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Mit Video: Die Marlene Bar lebt in einer anderen Dortmunder Gastronomie weiter
Club-Kultur
Die Marlene Bar ist dicht. Doch ein Teil von ihr wird in einer anderen Dortmunder Gastronomie weiterleben. Und die ist gar nicht mal weit entfernt.
Es ist ein Teil Dortmunder Club-Geschichte, dass Nico Nahalewicz in der Hand hält, als er von der Leiter steigt. „Marlene“ steht in schwarzer Schrift auf weißem Grund. Mehr als acht Jahre wies dieses Schild Feiernden den Weg in die kleine Marlene Bar unweit des U-Turms. 2021 ist ihre Geschichte vorbei, soll aber viereinhalb Minuten Autofahrt entfernt in einer anderen Gastronomie in Dortmund weiterleben.
Ein Stück Club-Kultur als Erinnerung
Die Frau von Nahalewicz betreibt die Bude116einhalb an der Saarlandstraße, ihr Mann hilft in dem Geschäft häufig mit. Dort ist vor allem Craftbeer zuhause, nun aber eben auch ein Teil der Marlene Bar, denn das Schild hängt mittlerweile an der Wand der Bude. „Wir wollten uns mit dem Schild ein Stück Club-Kultur als Erinnerung sichern“, sagt Nico Nahalewicz, der das Stück bei der Auktion des Marlene-Bar-Inventars ersteigerte.
„Es war immer sehr eng und laut und schwitzig. Die Atmosphäre in der Marlene Bar war eine ganz besondere, die in größeren Clubs so gar nicht aufkommt, deshalb denken wir noch sehr häufig daran“, erzählt Nahalewicz. Vor allem aber, weil sie die Geschichte der Bar selbst mit belebt hätten.
„Viele unserer Kunden waren zum Vorglühen bei uns und sich danach in die Marlene Bar weitergezogen“, sagt Nahalewicz. Aber ihn und seine Frau Corinna verbindet auch eine ganz persönliche Geschichte mit der Bar, an die sich Nico Nahalewicz sofort erinnert, wenn man ihn nach einem besonderen Abend in der Bar fragt.

Nico Nahalewicz vor dem "Marlene"-Schild in der Bude116einhalb an der Saarlandstraße. © Lukas Wittland
Die Nahalewiczs verbindet eine besondere Geschichte mit der Marlene Bar
„Meine Frau trinkt eigentlich gerne Weißwein-Schorle. An einem Abend hat ihr die in der Marlene Bar aber überhaupt nicht geschmeckt“, erzählt der 37-Jährige. „Wir haben uns schon gefragt, wieso. Am nächsten Tag stellte sich dann heraus, dass sie schwanger war. Ihr Körper hat deshalb offenbar Signale gesendet, dass sie auf Alkohol verzichten sollte. Was sie dann natürlich auch getan hat.“
Es sei traurig, dass so ein Laden nun endgültig geschlossen sei, sagt er. „Da blutet einem schon das Herz, wenn man die leere Stelle über der Tür der Marlene Bar sieht“, sagt Nahalewicz. „Ich kann mir ein bisschen vorstellen, was es bedeutet, wenn so eine Ära vorbeigeht. Aber hier bei uns geht die Sonne nun zumindest zum Teil wieder auf. Viele unserer Gäste werden sich bei einem Bier an die schönen Zeiten in der Marlene Bar erinnern, wenn sie das Schild sehen.“
Als gebürtiger Dortmunder bin ich großer Fan der ehrlich-direkten Ruhrpott-Mentalität. Nach journalistischen Ausflügen nach München und Berlin seit 2021 Redakteur in der Dortmunder Stadtredaktion.
