Neue Kinderklinik mit Landeplatz für Hubschrauber Klappt die Finanzierung, Herr Polle?

Dortmund soll neue Kinderklinik bekommen - mit Hubschrauberlandeplatz
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Die Akteure strahlten um die Wette, als NRW-Gesundheitsminister Laumann dem damaligen Chef des Klinikums Dortmund, Rudolf Mintrop, einen Förderbescheid des Landes über 11,9 Mio. Euro überreichte. Das Geld sollte für den gewünschten Neubau der Kinderklink eingesetzt werden. Das war Ende 2018. Den erhofften Baubeginn hat es allerdings nie gegeben, denn die Ernüchterung folgte bald: Die Kostensteigerungen waren so enorm, dass die Akteure am Klinikum erstmal die Reißleine zogen und umplanten.

Eigentlich war vorgesehen, die neue Kinderklinik auf dem Dach des 2012 eröffneten Zentralen OP- und Funktiontraktes (Zopf) zu bauen. Er sollte auf der gesamten Länge mit zwei weiteren Etagen in Modulbauweise aufgestockt werden. Zumal im Zopf mit der Geburtshilfe und dem Perinatralzentrum zur Versorgung Frühgeborener bereits wichtige Einrichtungen vorhanden waen. Flankierend zur Aufstockung sollte es neben dem Zopf ein weiteres Gebäude geben, in dem u.a. die Kinder-Notaufnahme entstehen sollte.

Das Problem: Bereits der beauftragte Architekt war in seiner Kostenrechnung für die ersten Bauabschnitte auf 21,8 Millionen Euro gekommen. Die Angebote der Modulbau-Hersteller lagen noch weiter drüber und steigerten sich bis auf letztlich 32,7 Millionen Euro. Konsequenz: Das Klinikum sah sich gezwungen, die Pläne zu ändern.

Finanzielle Risiken bleiben

Inzwischen treibt Mintrop-Nachfolger Marcus Polle als Vorsitzender der Klinikum-Geschäftsführung das Vorhaben voran. Die finanziellen Risiken aber bleiben. „Keiner kann zuverlässig prognostizieren, ob und in welchem Maße die Baukostensteigerungen weiter gehen“, sagt Polle.

Die Pläne, dem Zopf mit Modulbauten aufs Dach zu steigen, sind jedenfalls ad acta gelegt. Nach aktuellem Stand soll die Kinderklinik nun in Massivbauweise errichtet werden – und zwar neben Zopf. Dafür soll das alte Dudenstift (Gebäude der früheren Frauenklinik) abgerissen werden. An seiner Stelle sollen in zwei Bauabschnitten zwei mehrgeschossige Gebäude für die Kinderklinik entstehen, die mit dem Zopf verbunden werden.

Landeplatz in der Innenstadt

Der Clou dabei: Das Dach des Verbindungstraktes soll auf Wunsch der Stadt und der Feuerwehr als Hubschrauberlandeplatz dienen. Es wäre der „einzige Platz in der Innenstadt“, der für Hubschrauberlandungen überhaupt infrage komme, heißt es vonseiten der Stadt. Erst im September musste ein Rettungshubschrauber mitten auf dem Wall landen, damit ein Notfallpatient für den Weitertransport in einen Krankenwagen umgeladen werden konnte. Das hatte zur Sperrung der Kreuzung Hohe Straße/Südwall geführt.

Bis der Neubau der Kinderklinik mit dem Hubschrauberlandeplatz realisiert ist, dürfte es indes dauern. Läuft alles glatt, soll Mitte 2023 der Bauantrag eingereicht werden. Als frühest möglicher Termin für die Fertigstellung wird 2026 angedacht. Stadtkämmerer Jörg Stüdemann hofft, dass der neuerliche Anlauf von Erfolg gekrönt ist. „Das Thema ist schon vor mehr als 20 Jahren aufgekommen“, sagt Stüdemann.

Allerdings wird es auch Zeit: Die jetzigen Bauten an der Humboldtstraße stammen aus den 20er und 60er Jahren und sind mit hohen Instandhaltungskosten verbunden. „Teile der Kinderklinik entsprechen nicht mehr den aktuellen Brandschutzbestimmungen“, heißt es in einem Papier. Bauliche Veränderungen im Altbestand seien nur noch eingeschränkt möglich. Auch funktional lassen die Gebäude zu wünschen übrig: Allein, dass die Kinderklinik und das Haupthaus getrennt sind, wird schon als Manko und Erschwernis für die Abläufe gesehen.

Klinikum sucht Geldspender

Insofern wollen die Stadt und ihre 100prozentige Klinikums-Tochter nun ernst machen mit dem Neubau. „Wir haben mit dem OB zusammengesessen und eine mögliche Finanzierung durchdekliniert“, sagt Kämmerer Stüdemann. Aktuell ergibt sich eine Summe von 78 Millionen Euro. Die Stadt selber ist bereit, dem Klinikum mit 30 Millionen Euro Investitionskostenzuschuss zu helfen - der Rat der Stadt hat bereits genickt. Weitere 20 Millionen Euro muss das Klinikum als Eigenmittel beisteuern.

Hinzu kommen die 11,9 Millionen Euro Landesförderung aus 2018, die „weiterhin Bestand haben“, wie Klinikchef Polle sagt. Gleichzeitig geht er von weiteren Landesmitteln aus, die sich um die 10 Millionen Euro bewegen könnten. Bleiben nach aktueller Rechnung 6 Millionen Euro offfen. Sie müssen durch Spenden eingeworben werden.

Aus Sicht von Polle kein Ding der Unmöglichkeit: „Es gibt große Player, die über eigene Stiftungen verfügen“, führt der Klinikchef an. Was allerdings im Falle weiterer Kostensprünge geschieht, bleibt vorläufig offen. „Die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung werde „permanent weitergeführt“, heißt es. Und was wird aus den Altgebäuden, die teilweise unter Denkmalschutz stehen? „Eine Nachnutzung muss noch erarbeitet werden“, sagt Polle.

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