
© Bastian Pietsch
Neues Haus für Obdachlose soll spezielles Problem lösen
Wohnungslosigkeit
Im Dortmunder Süden nimmt eine besondere Einrichtung für Obdachlose ihre Arbeit auf. Ihr Konzept unterscheidet sich von bisherigen Häusern - und schließt eine Lücke, die vor allem Junge betrifft.
Manchmal ist es nicht ganz einfach den Sprung zu schaffen, weg von etwas Schlechtem oder hin zu etwas Neuem. Eine neue Wohneinrichtung für Obdachlose soll nun beim Sprung aus der Wohnungslosigkeit helfen.
„Gap Jump“ heißt die neue städtische Notschlafstelle für junge Erwachsene, betrieben vom Unternehmen European Homecare. Seit dem 25. Mai steht sie jungen Menschen zwischen 18 und 27 Jahren offen. Der Begriff „Notschlafstelle“ greift für das Angebot allerdings zu kurz.
Umfangreiche Unterstützung zu vielen Fragen des Lebens
Die Einrichtung im Dortmunder Süden mit 20 Plätzen ähnelt eher einem modern eingerichteten Gästehaus. Zwei- und Einbettzimmer gibt es, ausgestattet mit Küchenzeile und Fernseher. Auf einer Etage sind mehrere Zimmer zu einer separaten WG zusammengeschlossen. Im „Gap Jump“ kann und soll man sich länger aufhalten.
Für bis zu 5 Monate am Stück könnten junge Wohnungslose dort einziehen, wie Jörg Süshardt, Leiter des Sozialamtes, erklärt. Das sei allerdings auch keine harte Grenze. Die lange Zeit sei wichtig, denn das Haus richte sich an Menschen die „zumindest die Idee haben, von der Straße wegkommen zu wollen.“
Dafür stehen im „Gap Jump“ verschiedene Angebote zur Verfügung. Sozialarbeiter und -arbeiterinnen helfen bei Bewerbungen, klären Bürokratie auf, und beraten auch bei lebenspraktischen und gesundheitlichen Fragen. Dabei laufen alle Fäden in dem Haus an der Straße „Am Beilstück“ zusammen. Die jungen Menschen sollen also nicht „rumgeschickt“ werden.
Übernachtungsstellen bei jungen Wohnungslosen wenig nachgefragt
Die neue Einrichtung schließt eine Versorgungslücke, wie Ulrich Langhorst erklärt. Er sitzt für die Grünen im Rat der Stadt und ist Vorsitzender des Sozialausschusses. Junge Wohnungslose haben oft andere Chancen, Fragen und Bedürfnisse, als ältere Wohnungslose, erklärt er. „Da muss man genauer hinschauen. Dass die Stadt dieses Haus eingerichtet hat, zeigt, dass es da einen besonderen Bedarf gibt.“
Die Übernachtungsstellen für Männer und Frauen stehen zwar auch jungen Erwachsenen zur Verfügung, werden aber wenig von diesen genutzt. Und ihr Konzept ist anders, auf wenige Übernachtungen ausgerichtet statt auf lange Aufenthalte mit Beratung. Für ältere Obdachlose sei die Priorität, ihnen eine reguläre Wohnung zu beschaffen. Das hat auch der Rat erst in dieser Woche unter dem Schlagwort „Housing First“ beschlossen.
Die Spannung, wie das „Gap Jump“ angenommen wird, ist nun groß. Theoretisch gäbe es mehr als genug Bedarf an den 20 Plätzen. Durch die Pandemie hat sich auch die Situation junger Wohnungsloser verschärft.
Geboren in Dortmund. Als Journalist gearbeitet in Köln, Hamburg und Brüssel - und jetzt wieder in Dortmund. Immer mit dem Ziel, Zusammenhänge verständlich zu machen, aus der Überzeugung heraus, dass die Welt nicht einfacher wird, wenn man sie einfacher darstellt.
