
Thomas Kaup ärgert sich über das Knöllchen – etwa ein Dutzend Anwohner ebenso. © Susanne Riese
Gehwegparken in Anliegerstraße: Nach Kritik gibt es nun Knöllchen
Schmale Fahrbahn
40 Jahre lang hat es niemanden gestört, doch auf einmal darf in einer Anliegerstraße niemand mehr halbseitig auf dem Gehweg parken. Das hat erhebliche Auswirkungen auf den Verkehr.
Die Straße Am Marksbach in Dortmund-Benninghofen ist unscheinbar, im vorderen Teil gesäumt von Mehrfamilienhäusern auf der einen und Kleingärten auf der anderen Seite. Doch es kehrt dort keine Ruhe ein, nachdem die Kanalarbeiten beendet sind und die Baustelle aufgelöst wurde.
Zunächst ging es um einen zugeparkten Bürgersteig und die Frage, warum bei der Wiederherstellung der Straße nicht auf einer Seite Parkplätze eingeplant wurden. Es gab dazu keinen Planungsauftrag, hatte die Stadt Dortmund mitgeteilt. Die Anwohner parkten ihre Autos also weiter halbseitig auf dem Gehweg, so wie es Jahrzehnte üblich war. Doch nun hagelte es dafür plötzlich Knöllchen in empfindlicher Höhe.
„Seit 40 Jahren wird hier so geparkt. Und auf einmal soll das nicht mehr gehen?“ Die Anwohner sind empört, vor allem über die Art und Weise. „Man hätte uns vorwarnen können, statt gleich abzukassieren.“
Auch schnelles Umparken half nichts
Thomas Kaup hat sein Auto sogar noch schnell auf die Straße gestellt, bevor es die Ordnungskräfte erreichten. Ein Ticket bekam er trotzdem. „Angeblich wegen Uneinsichtigkeit“, erzählt der Anwohner. Weil er sich erkundigt habe, was los ist. „Da hatte ich mein Auto aber schon längst umgeparkt.“

Die Fahrbahn ist zu schmal für die aktuelle Parkregelung, finden die Anwohnerinnen und Anwohner. © Susanne Riese
Für den Parkverstoß soll jetzt jeder 55 Euro zahlen, das wollen die Anwohner nicht hinnehmen. „Wir werden in der nächsten Sitzung der Bezirksvertretung vorsprechen und hoffen auf eine neue Parkregelung. Und natürlich darauf, dass die Knöllchen zurückgenommen werden“, sagt Nicole Keller. „Jetzt stehen alle Autos auf der Straße. Es ist überall Platz, nur auf der Straße nicht mehr.“
Deshalb wichen immer wieder Fahrzeuge bei Gegenverkehr auf den Bürgersteig aus, was schon zu gefährlichen Situationen mit Kindern geführt habe. Selbst Radfahrer müssen anhalten, wenn ihnen ein Auto entgegenkommt.
Viele Autos seien auch bereits beschädigt worden, selbst als sie noch halb auf dem Bürgersteig standen. Thomas Kaup erzählt, ihm sei bereits drei Mal der Seitenspiegel abgefahren worden.
Ein einseitiger Bürgersteig hätte gereicht, das sind sich die Anwohner einig. Dann wäre mehr Platz für den ruhenden sowie für den fließenden Verkehr. Doch bei der Wiederherstellung der Straße hatte man für eine solche Neuplanung keine Notwendigkeit gesehen.
Gehwegparken ist nur in Ausnahmefällen möglich
Laut Aussage der Stadt gibt es jedoch kaum Spielraum für eine andere Lösung am Marksbach. Dazu Pressesprecherin Alexandra Schürmann: „Grundsätzlich gilt: Eine Legalisierung des Gehwegparkens kommt nur dann in Betracht, wenn für die Fußgängerinnen und Fußgänger neben dem parkenden Fahrzeug eine Gehwegbreite von zwei Metern verbleibt. Im Bereich der Straße Am Marksbach von Benninghofer Straße bis Alemannenstraße liegen die Gehwegbreiten jedoch nur knapp über zwei Metern. Eine Legalisierung scheidet entsprechend aus.“
Ähnliche Konstellationen wie Am Marksbach gebe es auch in anderen Straßen im Stadtgebiet. Die meisten seien eben in Zeiten entstanden, in denen es viel weniger Autos gab. Alexandra Schürmann verweist noch einmal darauf, dass es „keinen gesetzlichen Anspruch auf einen Parkplatz im öffentlichen Raum gibt“.
Auf dem Stück Am Marksbach zwischen Benninghofer Straße und Alemannenstraße könnten Autofahrerinnen und Autofahrer, bei gebotener Rücksichtnahme, den Gegenverkehr einsehen und die Alemannenstraße sowie auch diverse Einfahrten als Ausweichmöglichkeit nutzen. „Die Notwendigkeit verkehrsregelnder Maßnahmen wird von der Straßenverkehrsbehörde nicht gesehen.“
Seit 2001 in der Redaktion Dortmund, mit Interesse für Menschen und ihre Geschichten und einem Faible für Kultur und Wissenschaft. Hat einen Magister in Kunstgeschichte und Germanistik und lebt in Dortmund.
