Es war ein regelrechter Kugelhagel, der in der Nacht zu Freitag (7.2.) auf ein Reihenhaus in Holzwickede abgefeuert worden ist. Mindestens 50 Einschusslöcher haben Kriminaltechniker auf einem Fenster, einer Haustür und Außen- und Innenwänden mit Nummern markiert. Die Kugeln aus einer halb- oder vollautomatischen Waffe durchschlugen die Haustür, ein WC-Fenster und sprengten im Hausflur den Putz von der Wand.
Zu dem Angriff kam es am frühen Freitagmorgen gegen 3 Uhr. Ein Nachbar sagte, er habe zu dieser Zeit ein verdächtiges Geräusch gehört, das ihn an das Durchladen einer Waffe erinnert habe, habe dem aber nicht weiter Beachtung geschenkt. Der Tatort liegt an der Wilhelmstraße in einem Wohngebiet zwischen der B1 und dem Flughafen Dortmund im Holzwickeder Norden.
Verletzt wurde nach bisherigem Kenntnisstand niemand. Die vier Hausbewohner blieben unverletzt. Dabei soll es sich um ein Paar und zwei Kinder im Teenager-Alter handeln. Am Briefkasten prangt auch ein Firmenschild. Die Polizei schloss eine versuchte Tötung zunächst nicht aus und richtete eine Mordkommission ein.
Grund dafür: Der unbekannte Schütze hat eine ganze Salve von Kugeln auch auf die Eingangstür und auf ein Fenster gefeuert. Einige der Geschosse haben die Fensterscheibe getroffen und durchschlagen. So ist das Potenzial und die mögliche Absicht erkennbar, einen Menschen im Inneren des Gebäudes zu treffen. Einschusslöcher an den Innenwänden des Gebäudes zeigen, welche Wucht die Geschosse auch nach dem Eindringen in das Haus noch hatten.
Etliche Kugeln drangen ins Gebäude ein
Die Dortmunder Staatsanwältin Maribel Andersson sagte am Freitagmittag, dass der Schütze bislang namentlich nicht bekannt ist. Kriminalpolizisten befragten Hausbewohner nach dem möglichen Hintergrund des Anschlags, kamen aber offenbar nicht weiter. „So wie es aussieht, arbeitet der Geschädigte nicht so richtig mit“, sagte die Staatsanwältin über einen der Befragten.
Obwohl Schüsse im Haus einschlugen und jemanden hätten treffen können, der zum Beispiel nachts auf die Toilette geht, sieht die Staatsanwältin den Verdacht auf ein versuchtes Tötungsdelikt nicht als hinreichend belegt. „Zum Zeitpunkt der Schüsse haben alle geschlafen“, sagte sie. Sie wertet die Tat als Bedrohung sowie als Verstoß gegen das Waffengesetz und Sachbeschädigung. Die Ermittlungen nach den Hintergründen der Tat gingen in alle Richtungen.
Der unbekannte Täter muss wegen der vielen Einschusslöcher eine halb- oder vollautomatische Waffe verwendet haben, also zum Beispiel eine Maschinenpistole. Deshalb kommt auch ein möglicher Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz infrage.
Der Fall zeigt Parallelen auf zu dem Fall in Unna-Massen in der Nacht zum 13. Januar. Auch dort waren mehrere Schüsse auf ein Wohngebäude abgegeben worden. Allerdings stufte die Polizei den Fall seinerzeit als weniger gravierend ein, weil sie offenbar keine Gefährdung für Menschenleben belegen konnte. Der Fall in Holzwickede scheint insoweit schwerer zu wiegen, als dass eine Mordkommission eingerichtet wurde.
In Massen kamen seinerzeit Spekulationen auf, dass die Schüsse als „Warnung“ gemeint und im Zusammenhang mit einem Rockerkrieg in Dortmund stehen könnten. Denn auch in Dortmund kam es in den zurückliegenden Wochen mehrfach zum Beschuss von Gebäuden.
Staatsanwältin Andersson schließt in dem Holzwickeder Fall mögliche Verbindungen in die Rockerszene nicht aus. „Auch das steht im Raum“, sagte die leitende Ermittlerin. Ob es einen Zusammenhang zu anderen ähnlichen Vorfällen gibt, bleibt unklar.
Ein Video vom Tatort sehen Sie auf hellwegeranzeiger.de
