Karstadt Dortmund
Neue Sorgen um Karstadt in Dortmund: „Die Lage ist angespannt und schwierig“
Dem Warenhauskonzern geht das Geld aus. Wieder mal. Die Lage sei angespannt, haben die Beschäftigten im Galeria Karstadt-Haus am Westenhellweg bereits zu hören bekommen. Betriebsräte sind besorgt.
Die drastisch gestiegenen Energiekosten und die abnehmende Kauflust der Menschen zwingt das Management des Warenhauskonzerns offenbar zu einem harten Sparkurs. „Die finanzielle Situation sei angespannt und schwierig, hat uns die Geschäftsführung in Gesprächen vor Kurzem deutlich gemacht“, sagt Joffrey Kallweit, Betriebsratsvorsitzender im Haus am Westenhellweg.
Gleiches hat die Essener Konzernzentrale auch in einem „Mitarbeiterbrief“ zu verstehen gegeben. Größenordnungen, um wie viele Millionen Euro es diesmal geht, wurden nicht genannt. „Natürlich fängt man an, sich wieder Sorgen zu machen“, sagt Kallweit. Arbeitsplatzabbau sei aber bislang nicht angekündigt.
Zu gut sind den Betriebsräten und den aktuell rund 180 Beschäftigten bei Galeria Karstadt Kaufhof die Sommermonate 2020 in Erinnerung: Dortmunds Karstadt stand wie das damalige Karstadt-Sporthaus am Alten Markt mitsamt dem Kaufhof auf der Kippe.
2020 stand das Haus auf der Kippe
Erst nach einer wochenlangen Zitterpartie, nach Protestaktionen mit 16.000 Straßen-Unterschriften und Verhandlungen mit dem Gebäudeeigentümer über Mietnachlässe kam im Juli 2020 die für die Beschäftigten erlösende Nachricht: Karstadt bleibt! Am Ende war auch das Sporthaus gerettet. Kaufhof jedoch musste seinen Platz in Dortmund räumen.
„Die Beschäftigten leisten seit Jahren erhebliche Beiträge, um das Unternehmen stabil zu halten“, unterstreicht der Dortmunder Betriebsratschef Kallweit. Trotzdem wird das Personal erneut auf einen Sparkurs eingestimmt.
Laut Manager-Magazin sei etwa vorgesehen, Filialen weniger stark zu beheizen. Um Energie zu sparen, sind im Dortmunder Haus bereits Rolltreppen vereinzelt stillgelegt. Zudem solle es einen Einstellungsstopp für Saison-Kräfte ausgerechnet im Weihnachtsgeschäft geben.
Offene Stellen, heißt es, sollen geprüft und notfalls gestrichen werden. Zudem hat der Konzern den Sanierungsvertrag mit der Gewerkschaft Verdi gekündigt. Der Vertrag war 2019 geschlossen worden und sah schrittweise Entgeltsteigerungen in Richtung eines Flächentarifvertrages vor. Offenbar, so mutmaßen Betriebsräte, sollen die Löhne nun „mindestens eingefroren“ werden. Kein gutes Zeichen.
Ex-Betriebsrat: „Mein Gefühl sagt: Es ist ernst.“
620 Millionen Euro Verlust soll Deutschlands letzter Warenhausriese 2021 eingefahren haben. Bereits während der Corona-Krise musste Galeria Karstadt Staatshilfen in Anspruch nehmen – alles in allem rund 600 Millionen Euro. Nun hofft Karstadt offenbar erneut auf Millionenbeträge. Um welche Summen es diesmal geht?
Das vermag auch Gerhard Löpke aktuell noch nicht zu sagen. Der Ex-Betriebsratsvorsitzende war 44 Jahre lang im Dortmunder Karstadthaus beschäftigt. Seit Mai 2022 ist er im Ruhestand - mehr oder weniger.
Verdi-Mitglied Löpke hält nicht nur engen Kontakt zu den früheren Mitstreitern in Dortmund, sondern ist auch weiter in der Bundestarifkommission Galeria Karstadt aktiv. „Mein Gefühl sagt mir, dass es ernst ist“, meint der erfahrene Ex-Betriebsrat zur aktuellen Lage.
Zwei Insolvenzen hat Löpke bereits miterlebt. Es gibt weder Urlaubs- noch Weihnachtsgeld. Auch auf Lohnsteigerungen musste das Personal mehr als einmal verzichten. Dabei ist das Entgelt ohnehin nicht gerade üppig: Eine Vollzeitkraft komme auf rund 2600 Euro brutto im Monat.
Den Mitarbeitern, sagt Löpke, werde seit Jahren einiges abverlangt. Pro Kopf gerechnet, verzichte jeder Vollzeit-Beschäftigte zugunsten von Karstadt auf rund 4500 Euro pro Jahr. Löpke: „Ich hoffe, dass sich die Abwärtsspirale jetzt nicht von Neuem in Gang setzt.“ Sollen die fehlenden Millionen tatsächlich erneut vom Staat kommen? Löpke hätte auch eine Alternative parat: „Ich sehe auch Galeria-Eigentümer Rene Benko in der Pflicht.“
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