Parkchaos bei BVB-Spielen: „Die Menschen wedeln mit 20-Euro-Scheinen“

© Michael Nickel

Parkchaos bei BVB-Spielen: „Die Menschen wedeln mit 20-Euro-Scheinen“

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Die Politik in Hombruch hat die Stadtspitze nun offiziell aufgefordert, sich um die Verkehrsprobleme rund um BVB-Spiele zu kümmern. Ingrid Siebel-Achenbach kennt das Chaos nur zu gut.

von Michael Nickel

Schönau

, 09.01.2020, 19:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Noch ist es ruhig im Westfalenstadion. Während sich die BVB-Profis im Süden Spaniens auf die zweite Hälfte der Saison vorbereiten, verbringen die Anwohner in Schönau und Umgebung die Wochenenden ohne Verkehrschaos.

Im kleinen Dortmunder Stadtteil herrscht zu Heimspielen der Borussia verlässlich Chaos auf den Straßen, Grünflächen und Bürgersteigen. Die werden nämlich als Parkplätze genutzt.

Die Baroper Bergstraße ist schmal und immer zugeparkt

In Schönau ist es schon vorgekommen, dass Notärzte mit ihrer Ausrüstung hunderte Meter zu Fuß laufen mussten, weil sie mit ihren Autos nicht bis zum Patienten gekommen sind.

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Ingrid Siebel-Achenbach wohnt in der Baroper Bergstraße, einer verkehrsberuhigten Sackgasse. Der Bürgersteig ist schmal, die Straße sowieso, eine Kurve gibt es auch. Sie lebte hier schon mit ihrer Familie, als der Gedanke an einen Ausbau des Westfalenstadions für 80.000 Menschen noch nicht einmal in der Fantasie der Verantwortlichen existierte.

Wenn der BVB nun zuhause spielt, ist diese Straße komplett zugeparkt.

Wenn es voll ist, geht es weder vor noch zurück

Siebel-Achenbach leitet einen ambulanten Betreuungsdienst, einmal ist sie zu spät bei einem akuten Einsatz gewesen, weil es aus der Baroper Bergstraße, keine 250 Meter lang, kein Rauskommen gab.

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„Es gibt Situationen, wo keiner vor oder zurück kann“, sagt sie. „Wenn die Fahrer ihre Autos platzieren, sorgt das für Rückstau.“ Regelmäßig parke ein SUV zu Heimspieltagen in zweiter Reihe direkt vor ihrem Haus.

Unter der Woche ist hier nicht viel los. Bis zum Stadion sind es von hier aus zu Fuß nur ein paar Minuten. Daher ist ganz Schönau attraktiv für viele Fans, die mit dem Auto anreisen.

Unter der Woche ist hier nicht viel los. Bis zum Stadion sind es von hier aus zu Fuß nur ein paar Minuten. Daher ist ganz Schönau attraktiv für viele Fans, die mit dem Auto anreisen. © Michael Nickel

Wenn sie Autofahrer darauf hinweise, dass sie an bestimmten Stellen nicht parken dürften, böten die ihr mitunter schon mal Geld an – quasi als Ersatzzahlung fürs Knöllchen. „Die wedeln mit 20-Euro-Scheinen“, sagte Siebel-Achenbach schon in der Sitzung der Bezirksvertretung (BV) Hombruch am 3. Dezember.

Die Stadtspitze soll Lösungsvorschläge präsentieren

An diesem Tag stimmten die Lokalpolitiker dafür, ein Schreiben an Oberbürgermeister Ullrich Sierau und die Dezernenten Norbert Dahmen sowie Arnulf Rybicki zu schicken. Die Stadtspitze sollte aufgefordert werden, etwas an der Situation zu verändern. Der Brief ist noch vor Weihnachten verschickt worden, unterschrieben von Bezirksbürgermeister Hans Semmler.

Weil die Baroper Bergstraße eine verkehrsberuhigte Zone ist, gibt es nur wenige ausgewiesene Parkplätze. Doch auch darüber hinaus stellen Fahrer ihre Autos bei Heimspielen in der ganzen Straße ab.

Weil die Baroper Bergstraße eine verkehrsberuhigte Zone ist, gibt es nur wenige ausgewiesene Parkplätze. Doch auch darüber hinaus stellen Fahrer ihre Autos bei Heimspielen in der ganzen Straße ab. © privat

Darin schlägt Semmler unter anderem temporäre Straßensperrungen rund um die Heimspiele vor. Das Ende des Briefes ist versehen mit einer Einladung an Dahmen und Rybicki, Lösungsvorschläge in der BV-Sitzung am 4. Februar zu präsentieren.

Für Ingrid Siebel-Achenbach und viele andere Anwohner wären Straßensperrungen ein probates Mittel, um gefährliche Situationen zu verhindern. Gebrannt hat es hier während eines Heimspiels noch nicht. „Wir haben jahrelang Glück gehabt“, sagt sie.

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Sein erstes Bundesliga-Heimspiel im neuen Jahr bestreitet der BVB am 24. Januar, einem Freitagabend. Gast ist der 1. FC Köln. Gut möglich, dass sich die Fans dann auch auf der Seite bvbfanswelcome.de über die Anreise mit dem Auto und günstige Parkmöglichkeiten informieren werden. „Wer früh vor Anpfiff anreist, kann sein Parkplatz-Glück auch in den Wohnvierteln rund ums Stadion versuchen“, steht dort unter anderem.

„Die Fans stören uns nicht“

Eines dieser Wohnviertel rund ums Stadion ist Schönau. Beliebt scheint die Baroper Bergstraße zu sein, einige Autos stünden hier regelmäßig. „Wenn die wirklich mal abgeschleppt werden sollten, nehmen sie das finanziell in Kauf“, sagt Siebel-Achenbach. Bei vielen ungesühnten Parkverstößen rechne sich das Eingehen des Risikos auf Dauer.

Eine Kurve gibt es in der Straße - und die wird bei BVB-Heimspielen von beiden Seiten zugeparkt.

Eine Kurve gibt es in der Straße - und die wird bei BVB-Heimspielen von beiden Seiten zugeparkt. © privat

„Wir stören uns nicht an den Fans“, sagt sie. „Sondern nur daran, dass sie nichts ändern, wenn wir sie ansprechen.“

Beim jüngsten Spiel gegen Leipzig am 17. Dezember war das Ordnungsamt im Kreuzviertel, an der Wittekindstraße und dem Krückenweg unterwegs. 10 Autos wurden abgeschleppt, 157 bekamen ein Knöllchen.