Mysteriöser Tunnel an der B236 wirft Fragen auf Werner Frieg (94) hat den Bau dokumentiert

Mysteriöser Tunnel an der B236: Werner Frieg (94) hat den Bau dokumentiert
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Werner Frieg ist ein Fotograf aus Leidenschaft. Vor allem das, was praktisch vor seiner Haustür passiert, interessiert den jetzt 94-Jährigen. So hatte er seine Kamera schnell zur Hand, als es losging mit dem Ausbau der B236 von Norden her in Richtung Hörde. Frieg, der nun schon seit 60 Jahren in Dortmund-Schüren lebt, hielt die Bauarbeiten auf Dia fest.

„Die habe ich dann später umgewandelt und auf dem Computer gespeichert. Leider ist die Qualität dadurch schlechter geworden“. Auf seinen zahlreichen Fotos von der gewaltigen Baustelle der Bundesstraße taucht auch eines auf, auf dem ein längliches Bauwerk zu sehen ist. Mitte der 80er Jahre muss dies entstanden sein. Der vergessene Tunnel, der jetzt, so der Plan, Teil einer neuen Veloroute werden soll.

Im Hintergrund sieht man die heutige Sporthalle der Dortmunder Turngemeinde auf der Stadtkrone Ost. Bis 1993 hielten sich hier die englischen Soldaten fit, die zu dieser Zeit in den Kasernen südlich der B1, an der heutigen Stadtkrone Ost, ihren Dienst taten. Auch das Tunnelbauwerk, so erinnert sich Frieg, soll im Zusammenhang mit den englischen Soldaten gestanden haben. Aber wann wurde der Tunnel gebaut und vor allem, warum?

Auf diesem Foto ist der Tunnel genau zu sehen (das längliche graue Bauwerk). Im Hintergrund die fertige Brücke über die Straße Am Remberg, ganz hinten der Fernsehturm im Schwerter Wald.
Auf diesem Foto ist der Tunnel genau zu sehen (das längliche graue Bauwerk). Im Hintergrund die fertige Brücke über die Straße Am Remberg, ganz hinten der Fernsehturm im Schwerter Wald. © Jörg Bauerfeld

Friegs Fotos sorgen zumindest teilweise für Aufklärung. Der Tunnel wurde in offener Bauweise erstellt. Also einfach ausgedrückt: Links und rechts Wände und Deckel drauf. Er war dazu da, den Schienenstrang zu überdachen, der von der ehemaligen Hoeschbahn-Trasse nach Osten in Richtung Maschinenfabrik Schade abschwenkte. Es waren Vorarbeiten für den Ausbau der B236. Denn die geplante Trasse der Bundesstraße kreuzte eben diese Bahnstrecke.

Neben dem Tunnel wurde in diesem Bereich auch schon die Brücke über die Straße Am Remberg errichtet. Die stand zunächst ziemlich alleine in der Gegend rum – bis Mitte der 90er Jahre die Fahrbahn der B236 kam. Die deckte dann später auch den Tunnelbau zu. 1999 war die Bundesstraße fertiggestellt. Aber welche Funktion hatte da noch der extra neu errichtete Tunnel?

Auf geo.Dortmund.de gibt es einen Zugriff von historischen Luftbildern. Links eines von heute auf dem ein Tunnelportal zu erkennen ist. Rechts eines um 1985 herum, als die Schienentrasse noch frei lag.
Auf geo.Dortmund.de gibt es einen Zugriff von historischen Luftbildern. Links eines von heute auf dem ein Tunnelportal zu erkennen ist. Rechts eines um 1985 herum, als die Schienentrasse noch frei lag. © Screenshot Bauerfeld

Eigentlich, so Frieg, habe es Pläne gegeben, die Fahrzeuge und Panzer der britischen Armee, die mit dem Zug angeliefert wurden, eben durch diesen Tunnel zu transportieren. Dazu sollte unterhalb der Stadtkrone Ost ein Gleis von der Strecke in Richtung Maschinenfabrik abgezweigt werden. Dazu kam es aber nicht, da die britischen Soldaten die Kasernen an der B1 2003 verließen.

Auch die Maschinenfabrik Schade schloss 2002 ihre Tore. „Ich habe nie erlebt, dass durch diesen Tunnel ein Zug gefahren ist“, sagt Werner Frieg. „Man muss sich einmal vorstellen, was seinerzeit dafür ausgegeben worden ist. Keiner hatte etwas davon.“ Aber vielleicht kommt der Tunnel ja jetzt zu neuen Ehren – falls die Pläne aufgehen, hier eine Velo-Route durchgehen zu lassen.

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