Kurz war es unangenehm. Unsere Reporterin hat das neue Schnelltest-Zentrum in Scharnhorst ausprobiert.

© Lydia Heuser

Schnelltest im EKS im Selbstversuch: „Kein Freifahrtschein für Partys“

rnAngebot in Scharnhorst

Dortmunder haben immer mehr Möglichkeiten, sich schnell auf Corona testen zu lassen – etwa in Scharnhorst. Wer das Testzentrum betreibt und wie alles abläuft: ein Besuch.

Scharnhorst

, 18.03.2021, 12:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Seit 8. März steht jedem Bürger in NRW ein kostenloser Corona-Schnelltest pro Woche zur Verfügung, der von geschultem Personal in Testzentren oder Hausarztpraxen durchgeführt wird. Gisela Ausbüttel ist Apothekerin in Scharnhorst und hat gemeinsam mit ihrem Team und der Unterstützung ortsansässiger Vereine ein Schnelltestzentrum im EKS eingerichtet.

Jeden Tag eine Handvoll positiver Testergebnisse

Ich will mich selbst von dem Angebot überzeugen und buche einen Termin über die Homepage der Apotheke Ausbüttels. Von 9 bis 17.45 Uhr bietet die Apotheke Termine im Viertelstunden-Takt an, insgesamt können sich 160 bis 180 Menschen täglich testen lassen. „Wir fischen auch immer eine Handvoll positiver Fälle am Tag raus“, sagt Gisela Ausbüttel.

Hiermit bezieht sie sich damit nicht allein auf die Tests im EKS, sondern auch auf die in der Innenstadt, wo an der Wißstraße ein zweites Testzentrum als Initiative der Dortmunder Cityapotheken unterhalten wird.

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Ich entscheide mich für einen Vormittagstermin in Scharnhorst. Die Terminvergabe verläuft ausschließlich online, „das dauert sonst einfach zu lange, die Verweildauer im Testzentrum wollen wir so kurz wie möglich halten“, begründet Gisela Ausbüttel das Vorgehen. „Wer Hilfe braucht und zuhause kein Internet hat, der kann auch in die Apotheke kommen und wir unterstützen beim Buchungsvorgang.“

Den ausgefüllten Fragebogen bringe ich ausgefüllt zum Termin mit. Das Testzentrum befindet sich in der Cafeteria des Hallenbades „Die Welle“. Der Schwimmverein Derne 1949 und die Mitarbeitenden der Welle stellten die Räumlichkeit zur Verfügung, die Stadtteilbibliothek hat ungenutzte Stellwände ausgeliehen, die nun eine Abstrichkabine bilden.

Das Schnelltest-Zentrum konnte Gisela Ausbüttel (l.) dank der Unterstützung des Schwimmvereins Derne realisieren. Christel Kublun, Maryna Urban und Petra Baron (v. l.) vom Verein finden die Idee super.

Das Schnelltest-Zentrum konnte Gisela Ausbüttel (l.) dank der Unterstützung des Schwimmvereins Derne realisieren. Christel Kublun, Maryna Urban und Petra Baron (v. l.) vom Verein finden die Idee super. © Lydia Heuser

„Es ist einfach wunderbar, wenn man in so einer Situation unbürokratisch Lösungen findet, die hier im Stadtteil allen helfen“, sagt Gisela Ausbüttel.

Nicht schmerzhaft?

Am Empfang zeige ich meinen Personalausweis und die Anmeldung vor. Ein bisschen nervös bin ich, auch wenn Gisela Ausbüttel mir vorher versicherte, dass es nicht schmerzhaft sei, höchstens unangenehm.

Wie beim PCR-Test auch erwartet mich ein als sogenannter nasopharygealer Abstrich. „Das heißt, wir nehmen eine Probe aus dem tiefen Nasen-Rachenraum“, so die Apothekerin.

Vorher soll ich aber noch mal meine Nase putzen und die Hände desinfizieren, bittet mich Apothekerin Marisa Rauchhaus, die das Testzentrum leitet. Dann geht es hinter die Stellwände auf einen Stuhl.

Die pharmazeutisch-technische Assistentin (PTA) Erna Stoppel steht mit Kittel, Visier, Mundschutz und Handschuhen ausgestattet schon bereit und hält ein sehr langes Q-Tipp-ähnliches Stäbchen in der Hand. „Einfach entspannt nach hinten mit dem Kopf gegen die Wand lehnen“, sagt Erna Stoppel zu mir und beginnt, vorsichtig das Stäbchen in ein Nasenloch einzuführen.

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Ein Kind meinte mal zu mir: „Die gehen bei dem Test bis hinten zum Gehirn.“ Ich fand das damals übertrieben, aber nach dem Schnelltest kann ich nur sagen: Stimmt, kurz hat es sich so angefühlt.

Marisa Rauchhaus (l.) leitet das Schnelltestzentrum in Scharnhorst, das Gisela Ausbüttel (r.) ins Leben gerufen hat.

Marisa Rauchhaus (l.) leitet das Schnelltestzentrum in Scharnhorst, das Gisela Ausbüttel (r.) ins Leben gerufen hat. © Lydia Heuser

Als ich nach dem Abstrich mit Gisela Ausbüttel über meine Erfahrung rede, meint sie: „Ja, es kitzelt in der Nase und viele haben keine genaue Vorstellung von der Anatomie der Nase.“ Da hat sie wohl recht, denke ich mir. Das unangenehme Gefühl ganz hinten in der Nase nehme ich auch kaum noch wahr.

Mit Test und Impfung gegen die Pandemie

Auf das Ergebnis könnte ich auch vor Ort warten, es dauert 20 Minuten. Ich entschließe mich aber für die E-Mail-Variante, die eine Viertelstunde nach dem Test ankommt. „Negativ“ steht in der PDF. Das freut mich. Aber was bedeutet das nun?

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„Ein negatives Ergebnis ist kein Freifahrtschein für Partys“, stellt Gisela Ausbüttel klar. Die Menschen, die sich testen ließen, hätten ganz einfache, nachvollziehbare Gründe: der Besuch bei der Oma oder im Krankenhaus, das Geschäftstreffen, das nicht online stattfinden kann.

„Die Schnelltests sollen das soziale Leben wieder angenehmer machen. Wir versprechen uns von den Tests und Impfungen einen Wendepunkt in der Pandemiebekämpfung.“

Schnelltest oder Selbsttest? Und was ist, wenn das Ergebnis positiv ist?

  • Schnelltests werden von professionell-geschultem Personal unter hygienischen Bedingungen durchgeführt. „Schnelltests gehören in die Hand von Profis“, sagt Gisela Ausbüttel.
  • Bei positivem Ergebnis wird der Fall an das Gesundheitsamt übermittelt. Der oder die Infizierte sollte sich in freiwillige Isolation begeben bis das Ergebnis mittels eines PCR-Test bestätigt wurde. Das weitere Verfahren wird vom Gesundheitsamt begleitet.
  • Bei negativem Ergebnis: „Das Testergebnis ist immer eine Momentaufnahme. Man kann das Zertifikat 24 Stunden nutzen. Ein Infektionsgeschehen kann durch einen negativen Test jedoch nie grundsätzlich ausgeschlossen werden. Es sagt aus, dass zum Testzeitpunkt keine Virenlast nachweisbar war“, sagt Gisela Ausbüttel.
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