Knapp 100 Tage ist es her, dass der 16-jährige Mouhamed D. bei einem Polizei-Einsatz in der Dortmunder Nordstadt erschossen worden ist. Mehrere Gruppen wollen deshalb am Samstag (19.11.) gemeinsam in Dortmund demonstrieren und erwarten Teilnehmende aus ganz NRW sowie teilweise auch Berlin oder Leipzig.
Bei der Polizei sind 300 Personen angemeldet, die sich am Hauptbahnhof treffen wollen. Den Organisatoren zufolge soll ein Demonstrationszug um 13.30 Uhr an der Katharinentreppe starten und bis zum Friedensplatz führen.
Ob dafür eine Sperrung des Walls nötig wird, ist (Stand: Montagnachmittag) noch nicht bekannt. Das entsprechende Kooperationsgespräch habe noch nicht stattgefunden, heißt es von der Polizei.
Organisator William Dountio berichtet währenddessen von einem Gespräch mit dem Polizeipräsidenten Gregor Lange am Wochenende. „Wir wollen diese Demo für alle friedlich gestalten“, sagt Dountio. Deeskalation sei wichtig, es würden auch Menschen erwartet, deren Angehörige Opfer von Polizeigewalt geworden seien.

Zahlreiche Gruppen sind als Unterzeichner einer Pressemitteilung zur Demonstration aufgeführt. Zuerst ist der „Solidaritätskreis Mouhamed“ genannt, auf dessen gleichnamigem Instagram-Kanal es in einem Video heißt: „Wir sind ein Zusammenschluss verschiedener migrantischer und politischer Gruppen, die zusammenarbeiten.“
Verschiedene Gruppen
In der Pressemitteilung aufgeführt sind außerdem die „Afrikanische Community Dortmund“, der Flüchtlingshilfe-Verein „Train of Hope“, das Bündnis „Dortmund gegen Rechts“ und linksextreme Gruppen wie „Autonome Antifa 170“ und „Mean Streets Antifa“.
Der „Solidaritätskreis Mouhamed“ hat sich jedoch vom „Freundeskreis Mouhamed“ distanziert, in dessen Namen offenbar andere Plakate in der Nordstadt aufgetaucht sind.
Die Organisatoren der Demonstration kritisieren, dass tödliche Polizei-Einsätze nicht ausreichend aufgeklärt würden. Unabhängige Ermittlungen werden gefordert, auf der Straße wolle man der Opfer gedenken, heißt es. Die Rede ist in der Ankündigung von „herrschender Gewaltpraxis von Diskriminierung und Rassismus der Polizei“.
„Schließung der Wache Nord“
„Wir betrachten den Tod von Mouhamed nicht als tragisches Einzelschicksal, sondern exemplarisch für strukturelle Polizeigewalt“, wird Aktivistin Sarah Claßmann in der Pressemitteilung zitiert. Man fordere Konsequenzen für die am 8. August beteiligten Einsatzkräfte „sowie eine komplette Schließung der Polizeiwache Nord“.
Die Ermittlungen zu Mouhameds Tod laufen derweil noch. Oberstaatsanwalt Carsten Dombert hatte zuletzt seine Hoffnung geäußert, Ende November sämtliche Ergebnisse vorliegen zu haben. Im Dezember könnte dann die Entscheidung folgen, ob Polizeikräfte angeklagt werden.
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