
© Kevin Kindel (Archiv)
Neue Corona-Regeln: Erste Gastronomen denken über Wiedereröffnung nach
Lockdown-Lockerungen
Licht am Ende des Tunnels oder eine Maßnahme, die kaum jemandem hilft? Dortmunds Gastronomen fassen die mögliche Öffnung der Außenbereiche sehr unterschiedlich auf.
Bleibt die 7-Tage-Inzidenz in Dortmund weiterhin unter 100, können die ersten Cafés und Restaurants ab dem 22. März (Montag) wieder Gäste empfangen. Mit aktuellen Schnell- oder Selbsttests darf die Außengastronomie dann mit vorheriger Terminbuchung öffnen.
Die Reaktionen auf diese Nachricht fallen in Dortmund äußerst gemischt aus. „Ich bin erst mal froh darüber“, sagt Philip Winterkamp, der den Spatengarten im Westfalenpark, Schürmanns Hafenkantine am Phoenix-See, Zum Schlips an der Brückstraße und das Balke an der Hohen Straße betreibt.
„Es ist wichtig, dass wir eine Perspektive und einen Fahrplan haben“, so Winterkamp. Trotzdem äußert er sich noch vorsichtig, weil die Inzidenz relativ schnell über die 100er-Marke steigen könnte. Aber: „Wir freuen uns grundsätzlich erst mal, dass wir Licht am Ende des Tunnels sehen.“
Zu klären sei jetzt unter anderem, wie viele Personen mit wie viel Abstand an den Tischen sitzen können und wie die Terminbuchung umgesetzt wird. „Das wird eine spannende Herausforderung“, gibt sich Winterkamp kämpferisch.
„Es nützt nix, wenn‘s regnet“
„Der 22. März wäre ein Traumdatum“, sagt Jörg Kemper vom Wenkers am Alten Markt: „Wir betrachten das aber noch skeptisch.“ Sicherlich wäre es schön, wenn der Betrieb draußen wieder losgehen könnte, aber: „Es nützt nix, wenn‘s regnet.“
Ein spezielles Problem im Herzen der City: „Wir durften bislang bei uns nichts einfrieden“, sagt Kemper. Doch der Zugang zum Außenbereich des Wenkers muss kontrolliert werden - dabei würde ein kleiner Zaun helfen. Wenn der nicht genehmigt wird, brauche man an jeder Seite des Geländes vermutlich Mitarbeiter, die Besucher einweisen. „Zuversicht ist das, was man mitbringen muss“, sagt Kemper. Auch wenn er davon ausgeht, erst nach Ostern richtig öffnen zu können.
„Ich denke, dass wir auf jeden Fall aufmachen werden“, sagt Michael Globisch fürs Kraftstoff an der Rheinischen Straße zum 22. März. Im Herbst habe das Team erst ein großes Zelt angeschafft, um die Gäste vor Wind und Wetter zu schützen.
Mit nennenswert viel Umsatz rechnet Globisch nicht, aber: „Man kann zeigen, dass man da ist.“ Und: „Die Leute können wieder arbeiten.“ Den Frühling könne das Kraftstoff dazu nutzen, neue Minijobber anzulernen, weil bisherige Kollegen sich in den vergangenen Monaten neue Jobs gesucht hätten.
„Wir werden definitiv geschlossen lassen“
Deutlich weniger begeistert äußern sich natürlich die Gastronomen, die kein oder nur wenig Außengelände zur Verfügung haben. „Katastrophal“ nennt Christopher Reinecke vom „Mit Schmackes“ an der Hohen Straße die nächsten Öffnungsschritte: „Wir werden definitiv geschlossen lassen.“
Zu groß sei die Gefahr, Mitarbeiter aus der Kurzarbeit zu holen und Waren zu kaufen, dann aber wegen schlechten Wetters keine Kunden zu haben. „Für mich ist das nicht umsetzbar“, so Reinecke, aber: „Ich gönne es jedem Gastronomen, der den Außenbereich überdachen und öffnen kann.“
Reinecke sieht außerdem ein anderes Problem bei der Terminbuchung: „Die Gäste haben ja Nachholbedarf.“ Als Gastronom wolle man sie sicherlich nicht nach Ende des gebuchten Zeitraums pünktlich rauswerfen.
Auch bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) ist man unzufrieden. Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber fragt: „Warum durfte die Außengastronomie bei dem schönen Wetter in der vorigen Woche nicht schon öffnen? So hätte man sich doch testweise in einem Bereich mal rantasten können. Nein, es wurde alles weiter verboten.“
Kevin Kindel, geboren 1991 in Dortmund, seit 2009 als Journalist tätig, hat in Bremen und in Schweden Journalistik und Kommunikation studiert.
