Der dem völkischen Flügel der AfD zugeordnete Bundestagsabgeordnete Matthias Helferich soll aus seiner eigenen Partei fliegen. Ende Mai hatte der Landesverband NRW angekündigt, dem 35-Jährigen die Mitgliedsrechte entziehen zu wollen.
Durch Recherchen von „Die Welt“ und der Deutschen Presse Agentur (dpa) sind nun Inhalte des Schreibens der AfD-Landesspitze um den Vorsitzenden Martin Vincentz an das Schiedsgericht der Partei öffentlich geworden.
Darin fallen drastische Worte zu den Verfehlungen des Dortmunder Abgeordneten. Dieser habe „in schwerwiegender Weise“ gegen das Grundgesetz verstoßen. Ein sofortiges Eingreifen sei erforderlich. Der Abgeordnete „bricht bewusst mit dem Bereich der Zivilisation“, so der Vorstand in dem Schreiben.
„Finsterste Kapitel“
Zudem zitiert dpa diese Worte aus dem Schreiben an das Schiedsgericht: „Die Szenarien, die drohen, sollten Personen wie Matthias Helferich jemals politisch-exekutive Macht erhalten, erinnern an die finstersten Kapitel der Menschheitsgeschichte und speziell auch der deutschen Geschichte.“ Gemeint ist damit mutmaßlich die NS-Zeit.

Ein weiterer Vorwurf: Helferich habe „die Außerlandesbringung von deutschen Staatsbürgern mit Migrationshintergrund und weiteren Personenkategorien unter Anwendung staatlicher Zwangsmittel als politische Zielsetzung artikuliert“. Dabei habe er die Betroffenen als „Viecher“ bezeichnet.
„Viecher“ auf Social Media
Dies bezieht sich auf Social-Media-Posts des Dortmunders von Mai, die „Welt“ mit einem Screenshot dokumentiert. Auf einem Bild mit dem Hashtag „Remigration“ ist ein Autoanhänger mit dem Konterfei von Karin Ritter zu sehen, dazu der Spruch „Raus mit die Viecher“.
Karin Ritter war Protagonistin in einer bekannten Stern TV-Reihe, in der eine Familie porträtiert wurde, in der mehrere Söhne zu kriminellen Neonazis heranwuchsen.
Interner Machtkampf
Beim Landesparteitag der AfD in Marl war er im April auf einen der fünf Beisitzer-Posten gewählt worden. Das war als Niederlage für das als gemäßigter geltende Lager um Landespartei- und Landtagsfraktionschef Martin Vincentz gewertet worden.
Helferich war 2021 in den Bundestag gewählt worden. Nach Bekanntwerden von Chats mit rechtsextremen Inhalten war er aus der Bundestagsfraktion ausgeschlossen worden.
Mitglieder des Dortmunder Kreisverbands der national-völkischen Partei hatten sich zuletzt demonstrativ hinter Helferich gestellt.
Helferich pflegt gute Kontakte zu einer mächtigen Figur innerhalb der AfD. Björn Höcke, Landeschef in Thüringen, und zuletzt wegen des Verwendens einer SS-Parole zu einer Geldstrafe verurteilt worden, war im vergangenen Jahr mehrfach mit Helferich in Dortmund zu sehen.