Nicole-Denise Schalla ist im Jahr 1993 getötet worden. Jetzt steht ein mutmaßlicher Mörder erneut vor Gericht. © Archiv

Getötete 16-Jährige

Mord-Prozess beginnt neu: Im zweiten Schalla-Prozess wird vieles anders

Vor 27 Jahren ist Nicole-Denise Schalla (16) auf dem Heimweg getötet worden. Ein langwieriger Prozess lief bereits, platzte dann aber. Jetzt geht alles von vorne los.

Dortmund

, 29.07.2020 / Lesedauer: 3 min

Die 16-jährige Dortmunderin Nicole-Denise Schalla ist im Jahr 1993 abends aus dem Bus ausgestiegen und nie zu Hause angekommen. Auf dem Weg ist die Schülerin im Jungferntal ermordet worden. Erst 25 Jahre später wurde ein Verdächtiger festgenommen, weil mittels moderner Methoden Hautschuppen auf Beweismitteln gefunden wurden. Es gab bereits zahlreiche Verhandlungstage vor Gericht - bis zum Zwangsende des Prozesses.

Weil eine Richterin krankheitsbedingt lange ausfiel, geht jetzt alles von vorne los. So sieht es die Strafprozessordnung vor. „Grundsätzlich muss alles komplett neu beginnen“, erklärt Dr. Arabella Pooth, die Anwältin der Familie Schalla. Allerdings gibt es jetzt auch Abkürzungen.

„Alle Zeugen müssen neu vernommen werden, man kann aber jetzt auf Akteninhalte und Protokolle zurückgreifen“, sagt die Strafrechtlerin. Sachverständige müssen zwar erneut im Gerichtssaal erscheinen, die Gutachten müssen aber nicht erst in Auftrag gegeben werden.

Zu ihrer eigenen Rolle sagt sie: „Wir können nichts anderes machen als beim letzten Mal.“ Die Hoffnung sei aber, dass die Prozesstage zügiger hintereinander terminiert werden. Außerdem sollten mehr Zeugen pro Tag angehört werden, meint Pooth. So könne man Zeit sparen.

„Überhaupt kein Ausblick“ zur möglichen Prozessdauer

Wann es zu einem Urteil kommen könnte? „Da habe ich überhaupt keinen Ausblick“, so die Anwältin. Beim ersten Prozess hatten verschiedene Anträge oder Zwischenfälle wie kurzzeitig verschwundene Akten immer wieder für Verzögerungen gesorgt.

Der Angeklagte Ralf H. ist in der vergangenen Woche aus der Untersuchungshaft entlassen worden, weil ihm die lange Wartezeit auf den Prozess nicht zuzumuten sei. Das hat das Oberlandesgericht Hamm entschieden.

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Ob eine akute Fluchtgefahr besteht oder ob der Verdächtige beim neuen Prozessauftakt am Dienstag (4.8.) erscheinen wird, will Arabella Pooth nicht einschätzen: „Ich kann nicht in seinen Kopf gucken.“ Für die Familie Schalla sei die Nachricht seiner Freilassung jedenfalls sehr schwierig aufzunehmen gewesen.

Ein zwischenzeitlich erschienener Bericht der Bild-Zeitung lässt jedoch vermuten, dass Ralf H. nicht untertauchen will. Demnach ist er am Wochenende in einer Kleingartenanlage in der Region unterwegs gewesen. Ab Dienstag (4.8.) muss er sich wieder der Anklage wegen Mordes vor dem Landgericht Dortmund stellen.

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