
© Mark Thorn
Ölpreis-Schock – aber Mineralöl-Händler in Dortmund haben gut zu tun
Krieg in der Ukraine
Mit Beginn des Krieges in der Ukraine stiegen die Ölpreise rasant. Zum Wochenstart beschleunigte sich der Preisanstieg nochmal. Mineralölhändler erleben eine irre Situation.
Schon als kleiner Junge fuhr er mit seinem Vater im Tankwagen mit und brachte Heizöl von Haus zu Haus. Marco Spitau ist mit dem Ölgeschäft also von klein auf vertraut und führt seit 13 Jahren selbstständig das Familienunternehmen mitten im Dortmunder Mineralölhafen.
„So etwas wie im Moment“, sagt er, „hab ich noch nicht erlebt. Es wird ständig teurer. Am Freitag hab ich noch gesagt, dass ich für 1,13 Euro netto das teuerste Öl meines Lebens verkauft habe. Zum Wochenstart am Montag musste ich dann für 1,11 Euro einkaufen. Der Verkaufspreis ist damit extrem hochgeschossen. Ein Kunde, der 1000 Liter abnimmt, zahlt zum Beispiel jetzt 1,53 Euro pro Liter.“
Für Marco Spitau war eine solche Preisentwicklung vor wenigen Wochen noch unvorstellbar. „Das wir jetzt bei über 1,50 Euro sind, ist irre. Vor zwei bis drei Wochen konnten wir noch für gut 80 Cent einkaufen und für knapp unter einem Euro verkaufen - was da aber schon als teuer galt“, erinnert er sich. Vor einem Jahr lag der durchschnittliche Verkaufspreis bei knapp 70 Cent.
Ölpreis explodiert - einen Rat gibt es zurzeit nicht
Bei seinen Kunden erlebt Marco Spitau, der auch zu den vier „Mineralölpiloten“ in seinem Betrieb gehört, tagtäglich den Ölpreis-Schock. „Die Leute sind verunsichert“, sagt er. Und raten kann er ihnen gar nichts. „Man weiß nicht, was wird. Wir können nicht sagen, ob der Preis noch steigt oder ob und wann Heizöl wieder günstiger wird.“
Im Moment ist der Mineralölhändler froh, wenn er überhaupt seine Kunden bedienen kann. „Die Mengen sind nicht sicher. Die Lage ist so wackelig, wie zuletzt vielleicht während der Ölkrise in den 70er-Jahren. Wir haben lange Wartezeiten am Tanklager. Deshalb konnten wir manche Kunden zuletzt nicht pünktlich beliefern, aber alle Kunden haben bisher ihr Öl bekommen“, so Marco Spitau.
Und es wird in Dortmund nach wie vor Öl gekauft - trotz der Preisexplosion. „Manche müssen kaufen und nehmen jetzt erstmal kleine Mengen. Andere, vor allem Ältere, rufen bei uns an und bestellen spontan. Bevor es gar nichts mehr gibt, so sagen sie sich, kaufen wir jetzt noch“, erzählt Marco Spitau.
Heizöl-Handel: „Das Geschäft ist nicht am Boden“
Sein Wettbewerber im heimischen Heizöl-Handel, Frank Mehlgarten vom Loos Mineralölhandel an der Planetenfeldstraße 109 in Dorstfeld, bestätigt das: „Viele Kunden sind von der Preisentwicklung, die so verbraucher-unfreundlich ist wie seit Jahrzehnten nicht mehr, geschockt. Aber das Geschäft ist wegen der hohen Preise nicht am Boden, das kann man nicht sagen. Gerade Ältere decken sich ein, weil sie Angst haben, dass es kein Öl mehr gibt.“
Wie Marco Spitau wagt auch Frank Mehlgarten keine Prognose. „Man kann da überhaupt nichts einschätzen, die weitere Entwicklung ist absolut nicht vorhersehbar“, sagt er.
Aktuell steigen die Heizöl- und Benzinpreise in Deutschland scheinbar unaufhaltsam. Wie weit und wie lange es mit den Ölpreisen noch raufgehen wird, lässt sich nicht abschätzen. In den USA werden Rufe nach einem Bann auf russische Öl-Importe lauter und auch in der EU werden von vielen Seiten die Öl- und Gaskäufe aus Russland kritisiert.
Nach mehreren Stationen in Redaktionen rund um Dortmund bin ich seit dem 1. Juni 2015 in der Stadtredaktion Dortmund tätig. Als gebürtigem Dortmunder liegt mir die Stadt am Herzen. Hier interessieren mich nicht nur der Fußball, sondern auch die Kultur und die Wirtschaft. Seit dem 1. April 2020 arbeite ich in der Stadtredaktion als Wirtschaftsredakteur. In meiner Freizeit treibe ich gern Sport: Laufen, Mountainbike-Fahren, Tischtennis, Badminton. Außerdem bin ich Jazz-Fan, höre aber gerne auch Rockmusik (Springsteen, Clapton, Santana etc.).
