Protestzug durch Dortmund

Rund 2000 Demonstranten: Neonazis und Gegenprotest sorgen für Polizeigroßeinsatz

Rund 2000 Menschen haben am Montagabend eine Kundgebung von Neonazis gestört und gegen Rechtsextremismus protestiert. Die Neonazis hingegen ließen auf sich warten.

von Dennis Werner, Fabian Paffendorf

Dortmund

, 14.10.2019 / Lesedauer: 5 min

Mehr als 2000 Menschen haben am Montagabend gegen etwa 60 Neonazis protestiert. © Oliver Schaper

Zeitweise ging in der Dortmunder City nichts mehr. Etwa 2000 Menschen haben sich einer Kundgebung von Neonazis entgegengestellt. Sie zogen von der Steinwache unter anderem über den Wall zur Gerichtsstraße, was zwischenzeitlich zu erheblichen Verkehrsstörungen führte.

Zeitweise ging in der Dortmunder City nichts mehr. Etwa 2000 Menschen haben sich einer Kundgebung von Neonazis entgegengestellt. Sie zogen von der Steinwache unter anderem über den Wall zur Gerichtsstraße, was zwischenzeitlich zu erheblichen Verkehrsstörungen führte.

Dort gelang es den Demonstranten, die Neonazis, die in Hörweite vor dem Gebäude der Justizvollzugsanstalt eine Kundgebung abhielten, weitgehend zu übertönen. Die Neonazis kamen verspätet zu ihrer eigenen Kundgebung, weil sie durch die Polizei aufgehalten worden waren. Sie sollen sich nicht an Versammlungsauflagen gehalten haben.

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Für die Polizei war das Demogeschehen am Montagabend ein Großeinsatz. Denn nicht nur Nazikundgebung und Gegenprotest gab es in der Dortmunder City: An der St.-Reinoldikirche versammelten sich außerdem Kurden, die gegen die türkische Militäroffensive in Nordsyrien protestierten.

Der Ticker zum Nachlesen:

Aktualisierung 21.41 Uhr:

Bei der Abreise von der Demo kam es zu einer Auseindersetzung von Polizei und einigen Gegendemonstranten. Nachdem letztere Widerstand leisteten, wurde ein Demonstrant kurz festgehalten, vor Ort aber wieder entlassen.

Aktualisierung 21.08 Uhr:

Die Veranstaltung ist nun offiziell beendet. Nächsten Montag solle es weitergehen, so ein Redner.

Aktualisierung 21.06 Uhr:

Die Neonazis haben ihre Sachen zusammengepackt. „Die Faschos trollen sich und verschwinden hoffentlich in das Loch, aus dem sie gekrochen sind“, ruft der Moderator der Gegendemo. „Wir sind mehr", skandiert die Menge. Es sei toll, dass heute Tausende auf der Straße gewesen seien, um gegen Rechts Gesicht zu zeigen. Gleichzeitig manht er, sich nicht einlullen zu lassen. Nazis seien da - und gefährlich.

Aktualisierung 20.59 Uhr:

Nach ihrer Kundgebung haben die Gegenprotestler Musik gespielt, um die Neonazis zu übertönen. Die ersten Demonstranten rollen ihre Fahnen ein und verlassen in Gruppen das Kaiserviertel.

Aktualisierung 20.50 Uhr:

Etwa 60 Neonazis, berichtet unser Reporter, seien zu der Kundgebung gekommen. Sie werden vom Gegenprotest übertönt.

Aktualisierung 20.41 Uhr:

Der Redner auf der Gegendemo bedankt sich bei den Anwesenden fürs zahlreiche Erscheinen. Er spricht von knapp 3000 Leuten, die zu der Demo gekommen sein sollen: „Wir waren auf dem Wall und konnten Anfang und Ende der Demo nicht sehen. Das war geil!“

Aktualisierung 20.37 Uhr:

Die Neonazis sind an ihrem Kundgebungsort vor der Justizvollzugsanstalt angekommen. Die Gegner in Hörweite skandieren: „Nazis raus! Nazis raus!“ sowie „Wir sind mehr! Wir sind mehr!“.

Aktualisierung 20.28 Uhr:

Wo bleiben die Neonazis? Ihre Kundgebung nahe der Justizvollzugsanstalt sollte um 19.30 Uhr beginnen. Doch noch immer ist von den Rechtsextremen dort nichts zu sehen, berichtet unser Reporter. Die Nachfrage bei der Polizei ergab: Sie wurden auf dem Weg zum Kundgebungsort zwei Mal angehalten, so eine Sprecherin der Polizei.

Der Redner auf der Gegendemo gibt eine Info durch: Die Nazis befinden sich demnach in Höhe der Haltestelle Lippestraße. „Wir warten jetzt auf die, und wenn die hier sind, dann heizen wir ihnen ein“, ruft er ins Mikro. Dann wird Musik gespielt.

Aktualisierung 20.21 Uhr:

Die Zahl der Gegenprotestler hat sich auf rund 2000 Teilnehmer erhöht. Unser Reporter berichtet, dass die Menschen alle gar nicht auf den ausgewiesenen Kundgebungsplatz an der Gerichtsstraße passen. Stattdessen ist das Kaiserviertel proppevoll mit Menschen. Von den Nazis sei von dort nicht viel zu sehen, so der Reporter. Die Teilnehmer skandieren Parolen wie „Nazis rein in die JVA!“

Im Kaiserviertel war es richtig voll. © Christian Gerstenberger

Aktualisierung 19.48 Uhr:

Massive Verkehrsstörung am Ostwall: Der Demozug der Neonazi-Gegner hat sich nun in Richtung Wall begeben. Das hat Auswirkungen auf den Verkehr am Montagabend. Die Autos stauen sich bis zum Ostwall.

Aktualisierung 19.39 Uhr:

Wegen des aktuellen Demogeschehens in der Dortmunder City verweist die Polizei auf ihr Bürgertelefon, das nun geschaltet ist. Die Polizei ist darüber erreichbar unter Tel. (0231) 1325555.

Aktualisierung 19.35 Uhr:

Der Protest gegen die Neonazi-Kundgebung ist nicht das einzige Demogeschehen in der Dortmunder City an diesem Montagabend. An der Reinoldikirche haben sich mehrere Hundert Kurden versammelt. Wie schon an den vergangenen Abenden demonstrieren sie gegen die türkische Offensive in Nordsyrien.

Kurden haben sich zu einer weiteren Demo an der Reinoldikirche versammelt. © Oliver Schaper

Aktualisierung 19.30 Uhr:

Nach einer kleinen Kundgebung am NSU-Denkmal vor der Steinwache hat sich der Gegenprotest in Bewegung gesetzt. Etwa 1000 bis 1500 Teilnehmer wollen sich den Neonazis entgegen stellen und ziehen in Richtung Ostentor.

Ursprünglicher Artikel:

Mit massivem Gegenprotest haben Nazigegner auf eine weitere Kundgebung von Neonazis reagiert. Bis Weihnachten wollen die Dortmunder Rechtsextremen regelmäßig Versammlungen abhalten. Mit einer gemeinsamen Kundgebung wollten dieses Mal Nazigegner von Blockado, Bündnis Dortmund gegen Rechts, Bunt statt Braun, dem Förderverein der Steinwache und einige unabhängige Bündnisse gegen Rechtsextremismus einstehen.

Neben dem antisemitisch motivierten Anschlag in Halle seien auch die aktuellen Entwicklungen in Dortmund Anlass für die Anmeldung der Demonstration, hieß es. Entsprechend größer war der Zuspruch im Vergleich zu den vorangegangenen Montagen.

Neonazis treffen sich vor der Justizvollzugsanstalt

Den ganzen Montag über beschäftigte die für abends angekündigte Demonstration die Stadt. So hatten die Neonazis spontan den Ort ihrer angemeldeten Kundgebung verlegt und dies bei der Polizei beantragt. Statt - wie bisher für die Montagskundgebungen angekündigt - in der Nordstadt, sollte das Treffen in der Nähe von Gericht und Justizvollzugsanstalt stattfinden. Hintergrund ist wohl, dass sich die Dortmunder Neonazis solidarisch mit einem Inhaftierten Gesinnungsgenossen stellen wollten. Er war am Samstag dort inhaftiert worden. Der Standort nahe Ostentor wurde genehmigt.
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Das rief wiederum den Gegenprotest auf den Plan. Auch dort beantragte man am Montag eine Änderung der Route. Ziel war, möglichst nahe an die Neonazis heranzukommen, und in der Tat führt die Route von der Stein- in die Leopoldstraße über den Burgwall, die Kuckelke, den Bürderweg auf die Hamburger Straße. An der Ecke Gerichtsstraße/Kaiserstraße sollte es dann für die Nazigegner eine Möglichkeit zur Versammlung geben.

Vor dem Thor-Steinar-Geschäft am Brüderweg formierte sich erster Protest. © Oliver Schaper

Protest am Thor-Steinar-Laden

Nicht erst mit der Ankündigung der Montagskundgebungen haben die Neonazis Gegenprotestler auf den Plan gerufen. Auch ein Geschäft am Brüderweg, das die bei Neonazis beliebte Bekleidungsmarke Thor Steinar führt, erregte den Zorn der Protestler. So auch am Montag.

Bevor sie sich zur eigentlichen Kundgebung versammelten, trafen sich die Gegner um 18 Uhr vor dem Geschäft am Brüderweg.