Weniger Parkplätze in Dortmunder Innenstadt-Vierteln Doch jetzt zeichnet sich eine Lösung ab

Parkplatznot: Klinikum will Anwohnern jetzt eine Alternative bieten
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Seit 28 Jahren leitet Birgitta Wenger-Klein die Landgrafen-Apotheke an der Saarlandstraße. Sie hat den Parkdruck in der Einkaufsstraße und in den umliegenden Wohnquartieren seit vielen Jahren vor Augen. Freie Stellplätze sind ein Glücksfall. Kaum fährt ein Auto von einem Parkplatz ab, steht der nächste schon dahinter. Wer keinen Platz findet, macht kurzerhand das Warnblinklicht an, parkt seinen Wagen direkt vor den Geschäften in zweiter Reihe und nimmt in Kauf, dass er den Verkehr behindert. „Vor allem nach 17 Uhr ist die Situation ziemlich angespannt“, sagt Apothekerin Wenger-Klein, die frühere Vorsitzende der Interessengemeinschaft Saarlandstraße. „Wenn die Umgestaltung der Saarlandstraße kommt, wird es hier noch schwieriger“, sagt sie voraus.

Parkplätze werden bald weniger

Das könnte nach den bisherigen Plänen ab 2029 der Fall sein. Die Stadt will den Straßenraum neu aufteilen: Die Saarlandstraße soll zu einer „Flaniermeile mit Aufenthaltsqualität“ und weniger Autoverkehr werden. Insgesamt 36 neue Bäume sowie Grünbeete im Mittelstreifen sollen der Geschäftsstraße einen „Alleecharakter“ verleihen. Rad- und Autofahrer bewegen sich den Plänen zufolge dann auf einer gemeinsamen Fahrspur. Dort soll Tempo 20 herrschen. Die Neugestaltung hat aber eben auch zur Folge, dass 55 von aktuell 80 Stellplätzen im öffentlichen Raum verloren gehen.

Damit nicht genug, der Parkdruck in dem Gebiet wird sich noch weiter verschärfen. Unter anderem durch den Weiterbau des Radschnellwegs RS1 fallen auch an der nahe gelegenen Sonnenstraße insgesamt 243 Parkplätze weg. Davon 28 allein auf dem Abschnitt zwischen Hohe Straße und Chemnitzer Straße sowie weitere 37 im Abschnitt bis zur Ruhrallee. Und da mittelfristig auch der Neue Graben im Kreuzviertel neu gestaltet werden soll, wird die Zahl der Parkplätze auch dort reduziert.

Der Druck in den Wohngebieten nimmt zu. Nicht umsonst hat es bereits Vorschläge gegeben, im Falle eines Umzugs der Fachhochschule (FH) zur früheren HSP-Fläche an der Rheinischen Straße oder zum Hafen auf dem frei werdenden Gelände eine Quartiersgarage für Anwohner zu bauen. Vergebens – die bisherigen Pläne für Verlagerung und Neubau der FH sind bekanntlich gescheitert.

Klinikum will Parkhaus öffnen

In dieser Situation kündigt sich für die Anwohner im Saarlandstraßen-, Kreuz- und Klinikviertel nun etwas Entlastung an: Das Klinikum Dortmund kündigt an, sein Parkhaus an der Hohe Straße für Anwohner aus den beiden Vierteln öffnen zu wollen. „Wir möchten 100 der insgesamt 505 Stellplätze gern für Anwohner zur Verfügung stellen“, sagt Klinikum-Sprecherin Susanne Riese. Das solle noch vor Beginn der Sommerferien geschehen.

Das Klinikum will einen Teil seiner Stellplätze im Pakrhaus an der Hohe Straße zu bestimmten Tageszeiten fürs Anwohnerparken öffnen.
Das Klinikum will einen Teil seiner Stellplätze im Pakrhaus an der Hohe Straße zu bestimmten Tageszeiten fürs Anwohnerparken öffnen. © RN

Kleine Einschränkung dabei: Das Angebot soll werktags ab 15.30 Uhr bis zum folgenden Tag um 7.30 Uhr gelten. Samstags, sonntags und an Feiertagen soll es dann ganztägig rund um die Uhr gelten. Die Preise seien noch nicht abschließend kalkuliert, sagt Susanne Riese. „Es wird aber auf rund 70 Euro pro Monat hinauslaufen.“ Wer es nicht schaffe, seinen Stellplatz bis 7.30 Uhr zu räumen, werde wohl mit einer zusätzlichen Gebühr rechnen müssen. Details zur Organisation und Vergabe der Stellplätze will das Klinikum in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der Stadt in den kommenden Wochen vorstellen.

Zum Vergleich: Die aktuellen Preise im Parkhaus an der Hohe Straße 31 betragen je zwei Euro für die erste und die zweite Stunde. Danach kostet jede weitere Stunde ein Euro. Wer das Parkhaus von 7 bis 19 Uhr nutzt, zahlt laut Preisstaffel auf der Homepage maximal sechs Euro. Gleiches gilt für die Zeit von 19 Uhr bis 7 Uhr des darauffolgenden Tages.

"Schon mal ein gutes Signal"

„Das ist schon mal ein gutes Signal, das auch die Anwohner an der Sonnenstraße entlasten könnte“, findet Apothekerin Wenger-Klein. Dabei dürfe es aber nicht bleiben, es müsse weitere Alternativen geben, sagt sie. Eine könnte beispielsweise sein, Parkflächen hinter Supermärkten oder größeren Bürogebäuden zu bestimmten Zeiten fürs Anwohnerparken zu öffnen. Etwa die Parkflächen der Continentale-Versicherung nahe der Ruhrallee.

Angestoßen durch einen Prüfauftrag der Politik, finden dazu inzwischen Verhandlungen zwischen einem Unternehmen „aus dem Bereich Parkraumbewirtschaftung“ und einem Supermarktbetreiber statt, teilt die Verwaltung auf Anfrage mit. Um welchen Supermarkt es sich handelt, lässt sie aber offen. Es gehe um eine kostenpflichtige Nutzung der Parkplatzes zu den Rand- und Schließungszeiten. Die Verwaltung selbst habe nur teilweise an den Gesprächen teilgenommen. Der aktuelle Stand der Planungen sei aber „nicht bekannt“, heißt es.