
© Kevin Kindel
Nach Messerangriff: „Diese Leute haben keinen Respekt vor der Polizei“
Großeinsatz
Ein 35-Jähriger ist bei einem Messerangriff in der Dortmunder Nordstadt schwer verletzt worden. Während ein Polizei-Einsatz lief, soll ein 43-Jähriger auf ihn eingestochen haben. Zeugen schildern ihre Beobachtungen.
Nach ersten Erkenntnissen soll es sich um einen ganz banalen Streit gehandelt haben, der am Samstag (4.9.) zu einem großen Tumult mit einem Schwerverletzten geführt hat. Ein 35-jähriger Dortmunder ist am helllichten Tag auf der Schützenstraße mit einem Messer angegriffen worden, ein Mann aus Lünen (43) befindet sich in Untersuchungshaft.
Bei einer Hochzeitsfeier am Vortag habe alles angefangen, berichtet Staatsanwalt Jörg Schulte-Goebel. Um eine „kleinere Streitigkeit“ habe es sich gehandelt, der Ermittler geht dabei nicht näher ins Detail: „Das wollte man wohl eigentlich ganz normal klären.“ Doch dann eskalierte die Situation.
Nach Aussagen von Anliegern der Schützenstraße hätten sich zwei Kleingruppen am Tag nach der Hochzeit offenbar zufällig nahe der Kreuzung zur Lessingstraße getroffen. Erst habe es ein Wortgefecht und Schläge zwischen wenigen Personen gegeben.
Die zerstrittenen Gruppen seien dann relativ schnell größer geworden. „Viele von denen wohnen hier in der Nähe“, sagt ein anderer Zeuge. Teils hätten Leute versucht, zu schlichten, teils hätten sie den Konflikt befeuert. Wenig später seien Bereitschaftspolizisten in ihren dicken schwarzen Anzügen erschienen, um die Gruppen zu trennen. Auch Elektro-Taser wurden eingesetzt.
Zeugen sehen Bezug zu einem Café
„Jemand wollte die Polizisten schlagen“, sagt einer der Nachbarn: „Die Polizei hat diese Person festgenommen.“ Dann sei während dieser Maßnahme jemand von der anderen Seite gekommen und habe mit einem Messer zugestochen. „Diese Leute haben keinen Respekt vor der Polizei“, meint ein dritter Zeuge, der angibt, die Beteiligten schon häufiger in der Umgebung gesehen zu haben.
Sie seien häufiger an einem Café in der Nähe zu sehen, in den vergangenen Jahren habe es dort immer mal wieder schon Streitigkeiten und Schlägereien gegeben, sagen zwei der Nachbarn unabhängig voneinander. Einer von ihnen meint: „Dieses Café macht nur Probleme.“ Dort in dem gemeinten Lokal sagt ein anderer Mann aber, der Streit habe auf der anderen Straßenseite angefangen. Man habe mit dem Konflikt nichts zu tun.
„Die Gesetze sind zu schwach“, findet einer der Zeugen. Seit mehreren Jahren würden ihm dieselben wenigen Leute dort immer wieder auffallen. Denn insgesamt sei es an der Schützenstraße regelrecht beschaulich, wie alle Anlieger betonen. Dass so ein Großeinsatz nötig wurde, hat noch niemand von ihnen hier erlebt.
Der Verdächtige hat sich bislang nicht zum Tatvorwurf des versuchten Totschlags geäußert, sagt Staatsanwalt Schulte-Goebel. Seine Akte sei zwar schon vor der Festnahme nicht gänzlich leer gewesen, wegen Gewaltdelikten sei er aber nicht vorbestraft.
Kevin Kindel, geboren 1991 in Dortmund, seit 2009 als Journalist tätig, hat in Bremen und in Schweden Journalistik und Kommunikation studiert.
