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Olympia zum Greifen nah? U19-Ruderer Julian Garth hat nach Gold in Tokio neue Ziele
Junioren-WM im Rudern
Junioren-WM in Japan: Julian Garth (17) hat mit dem Deutschland-Achter in Tokio Gold geholt. Ziel erreicht. Aber wie geht‘s weiter? Das erzählt der U19-Ruderer im Interview.
Ein Schnupperkurs brachte ihn ins Boot, jetzt ist er einer der Goldjungen von Tokio: Julian Garth (17), Schüler am Heinrich-Heine-Gymnasium in Nette, war bei der Junioren-WM im Rudern in Japan dabei. Mit dem Deutschland-Achter, darunter der Dortmunder Jan Hendrik Szymczak, ruderte er sich im Seaforest Waterway als Schnellster ins Ziel. Und das, obwohl Garth erst 48 Stunden nach seinen Teamkollegen in Japan landete. Der zweifache Deutsche Meister im Vierer verpasste seinen Flug und musste den Umweg über Wien nehmen.
Das tat seiner Leistung keinen Abbruch. Schließlich ist der 17-Jährige ein erfahrener Sportler. Er rudert seit sieben Jahren - zunächst beim Ruderclub Hansa Dortmund, seit diesem Jahr beim Krefelder Ruderclub - und hat große Ziele. Die sind mit dem Weltmeister-Titel noch lange nicht erreicht. Wo er noch hinmöchte, erzählt der U19-Ruderer im Interview.
Julian, erst einmal herzlichen Glückwunsch zum Titel! Bleibt denn bei dem ganzen Rudern überhaupt noch Zeit für andere Aktivitäten?
Für andere Hobbies bleibt eigentlich keine Zeit. Aber ich fahre sehr gerne Rad und bewältige so auch die Wege in meinem Alltag.
Das Training nimmt also die meiste Zeit ein?
Ja. Unter der Woche gehe ich morgens noch ganz normal zur Schule und nachmittags wird dann jeden Tag trainiert. Wenn es die Freistunden hergeben, fahre ich nach Hause, um mir mir etwas zu essen zu machen. Am Wochenende geht es dann auch zwei Mal aufs Wasser - so kann ich kaum etwas anderes unternehmen.
Und dein Bruder hat deshalb mit dem Rudern aufgehört.
Mein Bruder hatte erst auch Freude daran, aber die Intensität des Trainings war nicht seins und er hat sich für Fußball mit seinen Schulfreunden entschieden. Aber mein Vater ist ebenfalls durch mich ans Rudern gekommen.
Der Wille zählt also. Und welche körperlichen Voraussetzungen muss man mitbringen, um gut zu sein?
Ein Ruderer muss gute physische Vorrausetzungen haben - also Kraft und Ausdauer. Darüber hinaus benötigt er aber auch die richtige Technik, um dies im Boot zu koordinieren.
Du zählst momentan zu den besten Junioren-Ruderern der Welt. Was war das für ein Gefühl, als Ihr in Tokio über die Ziellinie kamt?
Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, wenn man über Jahre hinweg viel investiert, um dorthin zu kommen und es dann noch erfolgreich gekrönt wird. Schon bei meiner Nominierung war die Freude riesig. Das deutsche Team hat den Sieg dann mit einer Hafenrundfahrt am Abend des Finaltages gefeiert. Dort haben wir auf die letzten Wochen in Berlin und Tokio zurückgeblickt.
Ist es diese Gemeinschaft, die dich auch für das Rudern begeistert hat?
Ja. Am meisten begeistert mich, wie viele Menschen man kennenlernt. Zum einen sieht man auf den Regatten die Freunde und Bekannten aus Deutschland, zum anderen knüpft man bei einem internationalen Wettkampf auch Kontakte. Aber auch das Training in der Natur ist vielseitig - wie der Rudersport generell.
Was ist dein Rat an junge Sportler?
Sich Ziele vorzunehmen und alles dafür zu geben. Auch in schwierigen Zeiten dranbleiben, auch wenn das Ziel noch so weit erscheint.
Und was ist dein nächstes Ziel? Geht‘s im nächsten Jahr zu Olympia?
Gerne möchte ich einmal zu den Olympischen Spielen. Bis dahin dauert es aber noch ein wenig, weil es unwahrscheinlich ist, für das nächste Jahr so einen großen Sprung in der Leistung zu machen.
Dann ist und bleibt vorerst der WM-Titel dein bisher schönster Sport-Moment?
Der Moment, als wir dieses Jahr über die Ziellinie kamen bei der Weltmeisterschaft, war der bisher schönste in meinem Leben. Da hat sich die harte Arbeit ausgezahlt.
Redakteurin, davor Studium der angewandten Sprachwissenschaften in Dortmund und Bochum. Sportbegeistert und vor allem tänzerisch unterwegs.
