Benjamin und Melanie Kramins erzählen von einem Mobbing-Vorfall, der sich bei einem Baby-Schwimmkurs mit ihrer Tochter Jolina im Brackeler Hallenbad ereignet hat.

© Julian Preuß

Ärger um Coronatest: Mutter beklagt Mobbing beim Babyschwimmen

rnHallenbad Brackel

Melanie (29) und Benjamin Kramins (38) werfen der Leitern des Babyschwimmkurses im Hallenbad Brackel und der Kurs-Organisatorin Mobbing vor. Grund ist der komplizierte Impfstatus der Mutter.

Brackel

, 22.02.2022, 07:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Mit einem gequälten Lächeln blickt Melanie Kramins auf das Hallenbad in Brackel. Am Dienstagnachmittag (15.2.) hatte sie mit ihrer 17 Monate alten Tochter Jolina noch den Babyschwimmkurs besucht. „Ich gehe da auf gar keinen Fall mehr hin“, sagt die 29-Jährige einen Tag später.

Das, was Melanie Kramins im Vorfeld und vor allem während des Schwimmkurses erlebt hatte, beschreibt das Ehepaar als Mobbing. „Meine Frau hat mich nach dem Kurs weinend angerufen, als sie wieder im Auto gesessen hat“, erzählt Benjamin Kramins. Doch was war passiert?

Mutter verweigert angeblich Corona-Test

Die junge Mutter berichtet, dass sie von der Leiterin des Babyschwimmkurses wegen eines angeblich verweigerten Corona-Tests ausgegrenzt und diskriminiert worden sei.

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Zum Hintergrund: Seit Mitte Januar gilt in Nordrhein-Westfalen für Besuche in Hallenbädern die 2G-Plus-Regelung. Ein negativer Corona-Schnelltest ist also erforderlich. Ausgenommen sind laut der aktuellen Corona-Schutzverordnung und der aktuellen Corona-Test-und-Quarantäne-Verordnung Geboosterte, geimpfte Genesene sowie doppelt Geimpfte zwischen dem 15. und 90. Tag nach der zweiten Impfung.

So sieht das Hallenbad Brackel von innen aus.

So sieht das Hallenbad Brackel von innen aus. © Leopold Achilles (A)

Melanie Kramins gehört zu der letztgenannten Gruppe. Die erste Impfung erhielt sie am 18. August mit dem Vakzin von Johnson & Johnson. Es folgte die Zweitimpfung mit Biontech am 21. Januar. Demnach durfte Melanie Kramins ganz offiziell ohne einen negativen Corona-Schnelltest an dem Baby-Schwimmkurs teilnehmen.

Leiterin der Elternschule bestätigt Kursteilnahme schriftlich

Dies ist Benjamin Kramins per Mail von der Leiterin der Elternschule am Knappschaftskrankenhaus Dortmund-Brackel bestätigt worden. Die Leiterin der Elternschule ist verantwortlich für die Kursorganisation.

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In der Mail, die unserer Redaktion vorliegt, heißt es: „Nach Rücksprache mit unserer Fachabteilung ist die rechtliche Reglung tatsächlich so, dass Ihre Frau ohne Test am Kurs teilnehmen kann. Ich habe die Kursleiterin entsprechend informiert.“

„Damit dachte ich, dass sich die Sache erledigt hätte“, sagt Benjamin Kramins zurückblickend. Die Kursleiterin habe seine Frau vor den anderen Teilnehmerinnen dennoch als Testverweigerin bloßgestellt.

Melanie Kramins wehrt sich gegen Falschbehauptung

Melanie Kramins erinnert sich: „Es wurde vor versammelter Mannschaft gesagt, dass es eine Person gibt, die sich nicht testen lassen möchte.“ Daraufhin habe sie protestiert, dass diese Behauptung nicht stimme. Auch danach habe die Kursleiterin ihre Verachtung für Melanie Kramins und ihre Tochter gezeigt.

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Die 29-Jährige Mutter erzählt, dass die Kursleiterin beispielsweise zu wenig Leih-Schwimmflügel dabei gehabt hätte. „Und welches Kind hat keine bekommen? Natürlich meine Tochter“, sagt Melanie Kramins. „Außerdem sind meine Tochter und ich die ganze Zeit alleine durch das Wasser geschwommen, während die Leiterin Übungen mit den anderen Müttern und Kindern gemacht hat.“

Der wohl verletzendste Vorfall habe sich jedoch direkt nach Kursende ereignet. „Die Leiterin hat die Umkleide gewechselt, weil sie nicht mit meiner Tochter und mir in einem Raum sein wollte. Sie hat die anderen Mütter ebenfalls aufgefordert, die Umkleide zu verlassen. Sie wolle es niemandem zumuten, mit einer Ungetesteten zusammen zu sein.“

Mütter folgen Anweisung der Kursleiterin nicht

Die anderen Mütter seien der Aufforderung allerdings nicht gefolgt. Die Frauen standen Melanie Kramins stattdessen zur Seite. „Sie sagten zu mir, dass sie den Kurs gar nicht erst beendet hätten, sondern eher gegangen wären.“

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Die Vorfälle waren für Benjamin Kramins Grund genug, sich nochmals an das Knappschaftskrankenhaus zu wenden. In einer Mail, die dieser Redaktion vorliegt, fasst er die Ereignisse nochmals zusammen. Sie ist an Dr. Frank Schmolling gerichtet. Er ist Chefarzt der Frauenklinik des Knappschaftskrankenhauses Dortmund.

In einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber dieser Redaktion äußert sich das Klinikum Westfalen - zu dem auch das Knappschaftskrankenhaus Brackel gehört - zu der Beschwerde. Demnach habe es ein Missverständnis hinsichtlich des Impfstatus gegeben. Klinikum-Sprecher Jörg Kühn schreibt: „Dass daraus für Familie Kramins ein Gefühl der Missachtung und Abweisung erwachsen ist, bedauern wir. [...]. Bei Familie Kramins entschuldigen wir uns ganz ausdrücklich und in aller Form.“ Zusätzlich sei die Rücküberweisung der Kursgebühr veranlasst worden.

Klinikum Westfalen arbeitet an Aufarbeitung des Falls

Kühn kündigte an, dass das Klinikum zudem ein Gespräch mit den betroffenen Mitarbeiterinnen führen werde. Die Verantwortlichen um Dr. Frank Schmolling scheinen sich also um die Aufklärung des Falles zu bemühen.

Der Chefarzt der Frauenklinik habe bereits eine andere Kursteilnehmerin telefonisch befragt, sagt Benjamin Kramins. „Sie hat sich danach bei uns gemeldet“, ergänzt er. „Ihr gegenüber hat Herr Dr. Schmolling bestätigt, dass sich ihre und unsere Schilderung nahezu komplett decken.“

Benjamin Kramins hofft, dass das Knappschaftskrankenhaus Konsequenzen zieht. Bereits jetzt steht für ihn fest: „Ich werde meine Frau und Tochter einem solchem Spießroutenlauf nicht weiter aussetzen.“

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