
© Britta Linnhoff
Fast ausgebucht: Dieses Gebäude in Barop ist ein Rettungsanker für wohnungslose junge Dortmunder
Notschlafstelle
Es war nur eine vage Idee. Nach einem halben Jahr kann man sagen: Die Idee funktioniert. Die Notschlafstelle für junge Erwachsene ist mehr als nur ein Bett für die Nacht – und immer nahezu ausgebucht.
Es war eine Idee für ein Angebot, das es so bisher nicht gab: Eine Notschlafstelle für junge Erwachsene in Dortmund, die mehr bieten soll als ein Bett für die Nacht – idealerweise Sprungbrett sein soll, das Leben mit allem, was dazu gehört, wieder in den Griff zu kriegen.
Am 21. Mai 2021 eröffnete in Barop am Beilstück so eine Einrichtung. Ihr Name: Gap jump (deutsch: „Lückensprung“). Mit dem neuen Angebot wollte man die Lücke im Leben schließen, die geschlossen werden muss, damit ein Neustart gelingen kann.

Der Gemeinschaftsraum der Einrichtung: Hier gibt es auch einen Laptop, das zum Beispiel für die Wohnungssuche genutzt werden kann. © European Homecare
Es ist fast ein halbes Jahr her, dass die Einrichtung das erste Mal ihre Türen öffnete. Jörg Süshardt, Leiter des Dortmunder Sozialamtes, nennt den bisherigen Verlauf eine fast „beglückende Erfahrung“. Man wisse ja vorher nie, wie es tatsächlich laufe. Aber es sei eine kleine Erfolgsgeschichte des Dortmunder Netzwerkes der Jugendhilfe.

Der Waschraum: Hier stehen mehrere Maschinen bereit. © European Homecare
Einrichtung ist immer zu mindestens 80 Prozent ausgebucht
Stand heute (26.10.) seien 19 der 20 Plätze belegt, mit drei Frauen, der Rest Männer. „In den ersten zwei, drei Wochen waren die jungen Leute noch ein bisschen argwöhnisch vielleicht“, berichtet Süshardt. Aber „ab dem zweiten Monat der Einrichtung lag die Belegung nie unter 80 Prozent“, so der Dortmunder Sozialamtsleiter.
Anders als in anderen Notübernachtungsunterkünften müssen die jungen Menschen hier nicht morgens wieder aus- und – wenn sie denn wollen – am nächsten Abend wieder einchecken. Denn eigentlich ist so eine Notschlafstelle ja nichts, um dauerhaft hier zu wohnen.
Hier aber, am Beilstück, können sie bleiben. Unter einer Voraussetzung: „Sie müssen unterschreiben, dass sie den ernsthaften Willen haben, ihre Situation ernsthaft zu betrachten und zu verändern“, so Süshardt.
Und das tun offenbar eine ganze Reihe der Bewohnerinnen und Bewohner. Süshardt berichtet von einer langen Liste von Hilfen, in ein gutes Leben zurückzufinden: Es gehe darum, raus aus dem Karussell zu gelangen, zur Ruhe zu kommen, einen vernünftigen Tagesablauf zu finden und die Hilfen anzunehmen, die die Einrichtung bietet.
Regelmäßig in der Einrichtung seien zum Beispiel Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Jobcenter und Arbeitsagentur. Es geht um Ausbildung, Qualifizierung, Schulabschlüsse oder Minijobs. Es geht hier eben um viel mehr als nur um ein Bett für die Nacht.

So sieht es in den Zimmern für die Bewohner aus. © European Homecare
Und es geht natürlich um die langfristig alles entscheidende Frage: Wo und wie kann man später selbständig leben? Passt eine WG oder vielleicht eine Art betreutes Wohnen? Oder doch lieber eine eigene Wohnung? Vielleicht ist auch zunächst die Rückkehr zu den Eltern möglich und sinnvoll.

Manche Apartments in der neuen Wohneinrichtung haben auch einen Balkon oder eine Terrasse. © Bastian Pietsch
In der Notschlafstelle wird übrigens selbst gekocht. Untergebracht sind die jungen Erwachsenen in einer WG für fünf Personen und acht weiteren Appartements – ein Ein-Bett Appartement und sieben Zwei-Bett-Appartements. Betrieben wird die Einrichtung vom Sozialdienstleister European Homecare.
Im August 2020 hatte die Sozialverwaltung den politischen Gremien – darunter die Bezirksvertretung Hombruch – eine Vorlage auf den Tisch gelegt: Darin ging es um die „Weiterentwicklung der Wohnungslosenhilfe“. Einer der Punkte war damals die Unterkunft am Beilstück für wohnungslose junge Erwachsene.
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