Knapp 100 Bewohner leben im Dorf. Misstrauen sich machte nach dem Fund von Wurstködern an Ostern breit. Dann beobachteten Anwohner an der Bachbrücke (unten links) ein verdächtiges Verhalten. © RVR 2020 / aerowest
Strafanzeige
Wurstköder mit Nägeln ausgelegt: Anwohner beobachten verdächtige Person
Wurstköder mit Nägeln sorgten über Ostern für Angst und Schrecken im Dorf. Dann beobachteten aufmerksame Anwohner ein verdächtiges Verhalten. Nach einer Anzeige ermittelt nun die Polizei.
Obernette zählt vielleicht 100 Einwohner. Hier kennt jeder jeden. Wenn dann, wie am Osterwochenende, manipulierte Wurstköder am Straßenrand auftauchen, macht die Nachricht schnell die Runde. Schließlich fanden gleich mehrere Hundehalter am Sonntag und Montag im Dorf mit Nägeln gespickte Fleischwurststücke.
Eine Halterin musste mit ihrem Vierbeiner sogar in die Tierklinik. Nun hat Gabi Bayer, Sprecherin der Tierschutzorganisation „Arche 90“, diese Redaktion auf Zeugen hingewiesen, die das Auslegen zumindest eines Köders beobachtet haben wollen.
Im Verdacht steht eine Obernetterin. Sie sei unscheinbar, äußerlich liebenswürdig, aber offenkundig eine Tierhasserin, erklären mehrere Bewohner des Ortsteils. „Wir beobachten das schon lange“, sagt Bärbel Ristow. Sie berichtet von Rattenfallen im Vorgarten, Stacheldraht und senkrecht in den Rasen gesteckten Glasscherben.
„Wir haben das auch schon mal bei der Polizei gemeldet. Es tat sich aber nichts“, sagt Ristow. Mehrfach hätten sie zudem die Nachbarin auf ihr befremdliches Verhalten angesprochen – ohne Ergebnis.
„Auf frischer Tat ertappt“
Am Ostermontag (5.4.), so sagen Bärbel und Klaus Ristow, hätten sie die Dorfbewohnerin an der Brücke des Nettebachs dabei beobachtet, wie sie dort etwas abgelegt habe. Klaus Ristow sei mit dem Hund raus und habe nach dem Rechten geschaut. Der Yorkshire-Terrier habe sich ein Stück Wurst geschnappt, es aber wieder fallen lassen, erzählt seine Frau.
„Wir haben sie quasi auf frischer Tat ertappt“, sagt die Obernetterin. Ihr Mann hat den Köder-Fund gesichert. „Den haben wir jetzt eingefroren.“ Ehemann Klaus hat daraufhin im Dorf Schilder aufgehängt, die vor den Giftködern warnen. Am Dienstag und Mittwoch (6./7.4.) sahen Ristows die Dorfbewohnerin erneut an der Nettebach-Brücke. „Sie hat wohl geschaut, ob der Köder noch da ist“, vermutet Bärbel Ristow.
Gleich mehrere mit Stecknadeln gespickte Wurstköder fanden Hundehalter an den Osterfeiertagen. © Privat
Andere Nachbarn hätten beobachtet, wie die Verdächtige mit einer Harke die Warnschilder von den Laternen gerissen habe. „Mein Mann hat die Schilder extra hoch gehängt“, erzählt Bärbel Ristow. „Im Müll entsorgt hat sie die Schilder aber nicht.“ Insgesamt fehlen drei der fünf laminierten Warnungen sowie ein Zeitungsausschnitt mit der Erstberichterstattung dieser Redaktion.
Auf Anfrage erklärt Torsten Fiese von der Polizei-Pressestelle: „Für den Raum Dortmund haben wir in den letzten Monaten keine Anzeige zu dem Thema. Warum das so ist, kann ich nicht sagen.“ Ristows hätten jedoch am Mittwoch erklärt, bei der Polizei Anzeige zu erstatten.
Vorübergehendes Misstrauen in der Dorfgemeinschaft
„Dann haben wir einen aktenkundigen Fall, dem wir nachgehen können“, sagt der Polizeisprecher. „Wir werden in alle Richtungen ermitteln, aber auch dem Tatverdacht nachgehen.“ Die ermittelnden Beamten werden den Köder als Beweismittel untersuchen und weitere Zeugen befragen.
Das Ergebnis der Ermittlungen werde zeigen, ob der Tatverdacht sich bestätigt. „Mit der Verfolgung und Auflösung der Straftat sind wir aber noch nicht am Ende der Fahnenstange“, sagt Torsten Fiese. „Je nachdem, was die Ermittlungen ergeben, machen wir gegebenenfalls eine Gefährderansprache, um das weitere Verhalten zu ändern.“
Am Mittwoch-Spätnachmittag ist Bärbel Ristow mit dem tiefgefrorenen Köder auf der Polizeiwache Mengede. Ehemann Klaus berichtet derweil von der bedrückenden Situation nach dem ersten Fund am Ostersonntag: vom Misstrauen, wer den Nagel-Köder wohl ausgelegt hat. „Wir sind eine nette Gemeinschaft hier“, sagt er. „Und über unsere WhatsApp-Gruppe tauschen wir uns aus, wenn etwas passiert.“
Jeder Spaziergang mit dem Yorkshire Terrier sei an Ostern von Angst und Sorge begleitet gewesen. „Wenn Hunde im Gras schnüffeln, kriegen Sie das nicht mit, dass er etwas im Maul hat“, sagt Ristow. „Das ist Stress pur.“ Nachdem er und seine Frau die mutmaßliche Täterin beobachtet hätten, habe sich das gelegt. „Das Misstrauen ist weg. Ich verspüre eine Erleichterung.“
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