Das hat es hier so noch nicht gegeben DEW21 holt sich „Chef auf Abruf“ als Ersatz für Heike Heim

Dortmunder Energieversorger DEW21 holt einen "Chef auf Abruf" ins Haus
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Sie ist fast schon zu einer Tradition geworden: Regelmäßig einmal im Jahr lädt die Chefetage von Dortmunder Energie und Wasser (DEW21) zu einer Medienrunde. Dabei lassen die Oberen von DEW21 das jeweils vergangene Geschäftsjahr Revue passieren, ordnen die Entwicklung auf den Energiemärkten ein und geben mitunter Ausblick auf die künftigen Vorhaben. So auch vor wenigen Tagen.

Das Besondere diesmal: Es war die letzte Medienrunde dieser Art mit Heike Heim als Vorsitzende der DEW21-Geschäftsführung: Die Energiemanagerin verlässt das Unternehmen und wechselt zu den Dortmunder Stadtwerken (DSW21) an der Deggingstraße, der Mehrheitsgesellschafterin und „Mutter“ von DEW21.

Deren Vorstandschef Guntram Pehlke räumt seinen Schreibtisch zwei Jahre vor Auslaufen seines Vertrages. Er verabschiedet sich für ein Jahr nach Australien. Heike Heim übernimmt seinen Job ab 1.6.

Und wer setzt sich dann auf den Chefstuhl bei DEW21?

Die Antwort verblüfft: ein Manager auf Zeit. DEW21 soll einen „Interims-Manager“ von außen bekommen. Er soll das Unternehmen so lange leiten, bis ein endgültiger Nachfolger gefunden ist.

Die Rede ist von „einem halben Jahr“ bis Ende 2023 - während übliche Geschäftsführer in aller Regel Fünf-Jahresverträge erhalten. Offenbar gibt es auch bereits einen Kandidaten für das „Interims-Management“, aus dessen Namen zurzeit aber auch noch ein Geheimnis gemacht wird.

Wie zu erfahren war, kommen die DEW21-Aufsichtsräte am Donnerstag, 25. Mai, zu einer Sondersitzung zusammen. Dabei soll dann der „Manager auf Zeit“ bestellt werden.

Agenturen vermitteln Manager

Die Personalie ist höchst ungewöhnlich für Dortmund: Selbst erfahrene Beobachter können sich nicht erinnern, dass ein kommunales Unternehmen jemals einen auswärtigen Chef ins Haus geholt hätte, der nach einem halben Jahr wie geplant seine Koffer packt und wieder geht.

Offenbar gibt es auch einen Bedarf an „Interims-Managern“: Das zeigt der Blick ins Internet. Dort werben zahlreiche Agenturen damit, hochqualifizierte Manager zu vermitteln, die für eine befristete Phase „die Aufgaben eines Entscheidungsträgers in einem Unternehmen wahrnehmen“. Die meisten Anbieter verfügen über umfangreiche „Personal-Tools“ mit Experten für die verschiedensten Branchen.

Sie bringen in aller Regel langjährige Erfahrung mit – und die Gabe, sich schnell in die fremde Umgebung einarbeiten zu können. Auch Teamfähigkeit darf für sie kein Fremdwort sein.

All diese Eigenschaften werden auch dem kommenden „Interims-Manager“ von DEW21 zugeschrieben: Er soll zurzeit als Berater tätig sein und in früheren Jahren bereits eine „Leitungsfunktion“ in einem (kommunalen) Stadtwerk besetzt haben. Beim gut 1000 Mitarbeiter starken Energieversorger DEW21 soll er mit ähnlichen Befugnissen ausgestattet werden wie Noch-Chefin Heike Heim.

Hintergrund des Ganzen: Die Suche für den eigentlichen Nachfolger der scheidenden DEW21-Chefin schleppt sich dahin. Genauer gesagt: Sie hat nicht einmal begonnen.

Die Findungskommission ist zwar gegründet – auf die ersten Kandidatenlisten wird sie aber wohl bis nach den Sommerferien warten müssen. Auf Nachfrage heißt es, man habe erst abwarten müssen, bis der Wechsel von Heike Heim zu DSW21 in trockenen Tüchtern sei.

Die Suche startet erst noch

Dem war ein quälend langer Personal-Poker zwischen Grün-Schwarz und der SPD vorausgegangen, der sich über Monate hinzog – und erst am 23.3. mit der Wahl im Rat endgültig abgeschlossen war. Schon zu dem Zeitpunkt war allen Beteiligten klar: Eine Neubesetzung des DEW21-Chefpostens zum 1.6.? Das wird nicht klappen.

In der Sonder-Aufsichtsratssitzung am 25. Mai soll nun zumindest ein Personalberater („Headhunter“) bestellt werden, der infrage kommende Kadidaten und Kandidatinnen ausguckt. Die eigentliche Entscheidung ist dann für Spätsommer/Frühherbst vorgesehen. Dabei sprechen die Grünen ein gewichtiges Wort mit: Als zweitstärkste Ratsfraktion haben sie das Recht, einen Kandidaten ihrer Couleur zu nennen, dem sich die anderen Fraktionen (in der Regel) anschließen.

Allerdings besteht die Chefetage von DEW21 neben der Vorsitzenden Heike Heim aus zwei weitern Geschäftsführern: Während Peter Flosbach den kompletten Technik-Bereich abdeckt führt Arbeitsdirektor Matthias Klein-Lasseck das Personalressort. Der „Interims-Manager“ soll trotzdem ins Haus. Die Lage auf den Energiemärkten und die Anforderungen beim Ausbau des Fernwärmenetzes in Dortmund würden „alle Kapazitäten binden“, heißt es.

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