Der renaturierte Emscherabschnitt im Dortmunder Nordwesten

© Dieter Düwel

Natur, Kunst und Industriekultur prägen den Emscherradweg in Dortmund

rnEmscher-Weg

Das fast sommerliche Wetter hat für Hochbetrieb auf den Fahrradwegen gesorgt. So auch auf dem Emscher-Weg. Was bietet der Abschnitt der Route im Dortmunder Nordwesten? Wir machten den Test.

Castrop-Rauxel

, 09.05.2020, 05:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Der Emscher-Weg erstreckt sich über rund 100 Kilometer von der Quelle in Holzwickede durch vielfältige Landschaftsformen bis nach Dinslaken zur Mündung in den Rhein. Die flache und familienfreundliche Route ist größtenteils autofrei.

Damit ist der Weg nicht nur für Radler sondern auch für Wanderer ein lohnendes Ziel. Wir befuhren die 13 Kilometer, die durch den Dortmunder Nordwesten führen, vom Hafengebiet bis zur Stadtgrenze Castrop-Rauxel.

Wir starten unsere Tour in der Nähe des Dortmunder Hafens und radeln an der Dorstfelder Allee entlang. Nach kurzer Zeit fällt auf der rechten Seite zwischen Radweg und Emscher ein großer unförmiger Klumpen auf, die „Stille Weile“. Bei der Emscherkunst 2016 wurde diese begehbare Skulptur als ein Ort der Entschleunigung und Zeitlosigkeit geschaffen.

Die "Stille Weile" an der Dorstfelder Allee in Huckarde wurde für das Projekt Emscherkunst 2016 geschaffen.

Die "Stille Weile" an der Dorstfelder Allee in Huckarde wurde für das Projekt Emscherkunst 2016 geschaffen. © Matthias Langrock

Hinter Huckarde verläuft der Emscher-Weg zwischen Büschen weiter bis Deusen. Hier lohnt sich immer ein Blick nach rechts, um den bereits renaturierten Abschnitt der Emscher zu bestaunen. Dabei entdeckt man auch die beiden eierförmigen Faultürme der Kläranlage Deusen auf der anderen Seite des Flusses.

Panoramablick über Dortmund

Kurz danach taucht auf der linken Seite das nächste Highlight des Emscher-Wegs auf: der Deusenberg. Auf dem Gelände einer ehemaligen Mülldeponie entstand 2004 ein neues Freizeitgebiet. Neben einer frei zugänglichen Mountainbike-Arena bietet der rund 112 Meter hohe, künstliche Berg eine ausgezeichnete Aussichtsplattform.

Aufstiegsmöglichkeiten zum Gipfel bieten eine Treppe und eine Rampe. Die Mühe lohnt sich: Der Panoramablick über Dortmund ist beeindruckend.

Blick vom Deusenberg auf Dortmund

Blick vom Deusenberg auf Dortmund © Dieter Düwel

Umleitung Ellinghausen

Auf dem weiteren Weg nach Westen muss man den Emscher-Radweg hinter dem Deusenberg verlassen. Die Arbeiten der Emschergenossenschaft im Rahmen des Ausbaus des Hochwasser-Rückhaltebeckens Ellinghausen führen zur Sperrung des Radwegs. Die Umleitung verläuft über die Niedernetter Straße und die Ellinghauser Straße bis zum Wiedereinstieg in den Emscher-Weg.

Allerdings sollte der Radfahrer hier gut aufpassen, denn die Beschilderung der Umleitung ist stellenweise unübersichtlich, vor allem wenn man den Radweg aus westlicher Richtung befährt. Zudem ist die Karte auf der Homepage der Emschergenossenschaft nicht auf dem neuesten Stand.

Ihr Pressesprecher Ilias Abawi teilt mit, die Probleme seien bisher nicht bekannt gewesen: „Wir werden aber dafür sorgen, dass die Karte und die Umleitungsbeschilderung auf den neuesten Stand gebracht werden.“

Wir treffen Michaela Hein und Stefan Budde aus Dortmund, die auf dem Emscher-Weg auf Dortmunder Gebiet häufig und gerne unterwegs sind, weil es, wie sie sagen „ein sehr schöner Radweg ist“. Sie ärgern sich aber oft über die unzureichende Beschilderung: „Vor allem auf den Umleitungsstrecken ist man bisweilen orientierungslos, weil sie nicht gut ausgeschildert sind.“

Highlights in Mengede

Hinter der Baustelle geht es dann weiter in Richtung Mengede. Kurz vor der gepflegten Kleingartenanlage „Frisch Auf“ fällt ein kleines Betriebsgebäude der Emschergenossenschaft ins Auge. Das mit dem bunt gestalteten Emscher-Weg bemalte Häuschen ist auf jeden Fall ein Foto wert. Es ist ein Beispiel für die Initiative „Gemeinsam für das Neue Emschertal“, die das Ziel hat, den bisher eher unscheinbaren Betriebsgebäuden entlang der Emscher ein neues Gesicht zu geben.

Ein Betriebshäuschen der Initiative "Gemeinsam für das Neue Emschertal“ in Mengede

Ein Betriebshäuschen der Initiative "Gemeinsam für das Neue Emschertal“ in Mengede © Dieter Düwel

Von hier aus bietet sich ein kurzer Abstecher in das Zentrum von Mengede an, genauer gesagt zum „Wiedenhof“, ein denkmalgeschütztes Ensemble idyllischer Fachwerkhäuser rund um die St. Remigius-Kirche.

Ein Paradies für Naturbeobachter

Für das letzte Highlight unserer Tour sollte man sich etwas Zeit nehmen. An der Stadtgrenze zu Castrop-Rauxel erstreckt sich über 33 Hektar das Hochwasserrückhaltebecken Mengede/Ickern, eine Auenlandschaft, die sich durch eine vielfältige Pflanzen- und Vogelwelt auszeichnet. Enten, Schwäne, Graureiher, Braunkehlchen, Kiebitze oder Blässhühner haben hier eine neue Heimat gefunden.

Das Gebiet ist in den letzten Jahren ein Hotspot für Naturbeobachter und -filmer geworden. Ein Café gibt es auch: den „Hof Emschertal“. Von der Terrasse eröffnet sich ein imposanter Blick über das gesamte Areal des Beckens. Das Café ist allerdings nur am Wochenende geöffnet.

Michaela Hein und Stefan Budde am Hochwasserrückhaltebecken

Michaela Hein und Stefan Budde am Hochwasserrückhaltebecken © Dieter Düwel

Schließlich hat Stefan Budde noch einen Tipp für Radfahrer, die nicht den Emscher-Weg zurück zum Dortmunder Hafen nehmen möchten: „Vom Hochwasserrückhaltebecken ist es nicht weit bis zum Dortmund-Ems-Kanal. Man überquert die A2 und gelangt über die Lohburger Straße zum Kanal. Ein Radweg führt entlang des Kanals zurück zum Hafengebiet.“

Zur Sache
  • Informationen zum Emscher-Radweg mit detailliertem Kartenmaterial findet man unter http://www.emscher-weg.de/route/emscher-weg/
  • Die Kläranlage Dortmund-Deusen wurde 1994 fertiggestellt und reinigt das Wasser von 140.000 Einwohnern sowie mehr als die doppelte Menge industrieller Abwässer. Die beiden Faultürme dienen zur kontrollierten Durchführung von Abbauprozessen. Die großen Abwassermengen aus Dortmund haben den weitesten Weg bis zur Emschermündung zurückzulegen, was früher zur Faulung des Wassers mit deutlich wahrnehmbarer Geruchsentwicklung führte. Jetzt ist anstelle des übel riechenden Faulgases Schwefelwasserstoff wieder Sauerstoff in nennenswerten Konzentrationen in der Emscher messbar, ein sicheres Zeichen für die beginnende Gesundung des Gewässers.
  • Auf dem Gelände einer ehemaligen Mülldeponie in Dortmund-Deusen entstand 2004 im Zuge einer großflächigen Umgestaltung das neue Freizeitgebiet Deusenberg. Neben einer frei zugänglichen Mountainbike-Arena bietet der rund 112 Meter hohe, künstliche Berg eine ausgezeichnete Aussichtsplattform.
  • Die Emschergenossenschaft hat sich im Rahmen der Initiative „Gemeinsam für das Neue Emschertal“ das Ziel gesetzt, den bisher eher unscheinbaren Betriebsgebäuden entlang der Emscher und ihrer Nebenläufe ein neues Gesicht zu geben. An verschiedenen Orten wurden die Visionen der Menschen von ihrer neuen Emscher in Workshops und auf Stadtteilfesten gezeichnet, Geschichten aufgeschrieben und bunte Bilder gemalt. Die Vorschläge werten heute die damals tristen Fassaden auf, zum Beispiel in Dorstfeld, Deininghausen, Mengede oder Marxloh.
  • Mit einer Größe von 33 Hektar und einem Stauvolumen von 1,1 Millionen Kubikmetern entspricht das Hochwasserrückhaltebecken Mengede/Ickern umgerechnet einer Größe von 46 Fußballfeldern. Das Becken wird von der Emscher durchflossen und optimiert den Hochwasserschutz flussabwärts gelegener Siedlungsbereiche. Gleichzeitig dient das Gebiet aber auch als Lebensraum für zahlreiche Tiere und Pflanzen.
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