Obdachlosenhilfe am U-Turm: „Stolz auf die Solidarität der Bevölkerung“

© Kevin Kindel

Obdachlosenhilfe am U-Turm: „Stolz auf die Solidarität der Bevölkerung“

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„Der Erfolg gibt uns recht“, sagt einer der Organisatoren des Obdachlosen-Zeltes am U-Turm: „Leider.“ Er zieht ein erstes Fazit der Einrichtung. Die Idee dazu kam zwei Spendern ganz spontan.

Dortmund

, 08.12.2020, 15:00 Uhr

Anfang September war es als Karl-Heinz Schmeißing und Manfred Sträter das Gast-Haus an der Rheinischen Straße besucht haben. Man überreichte eine Spende und saß mit Katrin Lauterborn, der Geschäftsführerin der Einrichtung, zusammen.

„Wir haben uns geärgert, weil damals grad Bußgeldbescheide wegen des Mindestabstands an Obdachlose verteilt wurden“, erinnert sich Sträter: „Aus dem Gespräch haben wir nach draußen auf den leeren Platz geguckt und an die Flüchtlingszelte gedacht.“

Nach der Ankunft vieler Menschen im Jahr 2015 waren einige in ähnlich großen Zelten untergebracht, wie nun eins auf dem Platz vor dem U-Turm steht. Sträter und Schmeißing haben durch ihre Arbeit in der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten Kontakte zur Veranstaltungsbranche und fragten Zeltverleiher an. Etwa zwei Monate später wurden die ersten Obdachlosen im Zelt an der Rheinischen Straße versorgt, inzwischen gibt es auch mobile Toiletten vor Ort.

300 bis 350 Menschen besuchen das Zelt pro Tag in zwei Schichten. Sie bekommen Nahrung, aber vor allem einen geschützten Raum und „seelische Nahrung“ wie es Heinrich Bettenhausen, Vorsitzender des Vereins Gast-Haus, nennt: „Der Kontakt ist meistens wichtiger als das Butterbrot.“

„Sie glauben nicht, wie schnell die Spirale nach unten gehen kann“

Zusammen mit dem Verein Bodo, dem Wärmebus, der Kana-Suppenküche und vielen weiteren ehrenamtlichen Helfern betreuen die Gast-Haus-Mitarbeiter die Obdachlosen. „Ich bin stolz auf die Bevölkerung, die so solidarisch ist mit Menschen, die es nicht so gut haben“, sagt Bettenhausen.

Die Helfer nehmen seiner Erfahrung nach auch etwas Wichtiges für sich selbst mit: Demut. Durch die Gespräche mit den Obdachlosen werden schließlich die jeweiligen Einzelschicksale deutlich. „Sie glauben gar nicht, wie schnell die Spirale nach unten gehen kann und man bei uns zum Gast wird“, sagt Bettenhausen.

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Multipliziert man die Stunden ehrenamtlicher Mitarbeit nur mit dem aktuell gültigen Mindestlohn, komme man auf „ein paar 100.000 Euro“, sagt der Organisator. Zwar freut er sich sehr über die große Bereitschaft der Bürger, sagt aber auch: „Jedwede Unterstützung ist nötig.“ Vor allem seien weiterhin Sachspenden wie Schlafsäcke, Isomatten, Jacken und Schuhe gefragt.

Direkt am neuen Zelt am U-Turm können die Spenden aber aus Platzgründen nicht angenommen werden. Anlaufstellen dafür sind stattdessen die jeweiligen Einrichtungen, etwa das Gast-Haus an der Rheinischen Straße 22, Tel. (0231) 14 09 36.

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