endes eher ein Dip. Zum Glück gibt es zur Vorspeise massig dünnes iranisches Fladenbrot. Ohne das Brot hätte die Vorspeise für mich nicht funktioniert.

Knackig, aromatisch, frisch: Mirsa Ghasemi, ein Püree aus Auberginen, Tomaten, Ei und Knoblauch.

Knackig, aromatisch, frisch: Mirsa Ghasemi, ein Püree aus Auberginen, Tomaten, Ei und Knoblauch. © Thomas Thiel

Ähnlich geht es einer meiner beiden Begleitungen beim Restaurant-Check. Sie hat sich für „Masto Chiar“ entschieden, ein Gurkenjoghurt mit Rosinen, Walnüssen, Minze und Dill (3,90 Euro).

Ihre Vorspeise entpuppt sich als eine Art iranisches Zaziki, das aber durch die Minze und den Dill doch seine eigene Note hat. Generell ist Minze eine beliebte Zutat in der persischen Küche, was vielen Gerichten einen besonderen, exotischen Geschmack verleiht.

Die perische Antwort auf Zaziki: „Masto Chiar“, ein Gurkenjoghurt mit Rosinen, Walnüssen, Minze und Dill.

Die perische Antwort auf Zaziki: „Masto Chiar“, ein Gurkenjoghurt mit Rosinen, Walnüssen, Minze und Dill. © Thomas Thiel

Der Gewinner des ersten Gangs ist aber mein zweiter Begleiter: Er nimmt eine Teigtasche, die mit mariniertem Schafskäse und einem Kartoffel-Spinat-Ei-Püree gefüllt ist (5,90 Euro).

Serviert wird ihm eine goldbraune, knusprige Köstlichkeit von der Größe eines großen Geometrie-Dreiecks, wie man es aus der Schule kennt. Die Kartoffel und das Ei machen die Teigtasche zu einer deftigen und sehr nahrhaften Vorspeise. Zum Glück ist mein Begleiter fast zwei Meter groß und mit einem gesunden Hunger gesegnet.

Die beste Vorspeise: Die Teigtasche, gefüllt mit mariniertem Schafskäse und einem Kartoffel-Spinat-Ei-Püree.

Die beste Vorspeise: Die Teigtasche, gefüllt mit mariniertem Schafskäse und einem Kartoffel-Spinat-Ei-Püree. © Thomas Thiel

Den braucht er auch beim Hauptgang. „In einem guten persischen Restaurant sind die Portionen immer groß“, hatte mir meine persisch-stämmige Freundin auf den Weg mitgegeben. Und eins vorneweg: In Sachen Masse erfüllt das Soraya diesen Standard mehr als genug.

Wir bestellen zweimal das, was von meiner Freundin als „das Lieblingsgericht eines jeden Persers“ angepriesen wurde: „Koreschte Morgh ba Sereschk“, eine Hähnchen-Keule in Safran-Tomaten-Soße mit Berberitzen - persischen Beeren - für 15,90 Euro. Der Dritte im Bunde kann sich nicht entscheiden und wählt deswegen die Soraya-Platte, die aus einer Hackrolle aus Lammfleisch und einem Hähnchenspieß besteht - ohne Spieß, das macht’s leichter (18,90 Euro).

„Das Lieblingsgericht eines jeden Persers“: „Koreschte Morgh ba Sereschk“, eine Hähnchen-Keule in Safran-Tomaten-Soße mit Berberitzen.

„Das Lieblingsgericht eines jeden Persers“: „Koreschte Morgh ba Sereschk“, eine Hähnchen-Keule in Safran-Tomaten-Soße mit Berberitzen. © Thomas Thiel

Alle drei Gerichte sind bis auf das unterschiedliche Fleisch gleich angerichtet: Es gibt etwas Salat dazu und einen Berg von Reis. Als ich den sehe, befürchte ich das Schlimmste: Reis ist für mich der Langweiler unter den Beilagen - wenn dir nichts mehr einfällt, packst du halt Reis dazu.

Doch dann probiere ich und bin positiv überrascht. Denn der Reis ist verfeinert mit intensivem Safran, einer weiteren Lieblings-Zutat der persischen Küche, und gespickt mit Rosinen. So wird aus meiner Hass-Beilage eine wirklich gelungene, etwas süßliche Abrundung des Fleischs. Nur mein zweiter Begleiter vermisst etwas Soße, ihm ist der Reis ein wenig zu trocken.

Beim Fleisch gibt es hingegen keine zwei Meinungen in unserer kleinen Test-Runde: Es ist großartig. Die Hähnchen-Keule ist so zart, das man fast glaubt, man müsse das Fleisch nur streng genug angucken, damit es sich vom Knochen löst. Dann das Stück noch schnell in die würzige Tomaten-Safran-Sauce tunken - herrlich.

Mein Soraya-Platten-Begleiter schwärmt derweil vom auf den Punkt gegrillten Spieß und dem lecker ge-, aber nicht überwürzten Hackfleisch. Für experimentierfreudige Gäste steht noch ein Gefäß mit etwas säuerlichem Essigbaumgewürz auf dem Tisch, das überraschend gut zum Fleisch passt.

Am Ende sind wir dermaßen satt, dass wir einen „Persischen Wodka“ mit einem Schuss Limettensaft bestellen, um unsere Mägen aufzuräumen.

Die Getränke im Soraya:

Die Getränkekarte des Soraya bietet ein paar Besonderheiten. Zuallererst wäre da Dough zu nennen, ein Jogurt-Getränk, das wie eine besonders würzige Version des türkischen Ayran schmeckt (2,50 Euro). Es wird kalt in einer Kaffeetasse serviert, was optisch wenig hermacht, aber vorzüglich schmeckt - wenn man denn salzige Getränke mag. Meine Begleiter entscheiden sich lieber für die hausgemachte Limetten-Lemonade, die erfrischend und nicht zu süß ist (3 Euro).

Sehr zu empfehlen ist auch der persische Tee aus dem Samowar (2,50 Euro): Er wird in sehr hohen, fast kolbenartigen Teegläsern serviert, in ihm schwimmen zerkleinerte getrocknete Rosenblättchen.

Die Preise:

Preislich bewegt sich das Soraya im Mittelfeld der Dortmunder Restaurant-Landschaft. Die Vorspeisen liegen zwischen 3,90 und 5,90 Euro, die Hauptspeisen zwischen 9,90 und 19,90 Euro. Zu dritt sind wir mit etwas über 100 Euro mit allem drum und dran aus dem Abend gegangen. Das fanden wir aber für die Qualität und die Menge nicht zu viel.

Und bringen Sie unbedingt genug Bargeld mit! Kartenzahlung ist nämlich bei Soraya nicht möglich. Das bescherte mir am Ende des angenehmen Abends noch einen ungewollten Verdauungs-Spaziergang zur nächsten Bank.

Die Atmosphäre im Soraya:

Ich war selten in einem Restaurant, das so überladen mit Kitsch war wie das Soraya: Die Wände sind mit persischen Ornamenten und großen Reliefs verziert, die einen Tempel und eine Art Wikingerschiff zeigen, vom Kronleuchter baumeln Engelsflügel, auf der Fensterbank stehen bei unserem Besuch Anfang Dezember kleine Weihnachtsmänner. Im Hintergrund dudelt persischer Pop, glücklicherweise aber nur sehr leise.

Auch wenn man - wie ich - ansonsten nicht auf Kitsch steht: Im Soraya wirkt er wundersamerweise nicht deplatziert. Was auch an der Betreiberin Massi Sadegh liegt: „Das ist mein Wohnzimmer“, sagt sie. Und so geht sie auch mit ihren Gästen um. Ich fühle mich wie beim Besuch bei einer persischen Mama.

Als wir mit den Gästen am Nebentisch ins Gespräch kommen, merke ich, dass es nicht nur mir so geht. Dort sitzt ein Brite mit persischen Wurzeln, der wohl beruflich in Dortmund ist, zusammen mit seiner Frau. Er sei in den vergangenen Jahren schon mehrfach im Soraya gewesen, erzählt er uns im schönsten Oxford-Englisch. Noch nirgends außerhalb von Iran - auch nicht in London oder Paris - habe er so authentische iranische Küche erlebt wie im Soraya: „Sogar der Tee schmeckt wie der meines Vaters.“

Der Service:

Ist so familiär wie die Atmosphäre im Soraya. Sadegh hat eine herzlich-direkte Art. Als mitten beim Bestellen die Küchenklingel ertönt, lässt sie uns kurz sitzen: Heißes Essen für Gäste schlägt das Aufnehmen von Getränken. Danach steht sie wieder an unserem Tisch, mit einem Lächeln und eine kurzen Entschuldigung im Gepäck. Die Wartezeiten sind nicht kurz, aber in Ordnung: Gerade als ich mich das erste Mal frage, wo das Essen bleibt, kommt es.

Sadegh ist eine gute Gastgeberin. Als ich von meiner kleinen Odyssee zum Geldautomaten zurückkehre (siehe „Preise“), spendiert sie meinen Begleitern und mir als Entschuldigung eine köstliche Mohn-Zimt-Nachspeise und einen Tee aufs Haus.

Kinderfreundlichkeit im Soraya:

Eine gesonderte Kinderkarte gibt es nicht, doch Sadegh sagt, dass sie für kleine Gäste immer etwas in petto habe - was, würde sie mit den Kindern im Einzelgespräch klären.

Barrierefreiheit:

Das Soraya ist nicht barrierefrei. Die beiden Stufen am Eingang sind mit Hilfe zwar zu schaffen. Doch die Toiletten sind definitiv nicht für Rollstühle und Rollatoren erreichbar: Sie liegen im Keller, am Fuß einer Treppe. Notfalls könne man die barrierefreien Toiletten des Ibis-Hotels schräg gegenüber an der Märkischen Straße nutzen, meint Sadegh - aber richtig praktikabel hört sich das nicht an.

Parkplatz-Situation / Anfahrt:

Entlang der Märkischen Straße gibt es vereinzelt Parkplätze, doch besonders abends muss man Glück haben, einen zu bekommen. Die Parkplätze der benachbarten Supermärkte sind grundsätzlich deren Kunden vorbehalten. Alternativ gibt es kostenpflichtige Plätze in der Tiefgarage des Ibis-Hotels an der Märkischen Straße 73.

Besser sieht es im öffentlichen Nahverkehr aus: Die Stadtbahn-Station Markgrafenstraße (U41/45/47/49) ist wenige Hundert Meter entfernt, der S-Bahnhof Stadthaus nur etwas weiter weg.

Das sagt das Netz zum Soraya:

Beim Reise- und Empfehlungsportal Tripadvisor.com schneidet das Soraya sehr gut ab: Es belegt Platz 38 von 679 unter Dortmunds Restaurants (Stand: 4.12.2018). Immer wieder gelobt werden die gemütliche Atmosphäre, der Service und das Essen. In den kritischen Kommentaren wird bemängelt, dass es im Gastraum im Winter zu kalt sei und dass die sanitären Anlagen ziemlich in die Jahre gekommen seien.

Bei Facebook bekommt das persische Restaurant 4,4 von 5 möglichen Punkten (Stand 4.12.2018).

Restaurant-Infos:

Soraya, Märkische Str. 84, 44141 Dortmund, Reservierungen unter: (0231) 77 44 22, Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 18 bis 23 Uhr; zur Website.

Hier finden Sie eine Karte mit allen Tests:

Zur Sache

Wie funktioniert der Restaurant-Check?

Wir gehen ohne Vorankündigung in die jeweiligen Restaurants – als ganz normale Gäste. Wir sind keine Gastro-Experten, sondern einfach Menschen, die gerne an schönen Orten essen. Wir beschreiben die Läden so, wie wir über sie auch mit Freuden und Bekannten sprechen würden. Mit ihren Schwächen, mit ihren Stärken. Ehrlich.
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