Neue Late-Night-Bar will toten Platz in Dortmunds City beleben

© Thomas Thiel

Neue Late-Night-Bar will toten Platz in Dortmunds City beleben

rnNeueröffnung geplant

Dortmunds Ausgeh-Szene nach 22 Uhr ist aktuell sehr klein: Es gibt kaum Lokale, die bis in die Nacht offen haben. Eine neue Bar will Abhilfe schaffen - und nebenbei einen toten Platz beleben.

Dortmund

, 22.01.2022, 17:55 Uhr / Lesedauer: 2 min

Plätze in Zentren großer Städte sind oftmals Orte des Zusammenkommens: Menschen treffen sich in den zahlreichen Restaurants oder Lokalen an ihnen und bevölkern im Sommer die Tische davor - teilweise bis spät in die Nacht.

Dortmund hingegen scheint ein Faible für tote Plätze zu haben. Natürlich, gibt es den Alten Markt und ein paar Meter weiter den Gänsemarkt für die Biere danach. Aber abseits davon sind die großen Plätze der City spätabends meist verlassen.

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Für den mit Abstand trostlosesten Platz der Dortmunder City gibt es nun Hoffnung: Am Platz der Alten Synagoge vor dem Opernhaus, wo aktuell nur Handwerker ihre Autos parken und ansonsten der Wind über die menschenleere Steinwüste pfeift, schickt sich eine besondere Bar an, endlich für etwas Leben zu sorgen.

Hinter der Glasfront im Erdgeschoss des kleinen Hochhauses „Hansa 101“ stehen die dunklen Eichentische bereit, die gepolsterten Hochstühle am langen Tresen scheinen bereits auf Gäste zu warten. In einer Ecke des holzvertäfelten Gastraums hat es sich ein großer Rundtisch samt Bank gemütlich gemacht. Der grüne, glatte Boden und die beiden Pendellampen-Reihen runden das heimelige, aber doch moderne Ambiente ab.

Wirt Sami Yilmaz vor seinem neuen Lokal am Platz der alten Synagoge. Es soll den toten Vorplatz des Opernhauses (im Hintergrund) beleben.

Wirt Sami Yilmaz vor seinem neuen Lokal am Platz der alten Synagoge. Es soll den toten Vorplatz des Opernhauses (im Hintergrund) beleben. © Thomas Thiel

Das Lokal ist auch das Werk von Tobias Ehinger. Der Direktor des Theaters Dortmund arbeitet seit über drei Jahren daran, den toten Vorplatz „seines“ Theaters zu transformieren. Zentraler Bestandteil seiner Pläne ist das Ladenlokal an der Ecke zur Hansastraße, direkt neben dem neuen Ticketcenter.

„Wir wollen hier ein Künstler-Café nach Berliner Vorbild schaffen“, sagt Ehinger. „So ein Ort fehlt bisher in Dortmund.“ Die noch namenlose Bar, die den Arbeitstitel „Theater-Bar“ trägt, soll eine Lücke im Gastro-Angebot füllen, den die Schließung der legendären Theaterklause im Thier-Verwaltungsgebäude 2009 hinterlassen hat.

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Das sei nicht nur für das Theater-Publikum wichtig, sondern auch für die Künstler selbst, erklärt Ehinger: Proben dauerten gerne bis 23 Uhr. Besonders Künstler von außerhalb, die auf Tour sind und nur ein kurzes Gastspiel in Dortmund haben, bekämen danach Probleme ein Lokal aufzutreiben, wo man noch etwas zu essen und ein Glas Wein oder Bier bekomme.

Gastronom Sami Yilmaz erklärt Theater-Direktor Tobias Ehinger, wie er sein neues Lokal einrichten möchte.

Gastronom Sami Yilmaz erklärt Theater-Direktor Tobias Ehinger, wie er sein neues Lokal einrichten möchte. © Thomas Thiel

Der Mann für die konkrete Umsetzung dieser Ideen heißt Sami Yilmaz. Der 28-Jährige ist Mit-Betreiber des türkischen Restaurants Bosporus im Saarlandstraßenviertel und kennt die Theater-Szene schon gut - Ehinger ist seit Jahren Stammgast im Bosporus, das laut dem Theater-Direktor „eine Art inoffizielle Theater-Gastronomie“ ist.

„Wir wollen eine coole Verweilstätte schaffen für die Gäste und die Mitarbeiter des Theaters“, sagt Yilmaz. Er will seine Öffnungszeiten nach den Bedürfnissen des Spielplans ausrichten, „das kann auch in Richtung ‚Open End‘ gehen.“ In der kleinen Küche seines Lokals will er „täglich frische spannende Sachen“ kochen. Als Stil nennt er „mediterrane Tapas“ - an der Karte arbeite er noch, sagt er.

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Wenn es nach Ehinger geht, soll die Bar ein „Treffpunkt der Künstler“ werden: mit dem Dramaturg in der Ecke, der an seinem Manuskript feilt, während die Musical-Darsteller am Tresen über die letzte Aufführung reden. „Schön wäre es, wenn die Theater-Zuschauer mit den Künstlern ins Gespräch kommen.“ Auch soll es kleine Konzerte und Lesungen in der Bar geben.

Und im Frühling und Sommer soll die Theater-Bar dann den Platz der alten Synagoge in Besitz nehmen - mit mindestens zwei Tischreihen, gerne mehr, findet Ehinger. Yilmaz plant eine Bepflanzung seines Außenbereichs mit Außenbeleuchtung, um die zugige Steinwüste am Rande des Walls zu einem schöneren Ort zu machen.

Der große Rundtisch soll der Treffpunkt für Stammtische von Theater-Freunden werden - und bei Bedarf Platz machen für Lesungen und kleinere Konzerte.

Der große Rundtisch soll der Treffpunkt für Stammtische von Theater-Freunden werden - und bei Bedarf Platz machen für Lesungen und kleinere Konzerte. © Thomas Thiel

Bis Yilmaz das erste Mal Gäste bewirtet, wird es noch ein Weilchen dauern: In der aktuellen Lage mache eine Eröffnung wenig Sinn, sagt er. Er wolle warten, „bis es wenig Corona und viel gutes Wetter gibt“.

Gegen Mai könnte es so weit sein, meint er. Wenn alles gut geht, gibt es dann einen toten Platz weniger in Dortmund.

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