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Offene Ganztagsschule für alle: Stadt Dortmund verfehlt ihr Ziel deutlich
Schulen
Der Ausbau der OGS-Plätze kommt viel langsamer voran als geplant: Nur gut die Hälfte der jährlich geplanten Plätze wurden zuletzt erreicht. Zwei Stadtbezirke sind besonders betroffen.
Immerhin: Die Warteliste auf einen OGS-Platz ist etwas kürzer geworden. Standen im Schuljahr 2020/21 noch mehr als 300 Kinder an verschiedenen Schulen auf Wartelisten für einen Betreuungsplatz, sind es aktuell noch 268.
Die sind allerdings höchst unterschiedlich auf Schulen und Stadtbezirke verteilt, wie Schuldezernentin Daniela Schneckenburger anmerkt. Am längsten sind die Wartelisten der Innenstadt-Nord mit 50 und in Eving mit 47 Kindern. In mehreren Stadtbezirken liegt die Zahl der unversorgten Kinder im einstelligen Bereich.
Insgesamt hat sich die Zahl der OGS-Kinder innerhalb eines Schuljahres von 11.852 auf jetzt 12.333 erhöht. Das entspricht einer Versorgungsquote von 58,4 Prozent, die im Jahresvergleich nur marginal gestiegen ist.
Das Problem: Auch die Zahl der Schülerinnen und Schüler im Grundschulalter ist gewachsen - auf aktuell 21.104. Dazu kommt, dass die Corona-Pandemie für einen größeren Raumbedarf gesorgt hat, weil etwa kleinere Gruppen gebildet werden mussten oder sich die Mensa-Räume unter Infektionsschutzbedingungen als zu klein erwiesen haben, merkt Stadtsprecherin Katrin Pinetzki an.
Ausbauprogramm seit 2019
Es ist aber mit Zuwachs zu rechnen. Denn die Stadt hat schon 2019 ein Ausbauprogramm mit eigenen Finanzmitteln gestartet. Bis 2023 sollten pro Jahr weitere 900 Plätze dazukommen. Was man allerdings nicht geschafft hat: Zu diesem Schuljahr wuchs die Zahl der OGS-Plätze um 481, im Jahr davor um 489.
Wichtigster Grund, warum man den Planungen hinterherhinkt, sei der Platzbedarf, der mit den OGS-Plätzen ebenso steige, insbesondere im Küchen- und Mensenbereich, erklärt Katrin Pinetzki. Besonders schwierig ist es, in bestehenden Schulgebäuden Platz für OGS-Angebote zu schaffen, insbesondere für die Mittagsversorgung. Auch der Fachkräftemangel verhindere, dass die Plätze wie beschlossen vergeben werden können.
Jetzt drängt für den weiteren Ausbau die Zeit. Denn Bund und Länder haben wie für Kitas einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz auch für Grund- und Förderschüler beschlossen. Der gilt ab 2026 für alle neu eingeschulten Kinder. In vier Jahren Grundschulzeit - also bis 2029 - müssten dann alle Jahrgänge voll versorgt sein.
Daniela Schneckenburger geht davon aus, dass man eine Bedarfsdeckung von 80 Prozent erreichen muss, um den Rechtsanspruch erfüllen zu können, weil nicht alle Eltern Bedarf haben. Bei etwa 20.000 Schülerinnen und Schüler im entsprechenden Alter wären das also 16.000 Plätze. Knapp 4000 Plätze fehlen also noch.
Also muss das Angebot kräftig ausgebaut werden. Von einer Mammutaufgabe war am Dienstag nach der Sitzung des Verwaltungsvorstands die Rede, der einen Sachstandsbericht zum Ausbauprogramm für die Politik auf den Weg brachte.
4,1 Millionen Euro vom Bund
Helfen soll und muss der Bund mit finanzieller Unterstützung - wie meistens mit dem Umweg über die Bundesländer. Es wurde ein Förderprogramm aufgelegt. Die Frist für den Abruf der Mittel wurde bis Ende 2022 verlängert. 4.133.813 Euro aus dem Fördertopf hat die Stadt Dortmund beantragt und genehmigt bekommen, berichtete Daniela Schneckenburger am Dienstag.
Von den gut 4,1 Millionen Euro sind schon Aufträge für rund 3,9 Mio. Euro vergeben. Sie fließen in die Ausstattung von Betreuungsräumen und Küchen an 42 Grundschulen. Der größte Batzen entfällt auf Baumaßnahmen an zwei Grundschulen, der Regenbogen- und Liebig-Grundschule.
Noch mehr Fördermittel nötig
Der Bedarf ist damit noch nicht gedeckt. Zurzeit prüfe man, ob weitere Baumaßnahmen, die für den Ausbau der Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder nötig sind, für eine Förderung infrage kommen, teilte die Stadt mit. Im Rahmen des laufenden Schulausbau-Programms wird ohnehin der OGS-Bereich mit bedacht. Das gilt etwa für die geplante Erweiterung und den Neubau von Grundschulen in der Nordstadt, wo der Nachholbedarf besonders groß ist.
Klar ist, dass mehr Fördermittel nötig sind. „Es laufen weitere Diskussionen des Städtetages mit Bund und Ländern zur Höhe und den Konditionen der Förderung, da die bisher vorgesehene Förderung insgesamt nicht ausreichen kann“, erläuterte die Schuldezernentin.
Und es gibt noch eine Unwägbarkeit: Die städtische Immobilienwirtschaft rechnet aufgrund der aktuellen Lage in der Bauwirtschaft bei Ausführung und Abrechnung „mit nicht unerheblichen Kostensteigerungen bei den Investitionsprojekten“. Oder anders ausgedrückt: „Es ist damit zu rechnen, dass sich einzelne Baumaßnahmen verteuern werden“, sagt Daniela Schneckenburger.
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
