Neue Leiterin fürs Gefängnis in Dortmund Nina Gygax (41) kümmert sich um 400 Gefangene

Neue JVA-Leiterin: Nina Gygax (41) kümmert sich um 400 Gefangene
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Ralf Bothge, der das Dortmunder Gefängnis die vergangenen sechseinhalb Jahre lang geleitet hatte, hat zu seinem Abschied eigentlich jegliche Lobhudelei verbieten wollen. Ganz geklappt hat das erwartungsgemäß nicht.

„Wenn ich Sie würdigen dürfte“, dann würde er theoretisch an seine 30-jährige Tätigkeit im Justizvollzug erinnern, sagte NRW-Justizminister Dr. Benjamin Limbach bei der Amtsübergabe am Dienstag (19.12.) scherzhaft. Dem Neu-Pensionär wünschte er: „Liegen Sie uns, dem Staat, dem Finanzminister lange auf der Tasche mit Pensionszahlungen.“ Dortmunds Bürgermeister Norbert Schilff lobte Bothges „bemerkenswertes Engagement“ in den vergangenen Jahren.

Die neue Leiterin der Justizvollzugsanstalt heißt Nina Gygax und ist 41 Jahre alt. Die in Hamm geborene Juristin studierte in Münster und hat ihr Referendariat am dortigen Landgericht absolviert. Seit 2010 ist sie im Vollzugs- und Verwaltungsdienst tätig und war schon Referentin im Justizministerium.

Viereinhalb Jahre lang war Gygax stellvertretende Leiterin der JVA Münster, seit Juli 2022 hatte sie diese Funktion zuletzt in Werl inne. Sie ist verheiratet und Mutter zweier Kinder.

Unkalkulierbare Neuzugänge

Der größte Unterschied der neuen Tätigkeit im Vergleich zur Stelle in Werl ist, dass in Dortmund Mörder und andere Täter schwerer Straftaten nicht dauerhaft einsitzen. Im „Lübecker Hof“ sind solche Verdächtigen nur untergebracht, wenn sie in Untersuchungshaft auf ihren Prozess warten.

In der Untersuchungshaft seien die Neuzugänge unkalkulierbar, sagte Gygax. Sowohl in ihrer Anzahl als auch beispielsweise durch eine mögliche Drogensucht. Sehr beeindruckend sei es, jemanden zu treffen, „der erst vor 24 Stunden eine schwere Straftat begangen hat und jetzt realisiert, was das bedeutet“, so Gygax. Durch die kürzere Haftzeit bleibe dem Team in so einer Anstalt weniger Zeit, die Insassen kennenzulernen und auf eine Resozialisierung hinzuarbeiten.

Ex-JVA-Leiter Ralf Bothge ist Ende November in den Ruhestand getreten.
Ex-JVA-Leiter Ralf Bothge ist Ende November in den Ruhestand getreten. © Stephan Schütze

Minister Limbach sprach auch die innerstädtische Lage des Dortmunder Gefängnisses an der Hamburger Straße und das hohe Alter des 1902 erbauten Komplexes an. Ein Problem sei es, räumlich kaum erweitern zu können - bald stehe eine Dachsanierung an. Mit rund 400 Gefangenen befinde sich der Dortmunder Knast im Mittelfeld der NRW-Anstalten.

Bürgermeister Schilff entgegnete zur Lage in Sichtweite des Walls: „Wir möchten auf keinen Fall etwas daran ändern.“ Zur Rolle der Justizvollzugsanstalt in der Stadt gehöre auch der zentrale Standort. Auf mögliche Pläne für die Zukunft angesprochen, antwortete die neue Leiterin, zunächst in Ruhe ihr neues Team kennenlernen zu wollen.

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