Fatma Karacakurtoglu - acht Silben, für deren Aussprache man sich einen Moment Zeit nehmen sollte, die dann aber doch überraschend leicht über die Zunge gehen. Die 49-jährige Traumapädagogin und Diplom-Sozialwissenschaftlerin ist von der Partei Die Linke zur Kandidatin für das Amt des Oberbürgermeisters der Stadt Dortmund ernannt worden - und damit neben der Grünen-Kandidatin Katrin Lögering die zweite Frau im Rennen.
Tochter türkischer Gastarbeiter
Weltoffenheit, Solidarität und eine klare Haltung gegen Rechts - für diese Punkte steht Karacakurtoglu, seit sie 2012 nach Dortmund gekommen ist. Nach einer anfänglichen Zeit bei der SPD in ihrer Studienzeit sitzt sie seit 2014 für die Linke im Dortmunder Stadtrat. Mitglied verschiedener Ausschüsse, hat sie vor allem der Sozialausschuss immer begleitet. „Ich setze mich dafür ein, dass sich alle Menschen in unserer Stadt beteiligen können und die Würde aller Menschen bewahrt bleibt“, sagt sie.
Als Kind türkischer Gastarbeiter wurde sie in Duisburg geboren und wuchs dort auf. Inzwischen sei Dortmund ihre Wahlheimat. Hier ist sie auch prägendes Mitglied mehrerer Vereine, sie hat beispielsweise die Flüchtlingshilfeorganisation Train of Hope gegründet und ist im Migrantinnenverein aktiv. Sie ist auch Teil des Ruhrparlaments, wo sie für den Bereich Kultur und Integration zuständig ist.
Politik gegen den Rechtsruck
Als potenzielle Oberbürgermeisterin Dortmunds will sie auch dem Rechtsruck entgegenwirken. „Ich will die Menschen dort abholen, wo sie stehen, damit sie nicht in die falsche Richtung rücken“, erklärt sie. Gleichzeitig wolle sie mit ihrer Kandidatur als Vorbild dienen, um die Kluft zwischen jenen, die am Wochenende in die Oper gehen, und jenen, die darum ringen, genug zu Essen zu haben, zu schließen.
Trotz eines überraschend guten Wahlsiegs für die Linken bei der Bundestagswahl 2025 stehen die Chancen für eine linke Oberbürgermeisterin in Dortmund nicht allzu gut. Vor fünf Jahren erreichte der damalige Linken-Kandidat Utz Kowalewski 4,4 Prozent der Stimmen, bei der diesjährigen Bundestagswahl kam die Linke in Dortmund auf elf Prozent, in einigen Wahlbezirken in der Nordstadt sogar auf mehr als 30 Prozent.

Ziel sind mindestens zehn Prozent
Karacakurtoglu erhofft sich bei der Kommunalwahl am 14. September 2025 ein zweistelliges Ergebnis. „Den Menschen ist durchaus bewusst, dass die Linke eine wichtige Rolle für das Leben in der Stadt spielt“, sagt der Linken-Fraktionsvorsitzende Kowalewski. Er selber sei nicht erneut zur OB-Wahl angetreten, weil er die Vielzahl der neuen Linken-Mitglieder in Dortmund auf die Arbeit in Gremien vorbereiten wolle.
Dahinter steckt das Ziel, die eigene Fraktion, die derzeit aus sieben Sitzen besteht, zu vergrößern und mit neuen Menschen zu bestücken. Die Dortmunder Linke hat sich binnen weniger Monate von 350 Mitgliedern im Dezember auf jetzt fast 1.000 Mitglieder vergrößert. „Das ist eine ganz neue Situation für uns“, so Kowalewski. Die Partei habe ein Mentorenprogramm für Neumitglieder aufgesetzt, in dem er nun eingebunden sei.
Enormer Mitgliederzuwachs
Dass eine Linken-Kandidatin per se nicht die besten Chancen für das Amt hat, sei ihm aber natürlich bewusst. „Es geht vor allem darum, dass Karacakurtoglu auf Diskussions-Podien sitzt, wunde Punkte bei den anderen Kandidaten findet und damit Stimmen auf unsere Ratsliste lenkt.“ Die Kandidatenliste für den Stadtrat will die Partei im Mai aufstellen.
Die wichtigsten Themen Karacakurtoglus sind die Wohnungspolitik, gute und bezahlbare Arbeit, soziale Sicherheit und eine klare Haltung gegen den Rechtsruck. Gleichzeitig ist sie auch Stimme der Migranten und Migrantinnen, besonders in der Nordstadt. Inzwischen wohne sie zwar selber in Marten. „Aber die Nordstadt ist trotz ihrer Probleme für mich immer noch das pure Leben.“
Die übrigen Kandidaten
Das sind die bislang bekannten Kandidaten und Kandidatinnen für das OB-Amt in Dortmund:
- Thomas Westphal (SPD)
- Alexander Omar Kalouti (CDU)
- Katrin Lögering (Grüne)
- Heiner Garbe (AfD)
- Fatma Karacakurtoglu (Linke)
- Michael Kauch (FDP)
- Martin Cremer (parteilos)