
© Helmut Kaczmarek
Neubau-Pläne für eine Seniorenresidenz mit „Hotel-Charakter“
Leben im Alter
Bagger reißen seit Tagen einen Altbau-Komplex an einer belebten Straßenkreuzung ein. In den Neubauten sollen Senioren ihren Lebensabend verbringen. Das Pflegeheim erhält einen Hotel-Charakter.
Die Zange des Abrissbaggers ist gnadenlos. Meter um Meter nagt sie sich durch das alte Mauerwerk. Ziegel für Ziegel fällt, der Schutthaufen wächst und wächst. Ein Kran hat eine Fassaden-große Matte am Haken und schützt die Straße vor herabfallenden Trümmern.
Seit zwölf Tagen reißen die Abrissbagger den Wohnblock zwischen Hansemannstraße, Castroper Straße und Königshalt in Dortmund-Oestrich ein. Die Hansemannstraße ist halbseitig für den Verkehr gesperrt. Busse fahren noch ein paar Tage eine Umleitung.

Der Abriss weckt Neugierde - vor allem auch bei Kindern. © Helmut Kaczmarek
Zum Schluss der Abrissarbeiten sind das markante Eckhaus im Jugendstil an der Kreuzung Königshalt und Hasans ehemaliger Holzkohlegrill an der Castroper Straße dran.
Denkmalschutz im Umfeld hat Einfluss auf Neubauten
Drei Häuser an der Hansemannstraße bleiben erhalten. Dazu gehört das Eckhaus zur Castroper Straße – früher eine Kneipe, jetzt Spielhalle. Es steht unter Denkmalschutz.

Die Drohnenaufnahme zeigt den Baukomplex zu Beginn der Abrissarbeiten: unten im Bild die Kreuzung Hansemannstraße/Königshalt, oben rechts die Castroper Straße. © Helmut Kaczmarek
Südlich von der Straße Königshalt schließt sich die Hansemann-Siedlung an. Sie hat bergbau-historische Bedeutung. Die Siedlung und das denkmalgeschützte Haus haben Einfluss auf den Neubau auf der frei werdenden Fläche.
Denn, wie diese Redaktion bereits im Juni 2020 berichtet hat, entstehen auf dem Areal ein Seniorenheim und seniorengerechte Wohnungen. „In Absprache mit der Denkmalpflege haben wir die Fassade der Seniorenresidenz stärker gegliedert“, sagt Jens Kalkmann.

Von den Gebäuden der ehemaligen Brotfabrik, des Getränkemarktes und der Wohnhäuser sind nur noch große Schutthaufen übrig. © Helmut Kaczmarek
Nach den Plänen des Architekten sieht der Neubau wie eine Reihe einzelner Häuser aus. Das hat schließlich die Zustimmung des Dortmunder Gestaltungsbeirats gefunden.
Seniorenresidenz hat den Charakter eines Hotels
Bauherrin ist die Belia Seniorenresidenzen GmbH. Sie ist ein Tochter-Unternehmen der Lindhorst-Gruppe aus dem niedersächsischen Winsen an der Aller. „Belia steht für ‚Besser leben im Alter‘“, erklärt Michael Burmester. 14 Einrichtungen betreibe das Unternehmen mittlerweile an Rhein und Ruhr – unter anderem auch in Bochum, Witten und Essen.
Der geschäftsführende Gesellschafter verspricht auch für den neuen Standort in Oestrich ein hochwertiges Umfeld für den Lebensabend. Die eigentliche Seniorenresidenz entsteht an der Ecke Hansemannstraße/Königshalt. Burmester verweist auf einen „hohen energetischen Standard“ des Neubaus.

Die Zeichnungen der Architektengemeinschaft K25 - Brinkmann & Kalkmann zeigen, wie sich die Neubauten in den Häuserbestand einfügen. Tagespflege und Seniorenwohnungen entstehen an der Castroper Straße (o.). Die eigentliche Seniorenresidenz erhält zur Hansemannstraße (M.) sowie zu Uhustraße/Königshalt (u.) hin eine gegliederte Fassade. © Brinkmann & Kalkmann
Die Pflege erfolgt in 84 Einzelzimmern. Ein Restaurant mit eigener Vollküche, eine Bibliothek und eine Wäscherei sorgen für den gehobenen Standard. „Ein bisschen Hotel-Charakter“ verspricht der Geschäftsführer. „Wir sind aber ein echtes Pflegeheim.“ Für die Aufnahme sei darum ein Pflegegrad notwendig.
Aufenthaltsbereich mit Spielmöglichkeiten im Innenhof
Einen kleineres Gebäude baut Belia an der Castroper Straße. Das Erdgeschoss erhält 18 Tagespflege-Plätze. In die Obergeschosse kommen 15 seniorengerechte Wohnungen. Zwischen den beiden Gebäuden entsteht ein kleiner Aufenthaltsbereich mit Spielangeboten für Jung und Alt.
Den Innenhof benötigt der Betreiber zudem für PKW-Stellplätze. „Eine Tiefgarage ist nicht erforderlich“, sagt Architekt Jens Kalkmann. „In der engen Lage ist es gut, wenn man nicht in den Keller gehen muss.“ Der Komplex sei ohnehin „ein schwerer Baugrund“. Die Gebäude werden auf Rüttelstopf-Pfählen stehen. „Das ist Natur“, erklärt Kalkmann.
Der Diplom-Ingenieur rechnet im Sommer mit der Baugenehmigung. Im Spätsommer sollen die Bauarbeiten beginnen. Belia-Geschäftsführer Michael Burmester rechnet damit, dass Ende 2022 die Senioren in die Residenz einziehen können. „Wir freuen uns, dann unsere erste Einrichtung in Dortmund öffnen zu können.“
Geboren 1964. Dortmunder. Interessiert an Politik, Sport, Kultur, Lokalgeschichte. Nach Wanderjahren verwurzelt im Nordwesten. Schätzt die Menschen, ihre Geschichten und ihre klare Sprache. Erreichbar unter uwe.von-schirp@ruhrnachrichten.de.
