„Ein Sprungturm ist ein Magnet“, sagt Jörg Husemann. Als Geschäftsführer der Sportwelt Dortmund gGmbH, die unter anderem das Freibad Volkspark betreibt, weiß Husemann, was bei Badegästen ankommt. „Uns rufen Leute an und fragen, ob wir einen Sprungturm mit einer Zehn-Meter-Plattform haben“, erzählt Husemann. Bislang mussten die Anrufer vertröstet werden.
Das Kuriose: Einen solchen Sprungturm gibt es seit Eröffnung des Freibades 1927. Er hat drei Plattformen. Von denen können Badegäste aus drei, fünf und zehn Metern Höhe ins Wasser hechten. Im Prinzip.
Aus Sicherheitsgründen ist der Sprungturm bereits seit 2004 geschlossen. Zudem ist er der einzige in allen Dortmunder Freibädern. In der Freibad-Saison 2023 will die Sportwelt Dortmund die Anlage wieder in Betrieb nehmen. Und zwar in Gänze – inklusive der Zehn-Meter-Plattform. Was allerdings nicht einfach ist.
Die eigentlichen Sanierungsarbeiten (Betonsanierung) am Sprungturm sind längst abgeschlossen. Was der denkmalgeschützten Anlage bis heute fehlt, sind die Brüstung und das Geländer.
Bielefelder Bad als Blaupause
Der Grund: Der damals zuständige Denkmalschützer hatte offenbar andere Vorstellungen als die Akteure der Sportwelt. „Wir hatten drei Modelle eingereicht“, sagt Sportwelt-Chef Husemann. Prompt entwickelte sich ein langwieriges Hin und Her – bis es endlich zum erhofften Befreiungsschlag kam: Die Sportwelt beauftragte einen Gutachter aus Wuppertal, der sich an das fast baugleiche Wiesenbad in Bielefeld erinnerte.
Auch dort gab es zunächst Probleme mit dem Sprungturm, die aber inzwischen beseitigt sind. Das Ende vom Lied: Die Denkmalschützer und die Sportwelt haben Einvernehmen erzielt – die Anlage im Bielefelder Wiesenbad soll als Blaupause für den Sprungturm im Dortmunder Volksbad dienen.
Seit wenigen Tagen liegt den Sportwelt-Akteuren nun auch die offizielle Erlaubnis der Denkmalschützer vor. Darin wird ausdrücklich festgehalten: „Die Realisierung muss (…) entsprechend der sog. Bielefelder Lösung (…) erfolgen“, wie es in dem Schreiben heißt.

Die Sportwelt-Akteure möchten die Arbeiten im März starten, um den Turm möglichst zu Beginn der Freibad-Saison (im Mai oder Juni) wieder freigeben zu können. Nach 19 langen Jahren.
„Dabei sollen unsere Badegäste mindestens die Drei- und die Fünf-Meter-Plattform nutzen können“, sagt Sportwelt-Prokurist Sebastian Makowka. Wer indes aus zehn Metern Höhe ins Wasser springen will, wird sich wohl noch etwas gedulden müssen.
Absprung geht nur ohne Anlauf
Hintergrund: Die Sportwelt hat sich verpflichtet, mit einer besonderen Vorrichtung dafür zu sorgen, dass Badegäste auf der obersten Plattform nur ohne Anlauf springen können. „Deshalb wollen wir Bügel einbauen, die wie eine Anlaufsperre wirken“, erklärt Sportwelt-Chef Husemann.
Problem: Das Schwimmbecken unten hat einen ansteigenden Boden. Ein Schwimmer, der auf der Zehn-Meter-Plattform mit Wucht und Anlauf abhebt, könnten in genau jenem Teil des Beckens landen. Dort ist das Wasser rund drei Meter tief – ein echter Gefahrenpunkt. Unterhalb des Sprungturmes sei das aber kein Problem, sagt Sportwelt-Prokurist Makowka. „Dort ist das Wasser rund 4,90 Meter tief.“

In dem Punkt gilt das Wiesenbad ebenfalls als Vorbild. „Das Bad hat oben die gleiche Anlaufsperre, wie sie auch im Volkspark gebaut werden soll“, sagt Husemann. „Unser Gutachter kennt die Anlage sehr gut."
Sobald die Arbeiten erledigt sind und das Becken gefüllt sei, werde der Gutachter den Sprungturm genau in Augenschein nehmen – „und gleich auch einen Probespringer mitbringen“, sagt Husemann.
Anschließend, und das ist für die Sportwelt nicht ganz unwichtig, muss auch die Haftpflichtversicherung mitspielen. Die Sportwelt-Akteure sind aber zuversichtlich: Im Sommer sollen Badegäste auch von ganz oben springen können.
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