Seit eindrucksvollen 47 Jahren gibt es den Eisernen Julius an der Deutsch-Luxemburger-Straße. Hier geht man hin, wenn man gut und vor allem deftig essen möchte – sagt man.
Wer in Hombruch aufgewachsen ist, für den gehört die dunkel geziegelte Fassade kurz vor der Harkortstraße, zwischen einfachen Wohnhausfronten und dem ein oder anderen leer stehenden Haus, zu den wenigen Spots im Viertel, die sich seitdem nicht verändert haben.
Sehen Sie sich im Eisernen Julius um!
Die Atmosphäre im Eisernen Julius:
Der urige Innenraum des Restaurants hat sich in den vergangenen Jahrzehnten kaum verändert. Hinter der Eingangstür begrüßt ein mannshoher Ofen, vermutlich eine Nachbildung, die Gäste. Das Licht ist gedämpft, Hängelampen werfen warme Lichtkegel auf sehr ordentlich gedeckte Tische, Polsterstühle und gepolsterte Bänke.
Schwere, dunkle Holzpfeiler und weiß gestrichene Kunstziegelbögen dienen als Raumteiler. Die absichtlich uneben verputzten weißen Wände, mal wolkenhaft hügelig, mal rau wie frisch geschlagener Eischnee, vermitteln ein höhlenartiges Raumgefühl, das man durchaus gemütlich finden kann. Die Mitarbeiter tragen dunkle Hosen, schwarze Westen und weiße Hemden.
Der Biergarten im Hof ist von den Beton- und Ziegelwänden der Nachbarhäuser begrenzt und von je drei Sitzecken an den Seiten gesäumt, die mit Holzbalken abgegrenzt sind, an denen alte Wagenräder und ähnliches Gerät hängen. Auf der Mauer zum Nachbarhof thront ein uralter, schick angerosteter Pflug. Die orangenen Schirme über den Tischen in der Mitte verleihen dem etwas tristen, mit Steinplatten gepflasterten Hof auch an bewölkten Tagen einen warmen Schimmer.
Wir sitzen an einem warmen Juniabend im Hof. Zuerst nervt der 80er-Jahre-Schlagerkitsch etwas, der blechern aus den kleinen Boxen in den Ecken quäkt, aber schon kurz nach dem Aperitif, den der Kellner uns zur Begrüßung bringt, haben wir uns daran gewöhnt. Vielleicht, weil das ganze Lokal Erinnerungen an die 80er wachruft, und damals so ein Klang nichts Ungewöhnliches war. Vielleicht auch, weil im Eisernen Julius sich niemand um hippe Modetrends und Schickimicki-Gastronomie schert, und das hat auch was für sich.
Die Toiletten im Keller riechen etwas nach Hallenbad (Chlor) und sind sehr sauber. Keine Erlebnistoilette, aber hier gibt es auch nichts zu beanstanden.
Das Essen:
Bekannt ist das Restaurant für seine Fleischgerichte nach Balkanart: Spieße, Cevapcici, Schnitzel, Filets, Hacksteaks und Steaks, dazu gibt es Kartoffeln, Djuwetschreis oder Pommes, Zwiebeln und Ajvar.
Zu den „Spezialitäten vom Grill“ gehören das „Epigramm á la Split“ (2 Cevapcici, Kotelett, Rumpsteak, gefülltes Schnitzel, Speck, dazu Djuwetschreis, Pommes und Salat für 15 Euro), die „Balkan Leber“ (mit Speck, Djuwetschreis, Pommes, gerösteten Zwiebeln, Ajvar und Salat für 11 Euro) und die „Holzfällerplatte“ (Schweinefilet, Hacksteak, Rumpsteak, 2 Cevapcici, Speck, gebackener Schafskäse, geröstete Zwiebeln, Pommes und Salat für 16,50 Euro).
„Für den kleinen Hunger“ gibt es beispielsweise ein „Filet mit Pfirsich“ (2 kleine Schweinefilets mit Pfirsich und Sauce Hollandaise überbacken, dazu Röstinchen für 9,50 Euro) und den gebackenen „Camembert“ (mit Petersilie, Preiselbeeren, Toast und Butter für 9,50 Euro).
Die Schnitzel kosten 10 bis 15 Euro, die Pfannengerichte 13,50 bis 18 Euro und die Argentinischen Steaks mit Beilagen kosten 17,50 bis 24 Euro.
Wir bestellen zuerst einen Meze-Vorspeisenteller (8 Euro): mehrere große Stücke Käse, Schinkenscheiben, Oliven, Butter und Brot. Lecker und für zwei Erwachsene ausreichend.
Als Hauptgericht nimmt meine Begleitung das „Raznjici“, das sind zwei Schweinefleischspieße mit Djuwetschreis und Pommes, Ajvar, einer ordentlichen Portion gewürfelte Zwiebeln und Salatschälchen für 11 Euro. Ihr Eindruck: Die Pommes sind kross und gut gesalzen, das Fleisch ist außen schön braun gegrillt, innen zart und saftig. Das Fleisch passt sehr gut zum kräftig gewürzten Reis und zum Rest. Ein Gericht zum Schlemmen, das man auch an einem Sommerabend gern isst.

Das Raznjici. © Tilman Abegg
Das Kind bestellt die Kinderversion – ein Spieß, Pommes und Salatschälchen – und futtert zufrieden und ohne Beanstandungen.

Der Kinderteller mit Spieß - nach dem wir das Fleisch schon kleingeschnitten hatten. © Tilman Abegg
Ich nehme ein Rumpsteak mit Spargel und Kartoffeln von der Spargelkarte für 21,90 Euro. Das Steak kommt mit einem Hut aus zerlaufender Kräuterbutter, ist etwa zwei Finger dick und mit einem leicht rosa Innenleben irgendwas zwischen medium und durch – der Kellner hatte mich vorher nicht gefragt, und ich habe auch nicht dran gedacht. Macht aber nichts, das Fleisch ist gut so. Der Spargel hat einen angenehmen Biss, die Kartoffeln spielen sich nicht weiter auf. Das Essen macht Spaß.

Das Rumpsteak mit Spargel Sauce Bernaise. © Tilman Abegg
Dieses Gericht ist ein sicherer Tipp für Menschen, die fürchten, nicht satt zu werden. Wahrscheinlich ist die schwergelbe Sauce Bernaise nicht unschuldig daran, dass ich in den kommenden zwei Stunden und gefühlt im siebten Monat schwanger bin. Das Dessert fällt flach.
Der Service:
Unser Kellner versteht sein Handwerk und ist der Gegenentwurf zu dem Bedienungspersonal im Studentenalter, wie man es in einigen hipperen Läden antrifft, und das manchmal mehr am eigenen Handy interessiert ist als an den Gästen. Stattdessen ist er professionell, schnell, unaufdringlich und höflich und legt bei allem, was er tut, eine stolze, aber nicht unfreundliche Noblesse an den Tag. Sehr angenehm!
Die Preise:
Für eine Vorspeise, den Hauptgang für zwei Erwachsene und ein Kind, ein Glas lieblichen Riesling, zwei alkoholfreie Weizen und einen Orangensaft bezahlen wir 60,70 Euro. Rechnet man den kultigen 80er-Flashback im Biergarten bzw. das urige Höhlenflair im Innenraum und den filmreifen Habitus des Kellners dazu, erscheint mir das nicht zu viel.
Kinderfreundlichkeit:
Auf der Speisekarte gibt es vier Kindergerichte: Ein Raznjici-Fleischspieß, Cevapcici und ein Schnitzel, jeweils mit Pommes und Salat, und Nudeln mit Tomatensoße.
Extra-Unterhaltung für Kinder, wie einen Maltisch oder eine Spieleecke, haben wir nicht gesehen. Kinderfreundlich ist aber die schnelle Küche: Wir haben für die Vierjährige Malbücher und Stifte mitgebracht, mit der sie sich in der gefühlten kurzen Viertelstunde, bis das Essen kam, zufrieden beschäftigen konnte.
Die Mitarbeiter sind freundlich zu unserer vierjährigen Begleiterin. Als deren fast volles Orangensaft-Glas umfällt, zuckt der Kellner mit keiner Miene und wechselt schnell das Tischtuch. Nach dem Essen legt er, als das Kind kurz wegschaut, einen Lolli auf den Tisch – als kleine Abschieds-Überraschung.
Barrierefreiheit:
Es gibt eine Stufe vor dem Eingang, die Toiletten liegen im Keller und sind nur zu erreichen über eine Treppe. Im Restaurant ist alles ebenerdig.
Anfahrt und Parkplätze:
An der Deutsch-Luxemburger-Straße und an den umliegenden Straßen gibt es Parkstreifen an den Seiten. Meistens findet man schnell einen Parkplatz im Umkreis von vielleicht 200 Metern.
Die U42-Haltestelle „Harkortstraße“ ist 50 Meter entfernt, zur S-Bahn-Haltestelle „Do-Barop“ sind es nur wenige Gehminuten.
Was sagt das Netz zum Eisernen Julius?
Auf der Facebook-Seite des Restaurants gibt es 38 zumeist sehr positive Bewertungen, der Durchschnitt liegt bei 4,7 von 5 Sternen. Bei Tripadvisor sind die Bewertungen etwas zurückhaltender: 9 Bewertungen ergeben im Schnitt 3,5 von 5 Punkten, je 4 für Service, Qualität und Einrichtung und 3,5 für die Küche.
Einige loben das „extrem nette Personal“, das „superleckere Essen“ und die urige Atmosphäre. Eine Kundin schreibt, hier gebe es „das beste Steak Dortmunds“. Andere kritisieren die zum Teil mittelmäßigen Gerichte mit „trockenem Fleisch“, „fertiger Bernaise-Sauce“ und das zu einfache Salatangebot.
In Dortmund aufgewachsen, musikalische und kunsthistorische Ausbildung, journalistische Ausbildung bei den Ruhr Nachrichten. Seit 2011 Kulturredakteur für Dortmund. Berichtet über Kunst, Kultur, Kulturpolitik und alles, was man sehen, hören, fühlen, glauben oder verstehen kann.
