Dortmunder Musiktheater völlig eingehüllt Im Konzertsaal ist trotzdem richtig viel los

Gebäude des „Piano“ komplett eingehüllt: Musiktheater hat aber geöffnet
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Seit Monaten sieht das markante Gebäude an der Lütgendortmunder Straße 43 aus, als wären Nachfahren des Künstlers Christo und seiner Frau Jeanne-Claude am Werke gewesen: Das Haus, das gegenüber der Tanzschule Pilny liegt, ist seit Sommer 2021 komplett eingerüstet und von oben bis unten verhüllt.

Zugegeben: Es ist nicht ganz so ordentlich eingepackt, wie Christo den Berliner Reichstag hat verschwinden lassen. Aber es hat sich in Lütgendortmund auch kein Künstler ausgetobt.

Verhülltes Gebäude an der Lütgendortmunder Straße 34
Fast Christo-mäßig verhüllt ist das denkmalgeschützte Gebäude in Lütgendortmund, in dem das Musiktheater „Piano“ ist. © Natascha Jaschinski

Das denkmalgeschützte Haus aus dem Jahre 1904 wird vielmehr umfassend saniert. Und obwohl es durch die Verhüllung von außen recht unbelebt aussieht, ist im Inneren manchmal richtig viel los. Im Erdgeschoss ist das bekannte Musiktheater „Piano“ untergebracht, und dort werden weiter Konzerte gegeben.

Dass nicht alles ganz so laufen kann wie gewöhnlich, nimmt Jennifer Doré gelassen: „Wir arbeiten drumherum“, sagt die Betreiberin des „Piano“. Das Zusammenspiel mit der Verpächter-Familie laufe sehr gut. „Die Familie hat ein Interesse daran, dass wir hier drin bleiben und wir, dass das Gebäude schön bleibt und daher saniert wird“, so die 41-Jährige. Und so stimme man die vielen Arbeiten gut ab, schaue, dass viel gemacht wird, wenn gerade kein Konzert ansteht.

Auf der Suche nach dem Eingang

Hin und wieder müsse auch ein wenig getrickst oder manövriert werden. Im wahrsten Sinne des Wortes: So können derzeit die Bands ihr Equipment nicht bequem wie sonst über den Bühneneingang ins Haus bringen. „Das ist ein bisschen herausfordernd“, sagt Doré. Aber bisher hätten alle Instrumente ihren Weg auf die Bühne gefunden.

Und alle Besucher auch ins Gebäude. Da die Außenbeleuchtung für die Sanierung abgenommen werden musste, ist das gar nicht so einfach. Das „Piano“ habe zwar vor allem Stammgäste, die gezielt kämen und Bescheid wüssten. Aber neue Besucher fragten sich mitunter: „Wo ist denn das Haus?“, sagt Doré. Der ein oder andere lande dabei auch in der benachbarten Pizzeria „Asal“, werde von dort aus aber verlässlich eine Tür weiter geschickt.

Eingang zum Musiktheater "Piano" in der Lütgendortmunder Straße
Der Eingang zum Musiktheater „Piano“ ist schwieriger zu finden als gewöhnlich. Vor allem im Dunklen, wenn die Konzerte sind. © Natascha Jaschinski

Der Eingang zum Musiktheater soll daher auch mit als erstes wieder „entkleidet“ und mit Strahlern versehen werden, sagt die Veranstaltungs-Fachfrau. Bis dahin „nehmen wir es auch ein bisschen ironisch“. So hängt bei allen Konzerten am Eingang ein Schild: „Ja, wir haben geöffnet.“ Das habe schon für „viel Schmunzeln“ gesorgt.

Wie lange noch saniert werden muss, sei schwer abschätzbar, so Doré. „Bei einem denkmalgeschützten Haus dauert alles sehr lange.“ Alles müsse akribisch mit der Denkmalbehörde abgestimmt werden – von der Farbe des neuen Außenanstrichs bis hin zum Aussehen der neuen Fenster. So lägen gerade Musterfenster bei der Behörde zu Abnahme. Bis es so weit war, habe es schon Monate gedauert.

Viele Tickets verkauft

Also wird vorerst weiterhin „drumherum gearbeitet“. Zu tun ist viel. „Der Kalender ist Gott sei Dank wieder voll“, sagt Doré. Und spielt damit auf die lange Corona-Durststrecke an, die Veranstalter wie sie haben durchmachen müssen.

Seit Januar merkten sie und ihr Geschäftspartner Thomas Falke aber: „Die Leute haben richtig Lust, nachzuholen.“ Es kämen mehr Besucher denn je. Viele Konzerte seien ausverkauft. Das bedeutet im „Piano“: 400 Tickets sind weg. Und auch bei Acts, die nicht den ganzen Saal füllen, seien mehr Gäste als sonst da. Zuletzt zum Beispiel bei „The Courettes“ Mitte Februar. Bei einer Rockparty im Januar sei sogar ein Einlass-Stopp nötig gewesen.

Jennifer Doré, Betreiberin des "Piano", am Tresen des Musiktheaters
„Gott sei Dank ist wieder mehr los“: Jennifer Doré freut sich, dass überdurchschnittlich viele Gäste nach der Corona-Durststrecke kommen. © Natascha Jaschinski

Die Pandemie hat Doré aber vorsichtig werden lassen. „Es wird sich irgendwann wieder auf ein normales Maß einpendeln“, schätzt die 41-Jährige. Bis dahin kann sie weiter genießen, dass überdurchschnittlich viele Besucher den Weg ins „Piano“ finden. Auch durch den etwas versteckten Eingang.

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