Professor Carsten Watzl leitet den Bereich Immunologie am Leibniz-Institut für Arbeitsforschung in Dortmund.

© Oliver Schaper

Nach Omikron-Infektion: Bin ich vor weiteren Ansteckungen geschützt?

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Viele Menschen in Dortmund sind aktuell mit Omikron infiziert. Wie gut sind sie nach der Infektion gegen das Coronavirus geschützt? Das erklärt der Immunologe Professor Carsten Watzl.

Dortmund

, 12.02.2022, 04:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Zahl der täglichen Neuinfektionen in Dortmund lagen zuletzt liegen regelmäßig im vierstelligen Bereich. Es läuft eine Durchseuchung mit Omikron. Nur: Was bringt die langfristig - für Infizierte und für alle anderen?

Omikron-Infektion kann als Booster fungieren

Grundsätzlich bildet der Körper eines Infizierten Antikörper gegen das Virus. Und die bleiben eine Weile bestehen. „Wer jetzt nach zwei Impfungen eine Durchbruchsinfektion mit Omikron hatte, hat damit quasi seinen Booster bekommen“, erklärt Professor Carsten Watzl, Immunologe am Dortmunder Leibniz-Institut für Arbeitsforschung.

Die neuen Antikörper passen demnach sogar besonders gut zur Omikron-Variante und auch die bereits durch die vorherigen Impfungen erlernten Antikörper für die Ursprungsvarianten werden bei einer Infektion mit Omikron neu gebildet.

Dauer der Immunität nicht ganz klar

Wie lange dieser Schutz anhält, sei allerdings unklar. „Nach einer Infektion gehen die Antikörper etwas langsamer wieder zurück als nach der Impfung. Tendenziell ist die Menge an Antikörpern aber von Anfang an geringer als nach einer Impfung“, so Carsten Watzl.

Der Schutz nach einer Infektion wäre also wahrscheinlich etwas schlechter als nach einer Impfung, würde aber dafür etwas länger anhalten. Ganz pauschal beantworten lasse sich das aber nicht, weil die Immunreaktion bei einer Omikron-Infektion von Person zu Person sehr unterschiedlich ausfalle.

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Dass das Robert-Koch-Institut (RKI) wegen der Omikron-Variante den Genesenen-Status auf drei Monate verkürzt hat, sieht Carsten Watzl kritisch. „Das geben die vom RKI als Begründung angeführten Publikationen gar nicht her. Und mir ist auch nicht bekannt, dass es entsprechende Daten gibt.“

Impfungen sind der bessere Weg

Für Menschen, die noch gar keine Impfung gegen das Coronavirus bekommen haben, bringe eine Omikron-Infektion aber keine ausreichende Immunisierung, betont Carsten Watzl. „Der Körper bildet dann zwar Antikörper gegen die Omikron-Variante, die sind allerdings nicht so wirksam gegen die anderen Varianten.“

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Es sei trotz der immunisierenden Wirkung einer Infektion nicht sinnvoll, sich absichtlich anzustecken, betont Carsten Watzl. Denn eine Impfung gehe mit einem geringeren Risiko einher als eine Corona-Infektion. Und: „Eine Infektion kann meiner Einschätzung nach höchstens eine Impfung ersetzen. Für eine vollständige Immunisierung sind aber drei Impfungen nötig. Man müsste also drei mal erkranken.“

Höhepunkt der Omikron-Welle in Dortmund wohl überschritten

In Dortmund beginne die Omikron-Welle wohl abzuebben. „Wir haben wahrscheinlich das Gröbste hinter uns. Obwohl es ja keine Maßnahme gab, die jetzt getroffen wurde und die Kehrtwende herbeigeführt hätte“, so Carsten Watzl.

Es sei viel mehr so, dass das Virus schlicht nicht mehr genug Menschen finde, die es anstecken kann - weil viele Menschen durch Booster oder Omikron-Infektion immunisiert oder aktuell bereits infiziert seien.

Die Inzidenz in Dortmund sei aktuell noch hoch, werde perspektivisch aber sinken. Bei der Zahl der Krankenhaus-Fälle werde das länger dauern, betont Carsten Watzl. Diese laufen der Inzidenz üblicherweise mit Zeitverzug nach. Deutschlandweit sei die Tendenz insgesamt noch eher steigend.

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Durch die Maßnahmen wie 2G und Kontaktreduzierung sei es gelungen, den Anstieg der Infektionszahlen zu verlangsamen. Da es nun um Lockerungen geht, sei jedoch eine Sache wichtig. Diese könnten auf den Rückgang der Infektionszahlen den gleichen Effekt haben, die die Infektionsschutzmaßnahmen auf deren Anstieg hatten: Sie könnten ihn verlangsamen.