Zu Beginn der Freiluftsaison 2022 war die Welt noch in Ordnung. Besucher, die sich im Westpark mit Getränken niederließen, konnten sich bei Bedarf und ohne Geld zahlen zu müssen in einem Toilettenwagen erleichtern. Es funktionierte weitgehend problemlos. Dann starb der Betreiber. Seit Frühherbst 2022 war der Toilettenwagen zu. Nun ist er ganz aus dem Westpark verschwunden, die Stadt hat das Gefährt vor Kurzem abtransportiert. Prompt hat Klaus Erdmann, Betreiber des gleichnamigen Cafés nebst angeschlossenem Biergarten, ein Problem.
Neben seinen Gästen möchten auch zahllose Parkbesucher die Toiletten seines Cafés nutzen. Erdmann will nicht unfreundlich sein. Aber: „Bei schönem Wetter werden die Toiletten von Besuchern gestürmt – und das geht einfach nicht“, sagt der Gastronom
„Ich hab’ die Sorge, dass sich meine Gäste das über kurz oder lang nicht mehr antun.“ Zumal damit erhebliche Kosten für ihn verbunden seien. Papiertücher, Strom und Wasser seien nur eine Seite der Medaille. „Bei dem Andrang bräuchte ich eigentlich zwei Kräfte, die jeden Tag da sind und sich um die Reinigung kümmern“, zählt Erdmann auf. „Das ist für mich finanziell nicht machbar.“
Seinen Zettel am Eingang mit dem Hinweis „Keine öffentliche Toilette“, garniert mit vier Ausrufezeichen, sieht er eher als Akt der Notwehr. Für besonders dringende und quasi unabweisbare Fälle hat er im Innenraum einen Teller bereitgestellt, auf dass fremde Toilettennutzer 70 Cent drauflegen mögen. „Bringt aber nichts“, winkt Erdmann ab. „Von zehn Besuchern zahlen höchstens zwei.“
Lösungsversuche gescheitert
Sobald die Temperaturen mitspielen, geht es wieder los. Was Erdmann besonders wurmt: Der geplante Ersatz für den Toilettenwagen, ein Doppelcontainer, sollte eigentlich längst da sein. Ist er aber nicht.
„Zunächst war von Anfang April die Rede“, bestätigt Bezirksbürgermeister Friedrich Fuß. Dann habe das Grünflächenamt mitgeteilt, der Termin werde sich verschieben. „Wir wissen nicht, wann der Container kommt“, sagt Fuß. „Ich hoffe, so schnell wie möglich.“

Das hofft auch Café-Betreiber Erdmann. „Ich fühl’ mich von der Stadt im Stich gelassen“, sagt er. Dabei hat es in der Vergangenheit ja Lösungsversuche gegeben. Ursprünglich habe er vorgehabt, den Toilettenwagen nach Umbau und Renovierung selbst zu betreiben. Sieben Tage in der Woche. Hat aber nicht funktioniert – während der vorherige Betreiber zuletzt noch rund 5000 Euro monatlich aus dem Etat der zuständigen Bezirksvertretung Innenstadt-West bekommen hatte.
Auch ein Kompromissvorschlag von Bezirksbürgermeister Fuß stieß auf wenig Gegenliebe: Fuß hatte angeregt, die stillen Örtchen im Café Erdmann im Rahmen des Programms „Nette Toilette“ als öffentliche Anlagen auszuweisen. Kostenlos und für jedermann nutzbar. Wenigstens für eine Übergangszeit.
Wegen des „deutlich erhöhten Besucheraufkommens im Westpark“ hatte Fuß angeregt, die für Gastronomen übliche Aufwandsentschädigung von 100 Euro pro Monat ausnahmsweise auf 300 Euro aufzustocken. „Das wurde aber vom Stadtbezirks-Marketing abgelehnt“, berichtet Fuß. „Man wollte keinen Präzedenzfall schaffen“, meint der Bezirksbürgermeister.
Wann kommt der Container?
Und die Stadt? Eine erste Ausschreibung für einen Toilettenwagen eines neuen Anbieters hat erstmal nicht gefruchtet. Es folgt eine weitere Ausschreibung, um Container-Lösungen zu finden. Die soll erfolgreich gewesen sein, hat Fuß gehört. Nur: Wann der Doppelcontainer endlich aufgestellt wird, ist noch immer unklar. Auf Anfrage war vonseiten des Grünflächenamtes am Montag (24.4.) keine Auskunft zu bekommen.

Café-Betreiber Erdmann hat in den vergangenen Wochen zahlreiche „Hilferufe“ an Fuß gesandt. Aber: „Die Zuständigkeit für den Westpark liegt nun einmal beim Grünflächenamt“, sagt Fuß. „Ich selber kann da momentan nicht viel weiterhelfen.“
Sollte der Doppelcontainer nicht sehr bald anrollen, bleibt Erdmann nichts anderes übrig, als Westpark-Besucher weiter auf die öffentliche Toilette auf dem Gehweg zu verweisen – und mitunter böse Kommentare in Kauf zu nehmen. Zumal ihm mehrere Besucher bereits deutlich gemacht hätten, sie würden diese Toilette „nur ungern“ benutzen. Eines ihrer Argumente, so Erdmann: In dieser Toilette seien mitunter Spritzen zu finden.
Der frühere Toilettenwagen indes, der seit 2018 seinen Dienst im Westpark verrichtet hatte, sei inzwischen auf einem städtischen Betriebshof abgestellt, weiß Fuß. Er sollte nach dem Tode des Eigentümers weitervererbt werden. Der infrage kommende Erbe habe das aber ausgeschlagen.
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