Dreieinhalb Monate nach den tödlichen Schüssen aus einer Polizei-Maschinenpistole auf Mouhamed D. in der Nordstadt hat der Fall des getöteten 16-Jährigen erneut für viele Schlagzeilen gesorgt – am Freitag durch neue Erkenntnisse zu den Vorkommnissen rund um den Tod, die der WDR und der „Spiegel“ veröffentlichten, am Samstag durch eine große Demo mit 2000 Teilnehmenden quer durch die Dortmunder City.
Das wohl größte Publikum – wenn auch nur für wenige Augenblicke – erreichte jedoch eine andere Aktion: Am Samstagabend war Mouhamed D. zumindest für einige Sekunden im Fokus in der neuen „Wetten, dass...?“-Ausgabe. Über zehn Millionen Menschen sahen die Sendung live im ZDF.
Bei der vorletzten Wette der Sendung fing die Kamera ein großes Banner im Publikum ein, auf dem „#Justice4Mouhamed“ geschrieben stand. Mitgebracht worden war es von Klimaaktivisten der Initiative „Lützerath bleibt“. Der Ort südlich von Mönchengladbach soll von RWE für Braunkohleförderung genutzt werden. Der Energiekonzern hatte dafür zuletzt grünes Licht aus der Politik bekommen.
Aktivisten auch bei Demo dabei
Teile der Klima-Initiative seien am Nachmittag bei der großen Demo in Dortmund dabei gewesen, sagt Noah Fynke von „Lützerath bleibt“. „Wir finden es einfach super wichtig, Aufmerksamkeit auf das Thema zu richten“, so Fynke. Man wollte eine politische Botschaft senden. „Wir hier in Lützerath führen gleich mehrere Kämpfe gleichzeitig“, meint Fynke.
Die Initiative unterstützte bei „Wetten, dass...?“ den Klimaaktivisten Marten Reiß. Er trat zu einer Wette an, bei der er dreimal unter mehr als 1000 Fingerabdrücken einen einzigen erkannte, der ausgetauscht worden war.
Der 41-Jährige, der seit zwei Jahren in Lützerath lebt, wurde letztlich mit 52 Prozent der Zuschauer-Stimmen Wettkönig. Sein Preisgeld in Höhe von 50.000 Euro will er an Initiativen zur Rettung von Lützerath spenden.
Ermittlungen fast abgeschlossen
Das bundesweite Interesse am Fall des am 8. August von einem Polizisten getöteten Mouhamed D. war von Anfang an groß. Auch im NRW-Landtag war der Polizei-Einsatz mehrmals Thema. Innenminister Herbert Reul musste Kritik einstecken, etwa von der Sprecherin der SPD-Fraktion Christina Kampmann.
Die Ermittlungen zum Fall neigen sich nun dem Ende zu. Mit einer abschließenden Entscheidung, ob Anklage erhoben wird, rechnet der zuständige Oberstaatsanwalt Carsten Dombert in einigen Wochen. Den Ermittlern fehlen demnach nur noch wenige Details, etwa ein medizinisches Gutachten steht noch aus.
Gegen den Schützen wird wegen Körperverletzung mit Todesfolge ermittelt, gegen vier weitere beteiligte Polizisten wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung beziehungsweise zur Anstiftung dazu.
Tödliche Polizeischüsse in der Nordstadt: Was über den Tod von Mouhamed Dramé bekannt ist
Mouhamed soll „zu keinem Zeitpunkt“ aggressiv gewesen sein: Neue Details zum tödlichen Polizeieinsat
Todesschüsse auf Mouhamed D. in Dortmund: Ermittlungen so gut wie abgeschlossen