Freute sich über den Vertrauensvorschuss: Dr. Andreas Hollstein wurde mit 98,5 Prozent zum OB-Kandidaten der Dortmunder CDU nominiert. © Sarah Rauch
Oberbürgermeister-Wahl
OB-Kandidat Hollstein (CDU): Dortmund soll Mitmachstadt werden
Stärker kann der Rückhalt in der Partei kaum sein: Dr. Andreas Hollstein wurde am Samstag (6.6.) mit 98,5 Prozent zum OB-Kandidaten der CDU in Dortmund nominiert. Er überraschte mit einer Frage.
Auch wenn es eine OB-Nominierung mit Abstand und Maskenpflicht war – die CDU ist am Samstag (6.6.) eng hinter ihrem Oberbürgermeister-Kandidaten für die Kommunalwahl am 13. September zusammengerückt.
Dr. Andreas Hollstein, Noch-Bürgermeister von Altena im Sauerland, erhielt 98,5 Prozent der 128 Delegierten-Stimmen. „Ein Superergebnis“, freute er sich. Er sei „ehrlich überrascht, weil ich weiß, dass ich gerade in konservativen Reihen der CDU Kritiker habe. Das ist ein toller Vertrauensvorschuss. Ich werde versuchen, ihn zurückzuzahlen.“
Seine Bewerbungsrede dauert nicht länger als 20 Minuten. Am Schluss überrascht Hollstein die 128 Delegierten mit einer Frage: „Wer kennt hier Dr. Herbert Scholtissek?“ Kaum jemand.
„Ist auch nicht verwunderlich“, sagt Hollstein. „Vor 74 Jahren war er der letzte Oberbürgermeister, der nicht das Parteibuch der Sozialdemokraten hatte, und deshalb möchte ich für den Wechsel werben in Dortmund.“
Städte sind keine Erbhöfe für Parteien
Städte gehörten heute keiner Partei mehr, sagt Hollstein, „sie sind keine Erbhöfe, wo Kronprinzen vorgeschlagen und ins Amt gehievt werden.“ Er wolle die Stadt gemeinsam mit den Dortmundern, der leistungsfähigen Verwaltung und auch den Anhängern anderer Parteien voranbringen.
Aufstellungsversammlung der CDU in Zeiten von Corona: mit Abstand und Maskenpflicht, sobald man seinen Platz verlässt. © Sarah Rauch
Ein kurzer Film, gespickt mit alten Fotos aus der Kindheit, brachte die Person Andreas Hollstein den Delegierten näher: Der kleine Andreas ist in der 6. Klasse sitzengeblieben und lernte, dass man sich vieles erarbeiten muss. Es folgten Abitur, Bundeswehr, Jura-Studium, dann der Seiteneinstieg in die Politik.
1994 fehlten ihm noch 49 Stimmen, doch seit 1999 ist er hauptamtlicher Bürgermeister von Altena. Die Stehauf-Mentalität verbinde ihn mit Dortmund, sagt Hollstein.
Heute ist er 57 Jahre alt, in 2. Ehe „glücklich verheiratet“, Vater von vier erwachsenen Kindern. Von Dortmund trennten den gebürtigen Westfalen bislang „28 Kilometer und zwei Berge – Schwerte und Letmathe“. Würde er gewählt, würde er mit seiner Frau nach Dortmund ziehen.
Generalist statt Silo-Politiker
Er sei kein sogenannter „Silo-Politiker“, sagt Hollstein, sprich ein Politiker mit ein, zwei Themen, in denen er sich bestens auskennt, sondern „Generalist“, dem alle Probleme einer Kommune präsent seien.
Er bringe ein „sehr gutes Netzwerk“ zur Bezirksregierung in Arnsberg und den Ministerien in Düsseldorf und Berlin mit. Dortmund müsse der Ankerpunkt in ganz Westfalen und im Ruhrgebiet werden.
„Ich möchte Dortmund zur Mitmachstadt weiterentwickeln“, erläutert der Kandidat. In den zwölf Stadtbezirken wolle er alle an der Gestaltung der Zukunft aktiv beteiligen im Sinne eines „gemeinsamen Nachdenkens“, wie die Stadt bei Themen wie Mobilität, Klimaschutz sowie Sicherheit und Ordnung vorankomme.
Er wolle den gemeinsamen Kampf gegen Angsträume in der Stadt, gegen jede Form von Extremismus und Rassismus, für mehr Sauberkeit und gegen das wilde Parken in den Anwohnerbereichen der Innenstadt.
Er möchte Bauanträge beschleunigen – Dortmund brauche mindestens 2500 neue Wohneinheiten im Jahr, davon 1000 für junge Familien –, die Wartezeit bei den Bürgerdiensten verkürzen und eine bessere Baustellenkoordination.
Keine Steuererhöhungen wegen Corona
Er stehe nachdrücklich hinter den städtischen Unternehmen, die müssten allerdings von den klügsten Köpfen geführt werden. „Parteibuchbesetzungen kann sich eine moderne Großstadt heute nicht mehr leisten. Das wird es mit mir nicht geben.“ Auch Steuererhöhungen als Folge von Corona „müssen wir unbedingt ausschließen“, sagt er. Am Ende erntet er stehende Ovationen und stürmischen Beifall.
Ursprünglich war der Nominierungsparteitag für den 13. und 14. März geplant, musste aber wegen Corona abgesagt werden. Auch die Aufstellungsversammlung am Samstag in der Aula der Gesamtschule Scharnhorst lief anders als sonst mit Maskenpflicht, Abstandsregel und Desinfektionsmitteln.
Selbst den obligatorischen Blumenstrauß für den Kandidaten überreichte die Vize-Parteivorsitzende Claudia Middendorf mit Hilfe eines Stocks. Sie vertrat Parteichef Steffen Kanitz, der wegen einer dringenden Familienangelegenheit verhindert war.
Auch Ratskandidaten gewählt
Hollstein nahm die Blumen dankend entgegen und kündigte an, er werde sich Mühe geben, auch die beiden Delegierten zu überzeugen, die ihm nicht ihre Stimme gegeben haben, „dass ich der richtige Kandidat bin.“
Auch den Gratulations-Blumenstrauß, überreicht von Parteivize Claudia Middendorf, gab es nur mit Abstand. © Sarah Rauch
Bei der Aufstellungsversammlung wurden auch die Ratskandidaten gewählt. Die Liste führen an Dr. Jendrik Suck, der langjährige Fraktionsvorsitzende Ulrich Monegel und Justine Grollmann. Als Vertreter für die Verbandsversammlung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) wurden Claudia Middendorf und Jendrik Suck aufgestellt. In die erstmals direkt gewählte Verbandsversammlung des Regionalverbands Ruhr (RVR), das sogenannte Ruhrparlament, möchte die Dortmunder CDU Uwe Waßmann und Reinhardt Frank entsenden.
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