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Maria 2.0: Dortmunder Frauen kämpfen für Aufklärung der Missbrauchs-Skandale
Kirche in Dortmund
Die Frauen-Initiative „Maria 2.0“ hat auch in Dortmund Anhängerinnen. In einem offenen Brief kritisieren sie die derzeit wieder hochkochende „Vertuschungspolitik“ der katholischen Kirche.
Es waren die Namen von 17 Frauen unter dem Brief abgedruckt, der an Erzbischof Hans-Josef Becker in Paderborn adressiert war. Aus Dortmund, Kirchhundem, Paderborn, Bielefeld und eben auch aus Aplerbeck – und der Brief hat in Paderborn schon Wirkung gezeigt.
Die Frauen engagieren sich in einer Initiative mit dem Namen „Maria 2.0“. Die Forderungen der Initiative richten sich gegen Macht-Strukturen in der römisch-katholischen Kirche und setzen sich beispielsweise für eine umfassende Aufklärung von Missbrauchsfällen in der Kirche ein.
Man könne jetzt nicht länger schweigen
Denn die scheint in den Augen der Frauen nicht zu funktionieren. „Unsere Motivation war es, dass wir das Gefühl haben, dass wir insbesondere zu den Missbrauchsfällen, die es in der Katholischen Kirche gegeben hat, nicht mehr länger schweigen können“, sagt Sigrun Eggenstein, die Mitglied in der St. Ewaldi-Gemeinde in Aplerbeck ist.
Ihr Name steht, wie der von drei weiteren Frauen aus Aplerbeck, mit unter dem Brief an den Erzbischof. „Man mache sich mitschuldig, wenn man zu den Vorfällen nichts sagt und keine Stellung bezieht“, sagt Sigrun Eggenstein. Und Stellung hat die Bewegung Maria 2.0 schon des Öfteren bezogen.
Die Basis gehe verantwortungsvoll mit dem Thema um
Man habe selbst fast schon ein schlechtes Gewissen, dass man so lange geschwiegen habe, so die Meinung der beteiligten Frauen. Dabei werde das Thema Missbrauch in der katholischen Kirche in den Gemeinden, also an der Basis, durchaus behandelt und offen diskutiert.
Bei den „Oberen“ werde das Thema aber immer noch nicht mit der notwendigen Ernsthaftigkeit behandelt. Aber warum kommt der Brief von den Maria 2.0-Frauen an den Bischof genau zum jetzigen Zeitpunkt?
Auslöser für den Brief ist ein Gutachten
Auslöser ist ein Gutachten, das die Missbrauchsfälle innerhalb der Kirche beleuchtet. „In Aachen ist das Gutachten anerkannt worden, bei der katholischen Kirche in Köln soll es nicht veröffentlicht werden, weil es angeblich nicht korrekt erarbeitet wurde“, sagt Sigrun Eggenstein.
„Die dortigen Ereignisse rufen bei uns Fassungslosigkeit und Entsetzen hervor. Die jüngsten Entscheidungen der Kölner Bistumsleitung um Kardinal Rainer Woelki und Generalvikar Markus Hofmann sind untragbar. Die dringend zu vermutende Instrumentalisierung des Betroffenenbeirates, um die Nichtveröffentlichung des 2018 in Auftrag gegebenen Gutachtens zum Umgang mit sexualisierter Gewalt durch Kleriker zu verhindern, schlägt dem Fass sprichwörtlich den Boden aus“, ist in dem Schreiben der Frauen von Maria 2.0 an den Erzbischof zu lesen.
„Es muss einfach sein, dass diejenigen, die jetzt weiter etwas vertuschen wollen, einen deutlichen Druck verspüren“, sagt die engagierte Aplerbeckerin. Und daher habe man sich an den Bischof gewandt, um das Thema in der Bischofskonferenz auf die Tagesordnung zu setzen und auch Konsequenzen zu ziehen.
Erzbischof hat schon Gespräche signalisiert
„Es ist unsere Verantwortung den Opfern gegenüber, dass wir nicht mehr so lange Stillschweigen bewahren. Diesen Fehler dürfen wir nicht mehr machen“, sagt Sigrun Eggenstein.
Indes scheinen der Brief und vor allem dessen Inhalt in Paderborn schon auf offene Ohren gestoßen sein. Denn Erzbischof Hans-Josef Becker hat bereits signalisiert, mit den Frauen ein Gespräch führen zu wollen. „Und das Angebot werden wir auch annehmen“, sagt Sigrun Eggenstein.
Jörg Bauerfeld, Redakteur, berichtet hauptsächlich in Wort, Bild und Ton aus dem Dortmunder Süden.
