Der Dortmunder DJ Lukas Bölker bei der Balkon-Innenhof-Party im Kreuzviertel. © Laurien Brinkert

Coronavirus

Party trotz Kontaktverbot: Dortmunder feiern Innenhof-Partys

Ein wenig Ausgelassenheit in Zeiten des Kontaktverbots: Einige Dortmunder haben gezeigt, dass das möglich ist. Die Polizei war vor Ort - und feierte sogar für ein paar Minuten mit.

Dortmund

, 30.03.2020 / Lesedauer: 3 min

Balkon-Singen und Wohnzimmer-Konzerte im Livestream gibt es schon seit den ersten Tagen der Coronavirus-Krise. Jetzt deutet sich ein neuer „Trend“ an, bei dem die Menschen miteinander feiern, ohne dabei gegen das Kontaktverbot zu verstoßen.

Am Wochenende (28./29.3.) gab es an zwei Orten in der Innenstadt „Balkon-Innenhof-Partys“. Die Idee: Auf einem Balkon legt ein DJ auf, natürlich maximal in Begleitung einer Person. Aus den anderen Fenstern und auf den Balkonen zum Innenhof können die Nachbarn aus der Distanz mitfeiern.

Bewegende Bilder aus dem Kreuzviertel

An der Wittekindstraße im Kreuzviertel hat der Dortmunder Lukas Bölker (30) am Freitagabend (27.3.) mit dieser Idee bewegende Bilder produziert. Unter seinem DJ-Namen „LukeNukem“ spielte er auf seinem Balkon von 20 bis 22 Uhr tanzbare Hits, die sich die Nachbarn zum Teil vorher über Instagram gewünscht hatten.

Die Bilder in seiner mehrere Minuten langen Instagram-Story zeigen Pärchen, die auf Balkonen Wunderkerzen schwenken. Aus mehreren Wohnungen singen Dortmunder Boyband-Hits mit. Zwischen den Tracks erklingt lauter Applaus und Jubel von vielen Balkonen. Die Stimmung ist ausgelassen – und die Distanz zwischen den Feiernden angemessen groß. „Ich war von dem Feedback völlig überwältigt und hatte Tränen in den Augen“, sagt Lukas Bölker.

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„Nachdem uns über 30 Veranstaltungen abgesagt wurden, habe ich mit meinem Bruder überlegt, welchen Beitrag wir in so einer Zeit leisten können, als diejenigen, die sonst für den Luxus der Menschen sorgen“, sagt Lukas Bölker, der mit seinem Bruder Florian das Musikwirtschaftsunternehmen „BoelkerBrüder“ betreibt.

Über die Party informierte Lukas Bölker alle Nachbarn vorher mit einem Flyer an der Haustür sowie über Instagram. „Wir haben nicht die Absicht jemanden bewusst zu verärgern. Wir haben Lust auf auf zwei Stunden gute Laune“, stand auf der Ankündigung neben einer Kontaktmöglichkeit bei Kritik.

Anonymer Brief nennt die Party-Idee „moralisch verwerflich“

Die erste Reaktion darauf weckte zunächst Zweifel bei Lukas Bölker. Es gab einen anonymen Antwortbrief an allen Haustüren, in denen die Party als „moralisch verwerflich“ bezeichnet wird. Viele Menschen seien gerade mit „gravierenden Einschnitten“ konfrontiert. Statt zu feiern, sei es angebrachter, der Betroffenen der Krise und der zu beklagenden Anzahl der Toten zu gedenken.

Letztlich überwog aber die Zustimmung. Der DJ informierte vorab die Polizei über sein Vorhaben. „Damit es für die Beamten nicht kompliziert wird und sie einen Ansprechpartner haben, falls Fragen aufkommen.“

Polizei: „Kannst du bitte die Musik wieder lauter machen?“

Tatsächlich seien nach einer Viertelstunde drei Polizeiwagen vorgefahren. Als er die Musik ausgemacht habe, sei eine Lautsprecherdurchsage erklungen. „Ey DJ, kannst du bitte die Musik wieder lauter machen“.

Bei Instagram ist zu sehen, wie Polizisten die Szenerie entspannt beobachten. Dazu flackert Blaulicht und sorgt für Disko-Atmosphäre im dunklen Innenhof. Alles bleibt innerhalb der gültigen Grenzen des Kontaktverbots.

Nach wenigen Minuten fahren die Streifenwagen zu Jan Böhmermanns Satire-Song „Ich hab Polizei“ davon, zum Abschied schaltet ein Polizist kurz das Martinshorn an.

Auch in anderen Innenhöfen feiern die Leute

Die Idee aus der Wittekindstraße nahmen kurzerhand Anwohner eines großen Innenhofs nahe des Westparks auf. Dort legte DJ Funky Schmidt zwei Stunden aus seinem Garten im Erdgeschoss auf.

Anwohnerin Kati Wehn erzählt über den Abend: „Wir und andere Leute haben kleine Diskolichter und Kerzen auf den Balkon gestellt und ein bisschen zur Musik getanzt. Es waren auch ein paar Kinder dabei, die echt Spaß hatten. Es war ein tolles Gefühl in dieser Zeit voller ernster Themen.“

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