Nach Beinahe-Unfall am Dortmunder Flughafen Kritiker zweifeln am Regenproblem des Airports

 Beinahe-Unfall am Flughafen wirft bei Kritikern Fragen auf
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Flughafengegner in Dortmund und Unna bezweifeln schon lange, dass die vom Flughafen beantragte Verlegung der Landeschwelle überhaupt notwendig ist, um die Ziele des Dortmunder Airports zu erreichen. Jetzt sehen sie sich in ihrer Skepsis bestätigt – und das ausgerechnet durch den Beinahe-Unfall vom 5. Dezember 2022.

Der Flughafen Dortmund will die sogenannte Landeschwelle auf der Piste, also den frühesten Aufsetzpunkt auf dem Asphalt, um 300 Meter nach Osten versetzen. Die effektiv nutzbare Länge der Start- und Landebahn würde damit von 1700 auf 2000 Meter verlängert, was zum Beispiel den Einsatz des neuen, größeren Airbus-Modells A321neo selbst bei Regen zuließe.

Bei dem jetzt bekannt gewordenen Beinahe-Unfall hatten die Piloten die Ryanair-Maschine des Typs Boeing 737-8AS mit 169 Passagieren und einer vierköpfigen Crew rund 350 Meter zu spät auf die Landebahn aufgesetzt. Und das bei schwachem Schneefall mit feuchtem Dunst und zwei Millimetern Schnee auf dem Asphalt, der allerdings eine besondere Bodenhaftung hat. Die Boeing kam nach Überrollen der östlichen Landebahnschwelle unmittelbar vor der Grasnarbe zum Stehen.

Keiner war gefährdet

Laut Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) hatte der Radarlotse die Piloten über den Zustand der Landebahn und der Witterung in Kenntnis gesetzt. Der Flughafen betonte auf Nachfrage, dass zu keiner Zeit Personen gefährdet gewesen seien.

Für Flughafengegner ergibt sich daraus folgende Frage: Wenn eine Maschine wie die Boeing 737-8AS bei Nässe und Schnee auf dem Rest der Piste rechtzeitig bremsen und sogar selbständig an die Abfertigung rollen kann, wieso es dann überhaupt eine Verlegung der Schwelle geben müsse.

Ihr Verdacht: Die Schwellenverschiebung komme einer Verlängerung der Landebahn gleich und sei nur eine Verbeugung vor Wizz Air, die anstelle des A320 (rund 190 Sitzplätze) den A321neo mit (rund 230 Plätzen) in Dortmund landen lassen möchte.

Nur mit beschränkter Nutzlast

Tatsächlich aber fliegt der Airbus A321 Neo schon seit Monaten Dortmund an und landet dort bei Nässe problemlos – ohne Schwellenverschiebung. Das bestätigt auch der Flughafen auf Nachfrage: „Aufgrund der sukzessiven Flottenumrüstung der Fluggesellschaft Wizz Air von A320 auf effizientere A321 kommen diese Modelle zwar bereits heute am Dortmund Airport zum Einsatz, können aufgrund der verfügbaren Landestrecke jedoch nur mit Nutzlastbeschränkungen operieren.“

Die Untersuchungen der Fachgutachter des Flughafens hätten ergeben, so der Flughafen, „dass im Fall einer nassen beziehungsweise feuchten Bahn dem Flugzeugtyp A 321 am Verkehrsflughafen Dortmund für eine uneingeschränkte Nutzung grundsätzlich eine 2.000 Meter lange Landestrecke zur Verfügung stehen sollte, um zu vermeiden, dass bereits bei Feuchtigkeit Flugzeuge an andere Flughäfen umgeleitet werden müssen – mit den entsprechenden Auswirkungen auf die Passagiere und die Umwelt“.

Weiter heißt es, die Verlegung der Landeschwelle erhöhe unter anderem die generelle Sicherheit des Flughafens und die Leistungsfähigkeit der bestehenden Infrastruktur – ohne jeglichen Ausbau der Start- und Landebahn.

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