Mittelaltermärkte oder mittelalterliche Events sind beliebt. Es sind die Jahrmärkte der etwas anderen Art. Kunsthandwerk, Musik, verkleidete – besser: „gewandete“ – Menschen, Speisen und die Kulisse sorgen für ein besonderes Flair. Besucher lassen sich für Stunden und Tage in eine andere Zeit versetzen.
Vor allem, wenn sie frei von Eintrittsgeldern sind, ziehen sie Menschenmassen an. Und es sind nicht nur die Lagerer in den Heerlagern, die Händler, Musiker und Versorger, die von Frühjahr bis Herbst durch das Land von Markt zu Markt ziehen. Auch Besucher nehmen für das Erlebnis gern weite Wege in Kauf.
Diesen Beweis trat über mehr als ein Jahrzehnt das Mittelalterlich Gaudium im Mengeder Volksgarten an. Dann kam es zum Streit um Stromkästen auf der Festwiese, um vermeintliche Verwaltungshürden, um unerfüllte Wünsche. Erika Wiedemann-Huß und Detlef Huß schmissen hin.
Neues Konzept in Mengede
In der Folge packten sie quasi ihr Bündel und zogen mit dem Tross der Getreuen über den Kanal nach Waltrop. Dort hat das Mittelalterlich Gaudium im Moselbachpark eine neue Heimat gefunden. Die Premiere am Himmelfahrts-Wochenende 2022 war gut besucht. Stadt und Stadtbezirksmarketing in Waltrop wie auch das Ehepaar Huß waren zufrieden.
Das Mengeder Stadtbezirksmarketing schrieb 2021 den Mittelaltermarkt neu aus. Am Fronleichnams-Wochenende 2022 fand das erste „Mittelalterlich Treyben zu Mengede“ statt. Organisatoren sind ein Team um Michael Herhold. Der Dortmunder ist Händler für mittelalterliche Leder-Kleidung und Accessoires und bringt die nötige Erfahrung aus der Organisation anderer Mittelaltermärkte mit.
Das neue Konzept bespielt das Zeitalter der Wikinger im frühen Mittelalter – anders als das Gaudium, das eher für das Hochmittelalter steht. Herhold zielt mehr auf Familien ab. Das „Treyben“ hat keine große Bühne mit lauter Musik. Das Wikinger-Lager ist eher gemütlich. Zum Konzept von Michael Herhold gehört auch ein festes Veranstaltungsdatum: das jährliche lange Wochenende nach Fronleichnam.

Anders beim Waltroper Gaudium. Fand es 2022 am Himmelfahrts-Wochenende statt, steigt der Markt nun parallel zum Mengeder Mittelalterlich Treyben vom 8. bis 11. Juni. Mengeder Volksgarten und Waltroper Moselbachpark liegen nur sechs Kilometer Luftlinie auseinander. Zwei konkurrierende Märkte mit nahezu identischen Zielgruppen und regionalen Einzugsraum?
„Der Wunsch, das Gaudium an Himmelfahrt zu veranstalten, kam vom Veranstalter“, erklärt Tamina Forytta, Pressesprecherin der Stadt Waltrop. Nach der erfolgreichen Premiere hätten sich Stadt, Stadtmarketing und das Ehepaar Huß zusammengesetzt.
Dabei hätten die Veranstalter auch den Terminplan für die nächsten Jahre vorgelegt. Das Gaudium-Wochenende finde immer in zeitlicher Nähe zum 1. Juni statt – je nachdem wie Himmelfahrt und Fronleichnam fallen, also mal an dem einen, mal an dem anderen Wochenende.
Vielfalt und Abwechslung
Michael Herhold sieht dem Wettbewerb gelassen entgegen. „Ich bleibe ganz entspannt“, erklärt er im Gespräch mit unserer Redaktion. Auch im vergangenen Jahr habe es einen parallel stattfindenden Mittelaltermarkt gegeben: auf der Hohensyburg. „Die Leute sind zuerst dort gewesen und dann zu uns gekommen.“
Händler und Teilnehmer des „Treybens“ wüssten von der Termingleichheit. Herhold gewinnt der Parallelität sogar etwas Positives ab: Vielfalt und Abwechslung. „Die Besucher haben die Möglichkeit, an einem Wochenende beide Märkte zu besuchen.“ Schließlich gebe es ja eine direkte Busverbindung zwischen Waltrop und Mengede.
Beide Märkte hätten zudem ihren eigenen Charakter. „Bei uns ist es eher ein Familienmarkt“, sagt er. 25 Standmeter seien für Kinderbespaßung geplant. Am Wochenende (20./21.5) wollen Michael Herhold und das Mengeder Stadtbezirksmarketing Einzelheiten bekannt geben.
Hitze hält Besucher vom „Mittelalterlich Treyben“ in Dortmund fern
„Gaudium“ in Waltrop: Das Mittelalter-Fest wird noch größer - kündigt Detlef Huß (67) an
Organisatoren geben auf: Mittelalterlich Gaudium in Dortmund vor dem Aus?