Seltenes Jubiläum: Seit 25 Jahren liefern sich Bebauungsgegner und die Stadt Dortmund ein Tauziehen um das Neubaugebiet in Dortmund-Oespel. Bislang wurden hier erst 42 der rund 150 vorgesehenen Häuser realisiert.
Bereits dreimal waren Klagen gegen das Vorhaben auf dem Areal zwischen Steinsweg, Ewald-Görshop-Straße und Universitätsstraße erfolgreich. 2005, 2007 und 2017 erklärten die zuständigen Richter den Bebauungsplan Lü148 und seinen Nachfolger Lü148n für unwirksam.
Urteil steht noch aus
Seit Juni 2023 läuft ein weiteres Normenkontrollverfahren gegen den überarbeiteten B-Plan, der seit 2022 rechtskräftig ist. „Die Antragstellerin trägt in der Klagebegründung viele Aspekte von Artenschutz bis zum Verkehr vor“, berichtete damals Stadtsprecher Christian Schön. Das Urteil steht noch aus. Den Verhandlungstermin vor dem Oberverwaltungsgericht Münster erwartet die Stadt Dortmund frühestens Mitte 2025.
Während es nun eine Weile still um Dortmunds vielleicht bekanntestes Neubaugebiet war, macht sich jetzt neue Unruhe breit. Grund dafür sind Vermessungsarbeiten im letzten Quartal 2024 und Rodungen Anfang 2025. Baugegner und Anwohner fragen sich: Was haben diese Aktivitäten zu bedeuten? Finden hier während des Klageverfahrens vorbereitende Maßnahmen für eine Bebauung des Areals statt?

Antworten darauf gibt die Dortmunder Stadtentwicklungsgesellschaft (DSG). Sie wurde 2022 als eigene Wohnungsgesellschaft der Stadt gegründet und ist Eigentümerin eines, wie sie betont, „geringen Flächenanteils“ des Neubaugebiets in Oespel. Konkret geht es um drei Flächen, die alle direkt an der Ewald-Görshop-Straße, Höhe Taunusweg, liegen. Wie groß die Fläche ist, teilt die DSG nicht mit.
In ihrem Antwortschreiben an unsere Redaktion heißt es: „Wir haben für diese Flächen Rodungsarbeiten beauftragt. Bei den Rodungsarbeiten handelt es sich um verkehrssichernde, nicht um bauvorbereitende Maßnahmen.“ Und weiter: Die Vermessungsarbeiten hätten der Vereinigung von Flurstücken gedient.
17 Wohneinheiten
Tatsächlich findet sich die Teilfläche an der Ewald-Görshop-Straße bereits als laufendes Projekt auf der Homepage der DSG: 17 Wohneinheiten sollen dort errichten werden. Wer das Projekt anklickt, erfährt nicht viel: „Energieeffizienz-Standard: Effizienzhaus 40; Status: in Vorbereitung; Geplante Fertigstellung: 2028“, mehr Angaben sind dort nicht zu finden.
Etwas konkreter wird die DSG in ihrer Mail an unsere Redaktion: „Eine erste Prüfung ergab, dass die Errichtung von circa 17 Wohneinheiten grundsätzlich auf den drei Flächen möglich wäre. Dies könnte auf Grundlage des B-Planes durch einen Mix aus Einzel-, Reihen- und Mehrfamilienhäusern erreicht werden.“ Bislang befinden sich auf dem Areal ausschließlich Einfamilienhäuser.

Gekauft werden können die geplanten Häuser oder Wohnungen allerdings nicht, sie bleiben im Bestand der DSG: „Sollte eine Realisierung möglich sein, würden die Wohneinheiten zur Vermietung angeboten werden“, heißt es in deren Antwortmail.
Konkrete Informationen für Interessenten gebe es aufgrund des momentanen Projektstatus noch nicht. Zumindest so viel ist auf der Homepage der DSG zu erfahren: „Wir schaffen bezahlbaren Wohnraum in Dortmund. Nachhaltig, modern und sozial“, lautet ihr Slogan.
Über sich selbst und ihren Auftrag als kommunale Wohnungsbaugesellschaft schreibt sie: „Die DSG investiert in den kommenden Jahren einen dreistelligen Millionenbetrag, um einen spürbaren Beitrag zur Deckung der Bedarfe nach bezahlbaren und familiengerechten Wohnungen in Dortmund zu leisten. Das Neubauprogramm umfasst die Schaffung von mehreren Hundert Wohnungen, verteilt über das gesamte Dortmunder Stadtgebiet.“
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