Jens Küchenthal und Tanja Höher im „Allegra" an der Harkortstraße: Sie stemmen sich nicht nur mit viel Einsatz gegen die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie, sondern auch gegen die miese Stimmung.

© Britta Linnhoff

Mode „to go“ gegen Untergangsstimmung und einen „Lockdown mal vier“

rnCorona-Krise

Die Geschäfte sind wegen Corona dicht. Einfach ergeben in ihr Schicksal wollen sich die Inhaber in Hombruch aber nicht – und stemmen sich mit einer Idee gegen die Untergangsstimmung.

Hombruch

, 22.01.2021, 17:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Seit Mitte Dezember haben die Geschäfte wegen der Corona-Pandemie geschlossen. Seitdem geht wenig bis nichts. Die Familie Küchenthal-Höher ist gleich mit vier Geschäften betroffen. Jens Küchenthal und seine Frau Tanja Höher bieten gleich in zwei Läden auf der Harkortstraße in Hombruch ihren Kunden Modisches an. Weitere zwei Geschäfte betreiben die Eltern von Jens Küchenthal.

Das bedeutet einen Lockdown mal vier für die Familie. Und trotzdem oder gerade deswegen: „Ich gehe lieber mit einem Lächeln unter“, sagt Tanja Höher (48). „Wir versuchen hier sozusagen, eine Oase der optimistischen Worte zu sein.“

„Wirtschaftlich ist das eine Katastrophe“

Natürlich sei das wirtschaftlich eine Katastrophe. Aber sie arbeiten hart daran, den Lockdown wirtschaftlich zu überleben. Mit einer Idee, die offenbar bei den Hombruchern gut ankommt: Mode „to go“ im Stadtteil. Es gibt eine Seite im Netz, die die neue Mode zeigt.

Bestellen aber kann man hier nicht online. Das sei so nicht zu handhaben, sagt Höher. Man könne bei den geringen Stückzahlen nicht garantieren, dass die Sachen dann tatsächlich auch immer da seien: „Und, wir sind wir ja schließlich auch keine IT-Experten.“

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Auch die Schaufenster vor Ort bieten Gelegenheit, sich etwas Schönes auszusuchen: Tanja Höher und Jens Küchenthal sind regelmäßig vor Ort und dekorieren neu. Die ersten Frühlingsfarben haben hier Einzug gehalten.

Sie machen Lust auf Schönes, auf den Frühling und darauf, dass mit der neuen Jahreszeit das Coronavirus den Rückzug antritt. Wer etwas Online oder im Schaufenster entdeckt hat und kaufen möchte, ruft an (Tel. 01522 4935100) und holt die Ware an der Ladentür ab.

„Allegra to go": In dreien von insgesamt vier Geschäften auf der Harkortstraße bietet die Familie diesen Service an.

„Allegra to go": In dreien von insgesamt vier Geschäften auf der Harkortstraße bietet die Familie diesen Service an. © Britta Linnhoff

Die Menschen im Stadtteil scheinen es zu mögen. Und sie haben offenbar auch ein Ziel: Den Handel vor Ort unterstützen, statt bei den „Großen“ im Netz zu bestellen. Das zumindest haben Jens Küchenthal und Tanja Höher festgestellt. Manchmal wenn jemand komme, habe der sogar eine Tafel Schokolade dabei, so die 48-Jährige.

Und ganz allgemein: „Die Menschen verhalten sich wirklich vorbildlich“, sagen die beiden: „Immer eine Maske auf Mund und Nase und alle warten geduldig, wenn jemand vor ihnen an der Ladentür steht.“

Kundenkontakt ist ein großer Vorteil

„Der enge Kontakt zu den Kunden ist unser Vorteil“, sagt Tanja Höher. „Wir kennen rund 60 Prozent unserer Kunden.“ Viele davon so gut, dass sich diese im Vertrauen Ware mit nach Hause nehmen und in aller Ruhe auswählen und anprobieren können.

„Die machen dann eine kleine Modenschau zuhause“, sagt Tanja Höher und lacht. Und da kann sie auch schon mal dazu raten, bei bei dieser oder jener Hose lieber ne Nummer kleiner zu nehmen oder gleich eine passende Bluse mit anbieten. Ihr modisches Angebot ist für das Ehepaar die Möglichkeit, sich nicht dem allgemeinen Miesmachen anzuschließen, sondern dagegen anzugehen: Die Menschen haben Freude an dem Angebot, das zählt für die beiden.

„Ich gehe lieber mit einem Lächeln unter.“
Tanja Höher

Doch wie kam es zu der Idee? „Anfangen hat alles, als ich im Schaufenster stand, um zu dekorieren“, berichtet Tanja Höher. „Die Menschen haben mir zu gewinkt.“ Sie habe nicht nur zurück gewinkt, sondern überlegt, was in diesen Zeiten möglich ist.

Man müsse präsent sein, davon sind Höher und Küchenthal überzeugt – auch und vor allem für die Zeit nach Corona, wenn es darum geht, noch ein attraktives Stadtteilzentrum zu haben: „Eine Tüte Buntes für den Stadtteil ist wichtig“, sagt Tanja Höher.

Inhaber sind im Stadtteil groß geworden.

Tanja Höher und Jens Küchenthal sind im Stadtteil groß geworden. Seit Anfang der 1980er-Jahre gibt es die Modegeschäfte „Holiday“ und „Bel chic“, „Allegra-Mode“ gibt es seit den 1990er-Jahren, „Elisa“ wird in diesem Jahr zehn.

Jens Küchenthals Vater hatte eine Drogerie an der Harkortstraße. Als klar wurde, dass die auf Dauer nicht gegen die großen Ketten würde ankommen können, sattelte die Familie auf Mode um.