
© Beate Dönnewald
Nach Kellerbrand müssen Vonovia-Mieter ihre Wäsche seit Wochen in der Badewanne waschen
Mieter-Frust
Kein Strom, keine Waschmaschinen: In Huckarde leiden Mieter unter den Folgen eines Kellerbrands. Der liegt schon vier Wochen zurück, die Wut auf die Vonovia wächst. Zu Unrecht, sagt diese.
Beißender Geruch von verbranntem Plastik hängt im Treppenhaus. Eine Etage tiefer, im Keller des Vonovia-Mietshauses an der Servatiusstraße 24 in Huckarde, fällt das Einatmen noch schwerer. Schlimm ist auch der Anblick im Schein der Notbeleuchtung: Böden, Wände, Türen, Gegenstände – alles ist mit einem Ruß-Film überzogen. An der niedrigen Decke baumelt schmutziger Kabelsalat, der gefährlich nah über den geduckten Köpfen schwebt.
Auf dem verrußten Boden gegenüber der Eingangstür liegt die Ursache des ganzen Übels: verbrannter und verschmorter Sperrmüll. Und der lagert dort bereits seit vier Wochen. Solange schon müssen die Mieter mit den Folgen des Kellerbrands vom 18. Juli 2019 leben. Und deswegen sind sie mittlerweile ziemlich genervt.
„Die Waschmaschinen sind kaputt“
„Wir können hier unten keinen Raum nutzen, es gibt immer noch keinen Strom, die Waschmaschinen sind nicht mehr zu gebrauchen“, berichtet Mieterin Yvonne Alex. Die 55-Jährige wäscht seit dem Brand die Kleidung ihrer dreiköpfigen Familie in der Badewanne. „Alle zwei Tage, das geht auf den Rücken.“

Die Ursache allen Übels: Dieser Sperrmüll brannte – vermutlich handelt es sich um Brandstiftung. © Beate Dönnewald
Von ihrer Vermieterin, der Vonovia, fühlt sich Yvonne Alex im Stich gelassen. „Warum lassen die sich so viel Zeit? Warum helfen die uns nicht?“, fragt sie. Antworten habe sie darauf bislang keine bekommen.
Bettina Benner, Pressesprecherin der Vonovia, zeigt sich im Gespräch mit dieser Redaktion verständnisvoll. „Die Situation der Mieter ist schlimm. Aber wir tragen keine Schuld daran.“ Im Gegenteil, man sei regelmäßig vor Ort, um schnell für Abhilfe zu sorgen. Weil es sich um Brandstiftung handelt, habe man zunächst den Bericht des Gutachters abwarten müssen. „Der lag uns am 5. August vor, am 12. August erfolgte eine Vorreinigung des Kellers.“
Das große Aufräumen soll ab dem 19. August erfolgen
Um weitere Verzögerungen zu vermeiden, komme die Vonovia ihren Mietern jetzt sogar entgegen, sagt Benner. „Die Hausratversicherung eines Mieters will noch einen eigenen Gutachter schicken. Das kann dauern.“ Deshalb werde Vonovia nun auf eigene Kosten den Keller entrümpeln und Wertsachen wie Waschmaschinen bis zur Begutachtung durch die Hausratversicherung lagern.
Das große Aufräumen soll am 19. August beginnen. Dafür sei eine Verzichtserklärung der Mieter nötig, sofern sie ihre Kellerräume nicht selber leer räumen wollen. So steht es auch in dem Rundschreiben, das am 15. August in den Briefkästen der Mieter lag.
„Auf Erinnerungsstücke nehmen wir Rücksicht, sofern man sie uns vorher klar benennt“, verspricht Benner. Im Anschluss folgten dann die Sanierung und die Reparatur der Elektrik.
„Ich schlafe seitdem schlecht“
Yvonne Alex glaubt, dass auch das Schreiben des von ihr eingeschalteten Mietervereins Dortmund die Aktivitäten der Vonovia beschleunigt habe. „Der hat ihr nämlich eine Frist bis zum 12. August gesetzt.“
Doch jetzt sei sie einfach froh, dass endlich was passieren soll. Denn die Huckarderin möchte nur eines: dass sich das Leben für ihre kleine Familie wieder normalisiert. Die vergangenen Wochen seien eine große Strapaze gewesen.
Der Brandgeruch in der Wohnung habe sich lange hartnäckig gehalten, sogar in die Couch hätten sich die Rußpartikel gefressen. Zudem funktionierten weder die Fernseher noch Internet und Telefon. „Ich schlafe seitdem schlecht. Mein Mann ist herzkrank, ihm hat der ganze Stress sehr zugesetzt.“

Ein Teil der Wäsche hängt seit dem Kellerbrand noch an der Leine. Yvonne Alex muss sie komplett entsorgen. „Leider auch meine beiden besten Tischdecken.“ © Beate Dönnewald
„Wir haben auf dem Balkon gekocht“
Auch Tochter Antonia (20) hat gelitten: „Sechs Tage gab es in unserer Wohnung keinen Strom. Wir hatten kein Licht, haben auf einem Gasgrill auf dem Balkon gekocht, unsere Handys hat die Nachbarin aufgeladen, die Lebensmittel im Kühlschrank mussten wir wegwerfen.“ Das alles sei ausgerechnet in ihrem Urlaub passiert.
Die Vonovia, sagt Bettina Benner, habe den Mietern das Angebot gemacht, während der stromlosen Tage in ein Hotel umzuziehen. Die meisten hätten es angenommen, Familie Alex nicht. „Wir haben zwei Katzen und einen Hasen. Die konnten wir doch nicht alleine lassen“, erklärt die Tochter.
1968 geboren und seit über 20 Jahren Redakteurin bei Lensing Media. Zuständig für den Dortmunder Westen mit seinen Stadtbezirken Lütgendortmund, Mengede und Huckarde sowie für die Stadt Castrop-Rauxel.
